Die Reise ins Schlammloch

Total erschöpft liege ich in einem Kingsize Bett im 33. Stock eines edlen Hotels. Der Ausblick über einen Teil der Stadt macht all die Strapazen wieder gut. Dennoch war die Reise nach Kuala Lumpur extrem anstrengend. Und müde bin ich auch.

In 27 Stunden um die (halbe) Welt

Vor 27 Stunden bin ich in Cottbus losgefahren. 5 Uhr morgens. Ich spürte erst kurz vor Berlin eine ansteigende Anspannung in mir. Die Angst war groß, dass etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen könnte – Impfnachweis, negativer Test, Pass vergessen, zu schweres Handgepäck, zu spät am Gate…Ich hatte mich extrem gut vorbereitet, aber in meinem Kopf spielte sich so einiges ab. Wider Erwarten wurde weder ein Testnachweis verlangt, noch musste man im Flugzeug eine Maske tragen. Das zog sich sogar bis nach Qatar. Dort haben die Security-Mitarbeiter aber noch weniger auf Details geschaut. Gescannt wurde einfach, ohne dass ich elektronische Geräte auspacken musste. Übrigens hatte ich auf diesem Flug wirklich „rücksichtslose“ Nachbarn. Ich mag das gar nicht, wenn Menschen sich extrem breitmachen, ohne auf das Wohl der Nachbarn zu achten. Dafür hatte ich beim zweiten Flug, der von Qatar nach Kuala Lumpur, einen sehr netten Malay neben mir, der sehr entspannt war und fast die ganze Zeit schlief. Leider wurde mir die Fähigkeit, im Sitzen zu schlafen, nicht mitgegeben, sodass ich es insgesamt auf gerade mal zwei Stunden geschafft habe. Geschätzt. Danach waren wenigstens die echt lästigen, sehr starken Kopfschmerzen weg. Und so konnte ich die letzten eineinhalb Stunden des Fluges nachverfolgen, mit welcher Geschwindigkeit wir über den Ozean, dann Sumatra (Indonesien) flogen, um schließlich in der schlammigen Flussmündung zu landen. Ja, das bedeutet nämlich Kuala Lumpur auf Deutsch übersetzt. Auf meiner damaligen Reise traf ich einen alten Herren, der mir erzählte, wie er die Entwicklung von dieser Schlammgrube bis hin zu diesem wolkenkratzerübersäten Ort miterlebt hatte. Das faszinierte mich damals schon.

Und wen es interessiert: Es waren übrigens über 950 km/h auf einer Höhe von 12.000 Metern. Echt beeindruckend. Die Lufttemperatur betrug dort oben -37°C.

Mustern und Abstempeln

Eine weitere Hürde, die ich neben dem Starten und Landen des Flugzeugs immer echt spannend finde, ist die Immigration, also die Stelle, an der man von böse oder genervt schauenden Beamten gemustert wird, um einen Stempel in den Reisepass zu bekommen. Während vor mir alle mit ihren Reisedokumenten und einigen weiteren Zetteln standen und nicht wussten, was zu tun war, stand ich nur mit ersterem da. Kurz wieder die Frage: „Habe ich vielleicht irgendetwas vergessen?“ Nein! Ich habe den Luxus eines deutschen Reisepasses, der mir einen Aufenthalt von 90 Tagen ohne Visum in Malaysia erlaubt. Schon Extraklasse! Kurz ein paar Fragen beantwortet und die Zeigefinger zum Scannen aufgelegt und schon lief ich Richtung Arrival Hall.

Hürdenlauf durch Malaysia

Nun war die letzte Hürde (dachte ich zumindest), einen Bus nach KL zu finden, denn der Flughafen liegt fast 50km entfernt. Immerhin gibt es jetzt mehrere Geldautomaten direkt in der Halle und ich konnte sofort Bargeld abheben. Das war früher nicht ganz so leicht. Übrigens empfehle ich den Bus, da dieser nur 3 Euro kostet, im Gegensatz zur Bahn, die zwar schneller, aber um einiges teurer ist.
Die nun wirklich letzte Hürde war es, zu Fuß von der KL Sentral (so etwas wie der Hauptbahnhof) zu meinem Hotel zu kommen und die Wartezeit bis zum Check-In zu überbrücken. Ich hatte, wie gesagt, nur zwei Stunden geschlafen, ganz schön Hunger und die Hitze mit der Luftfeuchtigkeit sogar noch unterschätzt. Ich kam aus kalten 8°C in drückende 35°C. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Mit fast 15 Kilo auf dem Rücken und noch in eine lange Hose eingepackt, schwitzte ich sofort los. Ich rettete mich im LEAF & CO., einem hipwirkenden Café mit Mittagsangebot. Als ich mit leerem Teller und Glas noch eine Weile saß, fielen mir immer wieder die Augen zu. Muss lustig ausgesehen haben. Bei sengender Hitze lief ich noch den letzten Kilometer und checkte glücklicherweise eher als erwartet ins Hotel ein. Für 1 MYR (Ringgit, umgerechnet etwa 0,20€) musste ich mir noch eine Maske kaufen, die man hier in Malaysia in Hotels und auch in öffentlichen Verkehrsmitteln tragen soll.

Chicken Satay Sandwich with fries and salad

Ausblick

Mein Zimmer, die geile Dusche und der Blick aus dem 33. Stock machen all die Strapazen wieder gut. Und ich? Ich kann trotz zwei Stunden Schlaf nicht einfach ins Bett fallen und den Tag verschlafen. Ich werde jetzt noch eine Runde durch die Stadt laufen, die Elektronik-Mall abchecken und wahrscheinlich später noch den Rooftop-Pool aufsuchen. Damit verwirkliche ich mir dann einen meiner Träume. Im Pool auf die Skylinelichter von Kuala Lumpur schauen – geil! 

Skyline von Kuala Lumpur aus dem 33. Stock

4 Gedanken zu “Die Reise ins Schlammloch

  1. Emotionen, Leidenschaft und die Freude, die du schon weit vor deiner Reise ausgestrahlt hast, lässt das alles viel spannender und realitätsnaher wirken. Der Text ist wie ein Kino na ja wie ein Kopfkino eben ich tauche mit Freude in deine Texte ein und freue mich auf weitere.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s