Mit raschen Schritten Richtung Norden

Mich zieht es weg von den touristisch überlaufenen Orten. Mich sehnt es nach Ruhe und Natur. Deshalb buchte ich die schnellstmögliche Verbindung nach Koh Kood. Und das liegt am anderen Ende des Landes. Wie reise ich also von einem Ort zum anderen? Und wie viel kostet mich das? Und finde ich unterwegs die Möglichkeit, weniger touristische Orte zu entdecken? Finden wir es gemeinsam heraus!

Reisekosten(ab)rechnung

Wie viel bezahlt man in Thailand für den Transfer? Also jede Fähre, jeder Bus, jeder Minivan und auch jeder Zug, der mich Reisenden durchs Land kutschiert, ist so gesehen verdammt günstig, verbraucht am Ende jedoch mehr Geld, als mir lieb ist. Die Devise beim Vorankommen ist: Je exklusiver die Art der Fortbewegung, desto teurer wird es. Somit ist wahrscheinlich das Speed Boat auf die Entfernung gesehen das Fortbewegungsmittel, bei dem man am tiefsten in die Tasche greift. Danach kommen Fähren, denn alles, was übers Wasser führt, kostet einfach mehr. Wenn ich richtig liege, kommen dann die Taxis und Grab-Fahrer, die zwar günstiger sind als in Deutschland, aber mich ja nur kurze Strecken fahren. Deshalb sind Minivans und Reisebusse günstiger. Auf längere Distanz auf jeden Fall erschwinglich, doch wenn man viel durch Thailand reist, so wie ich, dann geht da einfach viel Geld drauf. Der Transfer von Langkawi nach Koh Lipe hat mich rund 40 Euro gekostet, von Koh Lipe musste ich auch wieder runter. Das kaufte ich als Paket mit Minivan nach Surat Thani für wiederum 30 Euro. Der Zug, in dem ich gerade sitze und der mich bis nach Bangkok bringt, hat mich schlappe 13 Euro gekostet, inklusive Schlafabteil, doch dazu später mehr. Von Bangkok werde ich nach Koh Kood reisen, wofür ich weitere 30 Euro bezahlt habe. Damit bin ich dann von Südthailand über Bangkok bis in den Osten des Landes vorgedrungen und habe insgesamt 113€ bezahlt. Wie weit kommt man damit in Deutschland? Wäre mal eine interessante Gegenüberstellung. Aber kurz zur Info: Thailands Fläche ist etwa ein Drittel größer als Deutschlands.

Abwägen – Komfort oder Geldsparen?

Für alles, was mich voranbringt, gibt es eine Entscheidung zu treffen: Möchte ich gerade so schnell wie möglich vorankommen, mit einer Klimaanlage und Verpflegung? Oder will ich Geld sparen und nehme in Kauf, dass ich deutlich länger unterwegs bin mit deutlich weniger Komfort (also auch ohne Toilettenpausen)? Bei dieser Reise entscheide ich mich öfter mal für den Komfort. Der Zug, in dem ich gerade nach Bangkok fahre, zählt da allerdings nicht dazu. Dieser war eine erwünschte Erfahrung, die ich gern mal machen wollte. Und sie ist total verrückt. Gehen wir doch heute mal nicht chronologisch vor und stürzen uns direkt auf den Reisebericht vom Zugfahren.

So ähnlich sah der Zug nach Bangkok auch aus, war nur etwas länger.

Zuerst einmal wirkt schon der Bahnhof wie ein längst vergessener Ort. Jahrzehnte müssen verstrichen sein, als der letzte Zug hier einfuhr. Nur die Menschen, die hier seit Stunden sitzen und warten, geben ein Lebenszeichen. Weit und breit keine elektronischen Anlagen, alles wird vom Personal noch manuell erledigt. Schrilles Pfeifen ertönt bei der Einfahrt des langersehnten Zuges, sodass keiner auf die Gleise rennt. Immerhin „nur“ eine Stunde zu spät. Mir ist es egal, ich habe keinen Zeitdruck.  Außerdem habe ich mich gut mit einem kanadischen Fotografen unterhalten. Schnell suche ich Wagen Nummer 5 und dann meinen Sitz. Ich habe einen mit Schlafgelegenheit gebucht. Nur, wo ist das Bett? Eine junge Thai sitzt vor mir und in einem Korb eine weiße Katze mit orangenen Augen. Wie sie wohl die 14 Stunden übersteht? 

Wozu einen Tunnel oder Brücke bauen, wenn ein Hinweisschild alles regelt?

Nach wenigen Minuten des langsamen Getuckels kommt ein Steward und baut regelrecht die Betten auf. Mit einer Klappvorrichtung unterm Waggondach kommt plötzlich mein Bett zum Vorschein. Der Stewart bezieht es sogar mit Laken und Kopfkissen. Eine Decke bekomme ich erst später. Dafür aber einen Vorhang. Ich hüpfe hoch aufs Bett, die junge Thai verkrümelt sich unter mir auf den Sitzen, die ebenfalls zu einem Bett zusammengeschoben wurden.

Gerade sitzen kann ich hier oben nicht, deshalb ist fragwürdig, wie lange ich noch am Laptop sitzen werde. Immer wieder streifen Verkäufer durch den schmalen Gang und verteilen Essen und Getränke – und das lautstark. Außerdem wackelt alles und irgendwo ist ein Fenster offen. Wie dieses Abenteuer ausgeht, wirst du wohl erst beim nächsten Mal erfahren.

Eine Fügung meines Lebens

Nun hüpfe ich zurück zu meinem Aufenthalt in Surat Thani, bevor ich in den Zug stieg: Ich kam nachmittags in Surat Thani an, checkte in einem Einzelzimmer des Port Hostels ein und ging etwas essen. Am nächsten Tag sollte der Zug nach Bangkok erst um 17 Uhr fahren. Bis dahin war noch genug Zeit, etwas zu erleben.

Surat Thani ist eine Großstadt, in der vieles dreckig, kaputt und laut ist (was nicht schlecht ist, ich mag, dass es so anders ist). Bei dem Versuch, mit den Locals zu reden, fiel mir schnell auf, dass sie kaum Englisch sprechen. Doch ich konnte es mir erklären: Surat Thani ist nur ein Zwischenstopp, weil alle Touris auf die Inseln wollen. Hier verirrt sich kaum jemand in dem Straßenlabyrinth und kommt in den Kontakt mit den echten Einheimischen.

So in etwa sah die Postkarte auch aus. Ich bin so froh über diese Fotos und das Gefühl, in dieser Höhle gewesen zu sein!

Ich wollte jedoch meine Zeit in der Stadt sinnvoll nutzen. Als ich vom Abendessen zurück ins Hostel kam, erblickte ich einen Karton mit Postkarten. Das hieß, es wurde wieder mal Zeit für ein paar kleine handschriftliche Überraschungen. Mein Leben wollte, dass ich mir eine der Postkarten näher anschaue. Auf dieser waren mehrere Buddhas zu sehen. Mich sprach an, wie die Statuen angeleuchtet wurden. Es sah mystisch aus. Ich nutzte die Übersetzerfunktion von Google, um direkt im Handy zu sehen, was dort in Thai geschrieben stand. Nach einem kurzen Gespräch mit der Frau an der Rezeption fand ich den richtigen Tempel auf der Karte. Und nochmal ein paar Minuten später hatte ich mir für 500 Baht (13 Euro) ein Taxi für den nächsten Morgen bestellen lassen. 

Ein paar Male gab es Löcher, durch die die Fledermäuse ins Freie fliegen konnten.

Wie sich Batman gefühlt hat

Und so saß ich 9 Uhr morgens im Taxi, frühstückte mit dem Fahrer und nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir den Tempel. Kein einziger Hellhäutiger, außer mir. Ich steuerte sofort den Eingang des Tempels an, auch wenn ich total beeindruckt von dem Gebäude war, das sich auch auf dem Gelände befand. Es war allerdings nicht der Tempel. Wie sich herausstellte, befand sich dieser nämlich in einem Berg. Ja, in einer Höhle! Diese Stimmung da drinnen war so urgewaltig. Das Plätschern einzelner Tropfen, ein schmaler Weg durch zerklüftete Sandsteinwände und das grelle Quietschen der Fledermäuse. So muss sich Batman gefühlt haben, als er in den Brunnen fiel. Ich hatte sofort Gänsehaut, als diese irre rasanten Tiere ganz nah an mir vorbeiflogen. Sie begrüßten mich aufgeregt. Und ich war es ebenso. Ich lief da unten ganz allein herum und erforschte die natürlich erschaffene Halle noch ein wenig, dann kehrte ich ehrfürchtig und komplett begeistert zurück an die Oberfläche.

So etwas erinnert mich stark an Tomb Raider. Wo ist der verlorene Schatz?

2 in the Wild

Angelehnt an die Youtube Serie „7 vs. Wild“ passt die Überschrift sehr gut zum Abschluss meines Ausflugs. Es führte nämlich nicht nur ein Weg in den Fels, sondern auch auf den Fels. Eine schmale Treppe, nass vom Regen und bewachsen mit Unmengen an Farn, führte ganz steil den Berg hinauf. Links und rechts war sofort – und ich betone: SOFORT – überall Regenwald. Pflanzen, so riesig, dass ich unter ihren Blättern eine trockene Bleibe fand. Umherschwirrende Mücken, die nur darauf warteten, dass sich ein Farang wie ich dorthin verirrte. Und unter dem dichten Blattwerk der uralten, mit Lianen umschlungenen Titanen war es sofort dunkel. Es reichten die geschätzten 100 Stufen vollkommen aus, um mich und den Fahrer so nassgeschwitzt aussehen zu lassen, als hätten wir eine Stunde im Regen gestanden. Mein Hemd war klitschenass. Der Regen hatte dazu kaum beigetragen. Und das alles für eine steinerne Buddhastatue, die mit ihrer offenen Handfläche auf ein brüderliches High-Five wartete. Sollte sie bekommen.

Wie erwähnt, ist es im Dschungel sehr dunkel!

Als wir zum Taxi liefen, hörte ich im Hintergrund ein Glockenspiel und fragte meinen Fahrer, was das bedeutete. Er meinte, es wäre heute ein Tag, an dem die Toten beerdigt werden. Der Klang der Glocken wäre das Trauerspiel der Feier, die gerade stattfindet. Dieser wollte ich aus Respekt aber nicht so vollgeschwitzt beiwohnen.

Das buddhistische Gebäude neben dem Höhlentempel. Ein Prachtexemplar!

Resümee

Alles in allem zeigt mir dieser Ausflug, wie wertvoll es ist, den ausgetretenen Pfad des Mainstreams zu verlassen und eigene Wege zu erkunden. Ich bin unendlich froh über diese Erfahrung. Ich nenne absichtlich nicht den Namen des Tempels. Ich will keine Klicks generieren mit Tipps für Thailand und Orten, die man unbedingt gesehen haben muss. Jeder, der zu diesem Tempel will, der kann sich bei mir melden. Ich werde Menschen persönlich davon erzählen, aber ich will, dass solche Orte original bleiben.

Mich würde interessieren, ob du schon mal eine solche Fügung in deinem Leben erlebt hast und wenn ja, welche das war.

Ich hoffe, mein Erzählstil hat dieses Ereignis würdigend genug herüberbringen können. Auch dazu wäre ein Kommentar überaus lieb von dir!

Danke fürs Lesen!

Martin

7 Gedanken zu “Mit raschen Schritten Richtung Norden

  1. Hallöchen Martin, man ist das alles interessant. Dein Erzählstil ist genau so, dass ich mittendrin dabei bin. Schwitzen, dunkel, wundervolle Höhle und Dschungel. Wenn es dort nicht so schwitzig wäre, dann hätte ich Thailand wohl schon längst besucht. Dass alles Geld kostet wusstest du ja. Gut ist, dass du da viel weiter kommst als bei uns. Und sicher bleibst du auch mal an einem Ort länger, dann sparst du etwas. 😃 Gesehen und erlebt hast du jedenfalls in der Zeit wo du unterwegs bist schon mega viel. Ich wünsche dir weiterhin ganz wundervolle Erlebnisse und Erfahrungen. Sei achtsam und genieße deine Reise. 🥰

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  2. Ich kann mich nur den Worten von Jana anschließen. Beim lesen deiner Beschreibungen entstehen Bilder wie ein Film der abläuft. Ich wünsche Dir weiterhin schöne Erlebnisse.
    Pass gut auf Dich auf.
    Liebe Grüsse aus Cottbus Oma Bärbel

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  3. Genau mein Thema, Tempel, alte Pfade und Weisheiten, die man nicht beschreiben kann, die man erleben muss! Dieser Tempel wirkt so urig, allmächtig und man hat eine gewisse Ehrfurcht. Der Buddhismus lehrt ja das Leben in Pfaden zu beschreiten und den Mittelweg zu gehen kann man gut auf deinen Dschungelpfad wieder Spiegeln.  

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