Gerade sitze ich in einem VIP-Bus, der mich von Vientiane – der Hauptstadt Laos – in eine kleine Stadt namens Thakhek bringt. VIP ist dabei stark übertrieben, doch dazu komme ich später. Laos war bisher nie auf meiner Reiseliste. So richtig wusste ich nicht, was ich von diesem Land halten sollte. Hier kommt also der erste zusammenfassende Bericht über das Land, das ich nun doch seit zwei Wochen erkunde und welches mich in vielen Momenten staunen lässt. Dabei ist es vor allem die Natur selbst, die mich stark beeindruckt – ob Berge, Höhlen oder Wasserfälle, es ist pure Schönheit!
Hier kannst du übrigens zu meinem Drohnenvideo springen, das dir tiefe Einblicke in ein wunderschönes Land gibt:
Ankunft und erste Fehlentscheidungen
Wir kamen über den Internationalen Flughafen Luang Prabang in Laos an. Schon die Landung kündigte eine felsige Berglandschaft mit flächendeckendem Regenwald an. Die Stadt selbst war klein und süß. An jeder Ecke Cafés und Restaurants, manche siedelten sich direkt an den Mekong, sodass man einen befriedigenden Ausblick auf den Fluss hat. Das erste Abendessen genossen wir auch in einem solchen Restaurant. Die Preise überstiegen die 2-Euro-Marke nicht. Der Geschmack des Essens allerdings war unglaublich lecker!
Abends schlenderten wir durch die Stadt, entdeckten einen Night Market und suchten nach Sim-Karten. An einer kleinen Bude ließen wir uns beraten und kauften später auch gleich Zugtickets nach Luang Namtha, das im nördlichen Laos liegt. Leider haben wir sowohl für die Sim-Karten als auch für die Tickets deutlich mehr als nötig gezahlt. Und das, obwohl wir beide schon so viel Reiseerfahrungen haben. Ich denke, es kann und wird auch immer wieder passieren. Neues Land, neues Glück.
Für 80 Gigabyte für 30 Tage habe ich etwa 11 Euro bezahlt. Das ist für europäische Standards immer noch top, oder?! Und der Empfang ist vollkommen okay, manchmal mehr, manchmal weniger schnell.






Beeindruckende Natur
Da ich mich kaum im Vornherein über Laos informiert habe, wurde ich etwas von der Kälte in der Nacht überrascht. Durch die bergige Landschaft fällt viel Schatten übers Land und die Sonne verschwindet eher als der eigentliche Sonnenuntergang. So ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht enorm – während tagsüber durchaus 27 Grad erreicht werden, kann es nachts bis zu 11 Grad kalt werden.
Außerdem ist es gerade die eher kältere Jahreszeit in Laos, manche Bäume verlieren braunes Laub, die Reisfelder bleiben trocken. Wie auf den Fotos zu sehen, gibt es trotzdem noch genügend Grün, sodass die Umgebung keineswegs trist wirkt.

Am schlimmsten traf uns der Temperaturunterschied bei einem Halbtagesausflug von Luang Namtha nach Muang Sing, das nur wenige Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt liegt. Wir fuhren recht spät los, sodass wir im Dunkeln den Rückweg antraten. Es war so unglaublich kalt – auch durch den Fahrtwind auf dem Motorroller – dass ich selbst nach einer heißen Suppe, Ingwertee und einer heißen Dusche immer noch fror.
Übrigens sind die Straßen voller tiefer Löcher, denen man ausweichen muss, oder der Asphalt hört ganz plötzlich auf und man fährt durch staubigen Schotter. Ja, alles ist echt so staubig hier, dass die Pflanzen am Straßenrand mit einer dicken Schicht lehmbraunen Staubs bedeckt sind. Geregnet hat es in den zwei Wochen bisher noch nicht.
Aber nun zu dem wirklich beeindruckenden Teil des Landes: die Berge! Diese ragen steil in den Himmel, fast vollständig bedeckt mit Regenwald. Manchmal zeichnen sich graue schroffe Felswände ab, die bezeugen, mit welcher monumentalen Kraft diese Formationen vor Jahrtausenden in Form gepresst wurden.


Im Schein der Abendsonne erscheinen die Berge in einer dunklen Silhouette, weiter entfernte Berge in einem anthrazitgrau. Je entfernter, desto heller wirken sie. So entsteht eine mehrschichtige Leinwand aus imposanten Felsspitzen, die sich über das ganze Land erstrecken. Fürs Auge ist das wie eine natürlich geformte Mona Lisa, die ich vor allem in den Abendstunden stundenlang bestaunen kann.

Das einzige große Gewässer ist der Mekong, der sich durch die Täler des Landes schlängelt. Wir waren aber auch an einem unüberschaubar großen Süßwasserreservoir, das mit hunderten winzigen Inseln durchzogen ist. In einer Unterkunft direkt am See durften wir kostenlos Kajak fahren und Frühstück war inklusive. Für ein paar Einblicke teile ich ein paar Handyfotos mit euch.




Reisen mit Zug und Bus
Viermal sind wir mit dem Zug gefahren. Die LCR (Laos-China-Railways) ist die einzige Zuglinie durchs Land, die Laos mit China auf direktem Wege verbindet. Die Bahnhöfe gleichen modernen Monumenten mit enormen Ausmaßen. Sicherheitskontrollen und Einweiser, die genau anzeigen, wo man wann einsteigen darf, sind Anzeiger für die Ordnungsliebe der Chinesen. Die Züge sind komfortabel und geräumig ausgestattet. Nur wenn die Klimaanlage nicht funktioniert, ist die Luft extrem schlecht und verursachte bei mir mehrmals Kopfschmerzen. Übrigens stehen auf den Tickets immer auch die Sitzplätze, doch die interessieren absolut niemanden. Jeder sitzt, wie er will.
Je öfter wir mit dem Zug fuhren, desto mehr Geld sparten wir bei den Fahrkarten. Anfangs bezahlten wir fast das Doppelte vom eigentlichen Ticketpreis, der bei etwa 6,50 Euro lag. Später kauften wir die Tickets direkt im Bahnhof, der übrigens fast immer mindestens 20 Minuten außerhalb der Stadt lag. Da die gesamte Strecke recht neu ist (finanziert von den Chinesen), war es wahrscheinlich nicht möglich, eine solch große Bahnhofshalle in die Stadt zu pflanzen. So haben die Taxi- und Tuktukfahrer ihr eigenes Business und alle profitieren irgendwie voneinander. Nur der Reisende darf etwas tiefer in die Tasche greifen. Achte darauf, dass du nicht mehr als 50.000 Kip pro Fahrt bezahlst. Alles andere ist Wucher.
(Wohl gemerkt sind das hier alles immer noch sehr niedrige Preise. Eine Zugfahrt von ein bis zwei Stunden kostet 5 bis 7 Euro.)
Eine Busfahrt von sechs Stunden haben wir nun auch gebucht: 13 Euro, um von Vientiane nach Thakhek zu kommen. Der sogenannte VIP-Bus ist allerdings in den Maßen kleiner Asiaten ausgestattet, sodass meine Knie nicht zwischen den Sitz passen. Während ich das also hier schreibe, ragen meine Beine in den Gang, um mich herum sitzen ausschließlich nicht-asiatische Reisende im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Alle haben mehr erwartet. Die andere Option wäre ein Sleeper-Bus gewesen, der – mit Betten ausgestattet – über Nacht das Ziel erreicht. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Wahl besser gewesen wäre, wenn die Betten dort auch asiatische Maße haben. Aber nach 7 Stunden Fahrt über holprige Schotterpisten werde ich wahrscheinlich sagen: Irgendwie geht es immer.
Highlight – Laotische Küche
Das erste Highlight des Landes ist das Essen. Die Gerichte sind super lecker, ich könnte eigentlich dauerhaft etwas zu mir nehmen. Allerdings fiel mir schnell etwas auf, wenn ich in die Speisekarten schaute: Überall Dutzende Schreibfehler, nicht nur auf Speisekarten, auch auf Werbebannern oder Schildern. Überall werden Buchstaben hinzugefügt, die man nicht erwartet. Auf einer Seite kann dasselbe Gericht durchaus dreimal falsch geschrieben stehen. So ist das Lesen des Menüs manchmal mehr ein Rätselraten.
Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob das laotische Gericht Laap wirklich so geschrieben wird. Sicher ist auch Laab oder Larp richtig. Dieses Gericht überraschte mich sehr. Es ist mit Hand gehacktes Fleisch (bevorzugt Hähnchen) und das ganz ohne Knochen, Fett und Knorpel. Dieses wird mit Koriander und Minze vermischt und mit Salat und wahlweise mit Reis serviert. Ich probierte das Gericht mehrere Male und wurde nie enttäuscht. Für Vegetarier wird es – anstatt mit Fleisch – auch gern mit Tofu oder Pilzen zubereitet. Ich habe zuvor noch nie davon gehört, doch würde es jedem empfehlen. Die Kombination der verschiedenen Geschmacksrichtungen ist unglaublich gut.





Bisher gab es kein Gericht, das ich bereut habe (außer Pommes, aber die sind ja nicht lokal). Das Cashew Nut Chicken war z.B. ganz anders zubereitet als in Thailand, aber ebenso schmackhaft.
Übrigens sprechen die Einheimischen meistens sehr schlechtes Englisch, es gibt nur wenige, die sich wirklich gut ausdrücken können. So gab es bei Bestellungen oft Missverständnisse, oder es wird mal ein Gericht vergessen. Das ist uns ziemlich häufig passiert. Entweder liegt es an der Verständigung oder die Laoten sind etwas unorganisiert und haben (noch) nicht so die Ahnung, wie sie das verbessern können.
Highlights – Höhlen, Fußball, Aussichtspunkte
Wo es viele Berge gibt, sind Höhlen auch nicht weit. Die ersten erkundeten wir in Vang Vieng, die mir schon sehr gut gefiel. Doch als wir die Blaue Lagune 3 in der Umgebung von Vang Vieng besuchten, stießen wir auf eine viel krassere Höhle, in der absolute Dunkelheit herrschte. Es war eine Licht aufsaugende Dunkelheit. Während der Erkundungstour durch gewundene Passagen und alte Holzleitern sahen wir auf der Suche nach einem kleinen natürlichen Pool ewig keine anderen Menschen. Die Stimmung war unglaublich, die Luft warm und das Licht reichte kaum drei Meter. Überall glitzerten die Stalagmiten und Stalaktiten kristallen und manche Durchgänge waren super eng. An anderer Stelle waren wir nicht ganz sicher, ob es der richtige Weg war. Bis wir nach geschätzten 20 Minuten endlich das Ende erreichten. Ins Wasser sprangen wir aber nicht. Stattdessen entdeckten wir eine kleine Grille und wunderten uns, ob es ihr hier wohl gefiel.
Am folgenden Morgen machten wir uns zum Sonnenaufgang auf zu dem berühmten Nam Xay Aussichtspunkt, auf dem Motorräder angebracht waren. Es war ein anstrengender Aufstieg, der mein Herz auf etwa 180 Schläge pro Minute brachte, doch wir erreichten die Plattform rechtzeitig. Die Sonne kitzelte gerade eine Bergspitze, als ich die Drohne startete, um diese magische Atmosphäre von oben einzufangen. Fotos auf den Motorrädern entstanden natürlich auch. Die Eindrücke möchte ich dir an der Stelle nicht vorenthalten. Gern wäre ich auch mit einem Heißluftballon geflogen, doch die Aussicht vom Nam Xay Aussichtspunkt hat mich auch sehr glücklich gemacht. Und ich habe damit etwa 100 Euro gespart.






Natürlich waren wir nicht allein. Viele Touris und Reisende haben sich da oben getummelt und diese – ich muss mich nochmal wiederholen – magische Atmosphäre genossen. Es war tatsächlich eins der schönsten Highlights der bisherigen Laos-Reise, einfach weil die Natur alles liefert, um die pure Schönheit der Existenz zu entfalten.
Mein drittes Highlight, das ich hier teilen will, ist der Abend, an dem ich mit einheimischen Jungs Fußball gespielt habe. Wir liefen durch ein ruhiges, ärmlich wirkendes Viertel in Luang Namtha, bis ich auf eine Eingebung hörte und einer Straße bis zu dem Punkt folgte, als sie in ein Feld überging. Wir folgten dem Weg, setzten uns auf eine Plattform aus Bambus und schon kamen die Jungs angerannt. „What’s your name?“ war die einzige Frage, die sie uns stellen konnten. Dann deutete ich auf den Fußball und machte den Jungs klar, dass ich mit ihnen Fußball spielen wollte. Keine 15 Minuten später war ich total durchgeschwitzt, während die Jungs weiterhin in Flip-Flops oder barfuß den Ball kickten. Wir verabschiedeten uns mit einem Lächeln. So etwas ist ein unglaublich bereicherndes Ereignis.

Resümee
Da ich so viel zu erzählen habe und es schwer finde, das alles auf den Punkt zu bringen, fasse ich die bisherigen zwei Wochen nochmal kurz zusammen: Das Land bietet eine unglaublich beeindruckende Landschaft aus hohen, schroffen Bergen, Urwald und dem Mekong, der sich durchs ganze Land schlängelt. Gleichzeitig ist die Reise durchs Land (bis auf den Zug) sehr umständlich, staubig und dreckig und auf dem Motorroller muss man ständig aufpassen, nicht durch ein Schlagloch zu fahren. Das Essen ist unglaublich günstig (zwischen 1 und 3 Euro, manche Fruchtsäfte sogar nur 50 Cent), während die Locals kaum Englisch sprechen und es immer wieder zu Missverständnissen kommt. Dennoch sind die Einheimischen unglaublich nett und zuvorkommend. Luang Prabang war bisher die angenehmste Stadt mit einem leichten Bali-Flair. Der Bus, in dem wir gerade sitzen, bringt uns nach Thakhek, wo wir einen 4-Tages-Ausflug mit dem Motorrad geplant haben. Mal sehen, wie das wird!
Schon bald wirst du mehr von mir hören! Danke fürs Lesen.
Martin
KLEINER ZUSATZ! In der Nähe von Luang Prabang gibt es den Kuang Si Wasserfall, der eigentlich aus Dutzenden Kaskaden besteht, durch die türkisblaues Wasser plätschert. Viel Spaß beim Anschauen der Fotos!








Lieber Martin. Ich habe gerade deinen Blog gelesen und bin sowas von geflasht. Muss alles noch paar mal lesen und die Fotos ansehen. So schön. Traumhaft beschrieben und megaaaa Fotos. Bei den Essenbildern läuft mir das Wasser im Mund zusammen. 😃👍 und die Berge mit Sonnenuntergang oder Aufgang sind einfach nur magisch. Dankeschön und viel Freude beim weiter reisen. 🥰🥰🥰Mama
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Super…. weiter so und Danke für den tollen Bericht…
LG noch aus Thailand/ Phuket von Lutz&Rita
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