Seit meinem letzten Beitrag sind einige Tage vergangen. Am 19. Februar habe ich meinen Roadtrip begonnen, nachdem ich fünf Tage in Ubon dazu genutzt hatte, mich selbst wieder zu orientieren. Ich weiß, dass das nicht genug war. Und ich weiß, dass ich mich ablenke. Aber das ist gerade okay. Ich habe schon so viel gegeben in meinem Leben, ich muss mir da jetzt keinen Druck machen.

Nun, den Roadtrip begann ich in Chiang Mai. Es folgten zwei Tage in Pai, einem kleinen Hippiedörfchen im Norden. Es lebten dort einfach mehr Reisende als Locals. Und so etwas gefällt mir auf Dauer gar nicht. Am Tag der Anreise hatte ich Takumi (aus Japan) kennengelernt, am Pai Canyon. Dadurch sind wir am nächsten Tag zusammen mit seinem dänischen Freund Noah weiter Richtung Norden gefahren, zu einer Höhle. Es war alles ein wenig stressig, aber dennoch sehenswert. Und das Fahren durch kurvige Schluchten und Serpentinen den Berg hoch machte mir großen Spaß.
Rückschritt und Neuanfang
Die nächste Station war Chiang Rai, eine Großstadt nahe der Laotischen Grenze. Dort wurde ich krank und musste mich ausruhen. Nur blöd, dass ich eine richtig schlechte Matratze in einem Zelt hatte, dazu noch eine äußerst schmerzhafte Massage bekam und einen Morgen im Fitnessstudio war, was meinen Körper komplett zerstört hat. Aber, ich habe es überlebt. Und sehe es als Neustart. Bevor es jedoch weiterging, wollte ich unbedingt den Weißen Tempel gesehen haben, der an Prunk jeden anderen Tempel dieser Erde in den Schatten stellt.


Ich konnte trotzdem weiterreisen, auch wenn ich vorsichtiger war. Es ging zum Phu Chi Fa Aussichtspunkt. Von diesem aus konnte ich direkt nach Laos schauen. Ich startete natürlich auch meine Drohne und flog ein paar Kreise. Es war echt schön da, auch wenn ich vom steilen Anstieg und geschwächter Verfassung sehr keuchen musste.
Ich übernachtete direkt am Berghang weiter unten an der Hauptstraße in einem Zimmer, das besser war als das Zelt, aber auch nicht wirklich hervorragend. Ich bezahlte etwa 15 Euro pro Nacht. Nur gut, dass ich die zweite Nacht kostenlos dort sein konnte. Ja? Ich fand nämlich 500 Baht auf dem Aussichtspunkt und konnte somit die zweite Nacht ausgleichen. Essen gab es dort kaum und auch nicht viel Auswahl. So aß ich von den 6 Mahlzeiten alle mit Reis, auch zum Frühstück. Langsam wurde mir das dann doch zu viel.

Vor meinem Zimmer wartete immer eine junge hellbraune Hündin und hatte sich schon nach dem ersten Tag so sehr an mich gewöhnt, dass ich gar nicht anders konnte als sie ewig lange zu kraulen. Ansonsten war da vor Ort kaum etwas los. Ich schrieb Trauerreden, während mir die Augen von der kribbelnden Nase ungeheuerlich tränten. Ich legte mich sogar einmal auf meine Decke direkt auf die Balkonfliesen, weil ich so schwach war, dass ich mich nur von der Sonne aufwärmen lassen wollte. Nicht zu vergessen: Mir tat der komplette Körper wegen Muskelkater weh. Ich konnte mich kaum aufrechtdrücken.
Fluss der Zeit
Aber auch das habe ich überstanden und ich spürte, dass es besser wurde. Also ging es nach Phayao (gesprochen: Pajao). Dort wollte ich nicht direkt in die Stadt und so fand ich ein Homestay gleich an einer Farm mit sehr schicken Unterkünften. Die Häuser wurden um noch lebendige Bäume herumgebaut und an gewissen Stellen ausgeschnitten. Das hat Charme! Die Verständigung vor Ort war komplett mit Google Translator. Und rate mal, was es dann zum Frühstück gab: Bratreis, was sonst! Aber ich hatte mir am Abend zuvor mal Pizza gegönnt. Ich war nämlich noch in Phayao Stadt und bin dort am See entlanggelaufen. Das war echt schön, mit den Fischerbooten, Drachenfiguren im Wasser, bunten Blümchen und Blüten, ganz vielen sportlich Aktiven und ganz viel interessanten Geschehnissen. Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich in der Berglandschaft an etlichen Kartoffelfeldern vorbeigefahren bin. Ich bin sogar angehalten und habe die Bauern bei der Arbeit fotografiert. Erstmal wurde argwöhnisch geguckt, doch nach einer kurzen Frage lächelten sie in die Kamera. So sind sie, die Thais. Einfach liebenswert.








So genieße ich immer ein bisschen die Zeit in dem Ort, an dem ich ankomme, um dann am nächsten Vormittag weiterzufahren. Das Fahren macht echt Spaß und wäre der Sitz noch etwas bequemer, ich würde definitiv länger fahren und wäre kein bisschen traurig darüber. Die Landschaft ist herbstlich gestimmt, viele trockene, kahle Bäume und die Felder sind nicht bestellt. Es ist halt Trockenzeit. Doch die Landschaft, die Formen der Berge und vereinzelte Besonderheiten machen diesen Trip genussreich. Immer wieder halte ich an für einen schnellen Handy-Schnappschuss. Mal fliege ich auch mit der Drohne. Aber das Röhren des Motors, das Legen in die Kurven und das Beschleunigen nach einer roten Ampel, das erfreut mein Herz. Meine Gedanken schweifen manchmal ab, wie die Weiten des Flachlands, aber ich nehme sie bewusst wahr und freue mich über Geistesblitze.







Inneres Fließen
So eine Reise, die führt aber auch zu Fragen und Zweifeln. Ich weiß zum Beispiel, dass ich nur krank bin, weil es in den Bergen nachts und morgens so kalt ist, dass ich friere und nicht mehr anziehen kann. Warum bin ich also dort, wenn ich doch das Meer genauso – oder sogar mehr – liebe? Tja, ich liebe auch den Roadtrip und mit dem Motorrad über frisch asphaltierte Straßen zu düsen. Ich liebe es nach der kalten Nacht in der heißen Sonne zu fahren und mich wie eine Echse aufzuwärmen. Ich liebe es auch, mich in jede einzelne Kurve zu legen, immer wachsam, immer vorsichtig und dennoch mit Schwung. Oder auch, wenn ich über 5 Kilometer bergab rollen kann. Ich liebe diese Ecken, in denen ich fast keine Touristen treffe. In denen ich auf Thai bestellen muss, um überhaupt etwas zu bekommen. Ich liebe auch den Blick auf einzigartige Felsformationen. Ich liebe die stetige Reise nach vorn, an neue Orte auf neuen Wegen. Ich freue mich genauso, wieder zurück nach Chiang Mai zu kommen und dort noch etwas die Gegend zu erkunden. Doch alles, was neu ist, macht mir Freude. Ob das das innere Kind ist, das voller Neugier auf Abenteuer gehen will?

Nun, ich habe schon zweimal daran gedacht und möchte es nun endlich aufschreiben: Ich denke, weil ich damals Motorradrennen auf der Konsole gespielt habe – und das bis zur Perfektion – hat mich das auch in gewisser Weise auf das echte Motorradfahren vorbereitet. Es fühlt sich an, als hätte ich den Controller wieder in der Hand, und ich wüsste, dass ich entweder mehr Gewicht verlagern oder mehr Gas geben muss, um die Kurve perfekt zu bekommen. Es sind so Kleinigkeiten, über die ich mir Gedanken mache, doch ich bin fest davon überzeugt, dass mich das bereits vorgeprägt hat. Es fühlt sich für mich sehr passend an.

AI
Apropos Zocken und Perfektion: Es gibt ein Thema, das respektiere ich derzeit sehr – Künstliche Intelligenz. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell an der Zeit ist, darüber nachdenken zu müssen, aber es scheint bereits loszugehen. Die Künstliche Intelligenz (AI = Artificial Intelligence) kann mittlerweile Dinge übernehmen, für die kreative Menschen viel Zeit brauchen. Und das in wenigen Sekunden. Wie das alles funktioniert? Ich habe da eine Idee. Aber das möchte ich ein anderes Mal mit euch teilen, am liebsten im kleinen Kreis unter Interessierten. Ich sage nur so viel: Ich denke der AI geht der Wunsch von mehr Bewusstsein einher, d.h. ohne diesen Wunsch würde es keine AI geben. Meine Theorie.
Nun, ich bin gerade in Nan in einem Hostel. Werde morgen weiterfahren an einen See und hoffe, dass ich dort eine angenehme Bleibe finde. Bald werde ich in Nationalparks schlafen und den Mekong entlangfahren. Man hört, sieht und liest sich!
Euer Martin
Lieber Martin, schön hast du das wieder geschrieben, lebendig und oft detailliert. Und die Fotos sind soo mega schön. Ich bin begeistert. Die Sonnenuntergänge, Wasserbüffel und auch das Porträt. Zauberhaft. Viel Freude weiterhin und gute Besserung 😘
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