Ein Tag meines Roadtrips

Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich wahrhaftig sagen kann, dass ich mich und mein Leben liebe. Ich habe meine Baustellen, aber von denen mal abgesehen, habe ich allen Grund dazu, mein Leben aufs Vollste zu feiern. Immerhin habe ich es mittlerweile geschafft, einfach im Winter in den Osten zu fliegen und tropische Wärme zu genießen. Nun, im Norden Thailands ist es nicht immer heiß. Aber der Roadtrip durch all die Provinzen ist dennoch eine unglaublich schöne und wertvolle Erfahrung. Ich erzähle dir mal, wie ein Tag bei mir derzeit so aussieht:

Sehenswürdiges Café

Ich mag solche Cafés sehr. Sehr viel Liebe zum Detail. Alte Stühle und Tische und alles immer ein bisschen anders.

Aufgewacht wird normalerweise so zwischen 8 und 9 Uhr. Wenn es hell ist und die Hähne nicht allzu lange krähen. Diese Nacht verbrachte ich in Loei, einer charmanten Stadt im Norden von Thailand, unweit der Laotischen Grenze. Kurz schaute ich auf Google Maps nach Sehenswürdigkeiten in der Gegend und entdeckte ein Café. Was konnte daran wohl sehenswert sein? Ich entschied mich, es einfach selbst herauszufinden. Vor meinem Termin bei der Motorradwerkstatt um 10 fuhr ich dorthin und bestellte mir nicht nur eine Heiße Schokolade (die echt gut schmeckte), sondern auch einen Brownie mit Eis sowie eine andere Delikatesse, die im Grunde aus Kuchenkrümeln bestand. Es war ein Zuckerschock, aber verdammt lecker! Und ja, das Café hat den Titel „Sehenswürdigkeit“ verdient. Es war super durchdacht und überzeugte mit der Inneneinrichtung und der Deko.

Der hundertarmige Buddha

Auf dem Weg zur Werkstatt entdeckte ich eine riesige Buddhastatue mit ganz vielen Armen. Ich wollte unbedingt sehen, was das genau ist. Also drehte ich auf derselben Fahrbahn um und fuhr die paar Meter zurück zu der Einfahrt. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen chinesischen Tempel handelte. Die Verzierungen waren unglaublich farbenfroh, detailliert gezeichnet und luden zum Träumen ein. Unglaublich! Schnell fragte ich noch jemanden, der gerade vorbeilief, ob er ein Foto von mir machen konnte. Ganz alleine ist so etwas halt schwer.

Bremsen adé

Nun aber schnell zur Werkstatt, es war schon 10:30 Uhr. Aber hier hetzt eh niemand. Für 9 Euro wurde mir neues Öl ins Motorrad gekippt. Ich fragte noch, ob er mal die Bremsen vorn kontrollieren kann. Und es stellte sich heraus, dass da etwas nicht stimmte. Im Grunde haben die Bremsbacken komplett gefehlt! Da war nichts mehr an Belag. Es schliff Metall auf Metall. Und das, obwohl der Vermieter meinte, die bremsen doch!

Links die alten Teile. Wie man sehen kann, ist dort kein Bremsbelag mehr übrig. Danke, Bauchgefühl, dass du richtig lagst.

18 Euro kosteten die Bremsbacken und du wirst es kaum glauben: Dass der freundliche Thai das Öl und die Bremse gewechselt hat, für die Ersatzteile extra zu einem anderen Laden gefahren ist, sollte gerade mal 3 Euro kosten. Ich habe ihm das Doppelte gegeben. Ich bin froh, dass die Bremsen nun funktionieren. Und die ganze Verständigung? Die lief über Google Translator. Es geht alles langsamer, aber es klappt. Bevor ich dann losdüste, fügte ich die Werkstatt noch bei Google Maps hinzu. So hat der Liebe eine Chance, von mir auch eine 5-Sterne-Bewertung zu bekommen. Und andere können ihn leichter finden.

Eigentlich mag ich keine Flipflops

In der Wartezeit habe ich den Laden gegenüber besucht, in dem ich neue Flipflops fand. Dieses Thema beschäftigte mich schon eine Weile. Warum? Meine jetzigen Flipflops hatte ich ganze fünf Jahre!! Ich habe sie damals in Trat gekauft. Eigentlich mag ich keine Flipflops, weil der Strang zwischen den Zehen immer sehr gerieben hat und weh tat. Doch bei dieser Marke (Gambol) trägt sich der Schuh so komfortabel. Gambol hat mich total überzeugt. Dafür, dass ich damals nur 10 Euro bezahlt habe, hielten die Schuhe eine Ewigkeit. Und sie haben meine ganzen Reisen mitgemacht. Durch all die Länder, Berge hoch und runter, Dutzende Wasserfälle haben wir zusammen besucht, Wanderungen durch Wälder und Steppen. Auch den Thakhek Loop auf dem Dirtbike habe ich mit diesen Schuhen durchgezogen.

Müffeln, fallen fast auseinander, Sohle ist halb weggerieben. Nach fünf treuen Jahren sage ich Danke! Ihr wart mir stets wertvolle Begleiter.

Ich hänge sehr an meinen Flipflops. Sie haben mich treu begleitet. Ja, das klingt vielleicht komisch, dass ich so an einem Gegenstand hänge, aber sie waren schlichtweg perfekt. Heute war dann der Tag, an dem sie ersetzt wurden. Immerhin ist nur die Farbe eine andere. Auf weitere fünf sagenhafte Jahre durch die Welt!

Wilde Brillenaffen

Als das Motorrad wieder flott war und meine Füße nicht mehr in stinkenden labbrigen Flipflops steckten, machte ich mich auf Richtung Skywalk. Doch schon nach ein paar Kilometern zog mich ein Tempel (in einer Höhle?) magisch an. Dabei war es letztendlich gar nicht die Höhle, die mich total faszinierte, sondern dass da vor dem Tempel in den Bäumen mehrere große Affen herumsprangen oder -fläzten.

Diese Affensorte ist deutlich seltener als die Makaken, die es überall in Südostasien zu finden gibt.

Da konnte ich meine Kamera natürlich nicht unberührt lassen. Ich fing in wenigen Minuten einige Fotos und Videos von springenden und sich lausenden Brillenaffen (vermute ich) ein. Es war einfach zu herrlich. Die Höhle war unbeleuchtet, wahrscheinlich weil zu dieser Zeit kaum jemand vorbeikommt. Und es roch stark nach Fledermausmist. Also schaute ich nur mal kurz rein und war dann schon fast wieder auf dem Motorrad. Es wartete ja noch mehr Spannendes auf mich heute.

Wie süß ist das bitte?!

Einmal über den Himmel laufen

Direkt am Mekong, der an der Stelle die Grenze zwischen Laos und Thailand bildet, wurde vor gewisser Zeit ein Skywalk hingebaut. Ich hatte nicht mit den Massen an thailändischen Touristen gerechnet, doch dann fiel mir ein, dass Wochenende war. Etwa zwei Euro Eintritt und ein Paar Extraschuhe bekam ich am Eingang. Dann wurden wir mit einem Pickup den Berg hochgefahren. Alle anderen wären die zweihundert Meter gelaufen, Thais mögen Laufen nicht! Im Pickup wurde ich von einem Thai angesprochen, der ein wenig Englisch konnte. Er war mit seiner Familie angereist. Es geschah wohl etwas Magie während der Fahrt, jedenfalls war ich beim Aussteigen dann auch Teil der Familie. Ich machte bei dem Ritual für Buddha mit, verbeugte mich vor ihm dreimal und dann gab es natürlich das andere Hobby der Thais: Fotos schießen von allem und jedem. Gut für mich, da ich ja sonst niemanden habe, der Fotos von mir macht.

Nach zwei Minuten im Himmel war das Spektakel auch schon vorbei. Für meine neue Thai-Familie zumindest. Ich flog dann noch eine Akkuladung mit der Drohne herum, was echt Spaß machte. Natürlich fragte ich nach der Erlaubnis. Eine Drohne stellte aber kein Problem dar. Gut für mich!

Drohnenflug Numero Dos

Froh über die Aufnahmen stieg ich in den Pickup zurück zum Parkplatz. Dann bestellte ich dort noch mein Essen auf Thai. Das klappt auch immer besser. Völlig gesättigt stieg ich aufs Motorrad und düste nun nach Chiang Khan. Die Straßen hier in der Gegend sind flacher, auch wenn noch Berge in der Nähe sind. Aber es macht Spaß mit schweifendem Blick durch die Gegend zu cruisen und all die Details einzufangen. Es ist ja immer noch alles anders als in Deutschland. Manchmal finde ich es krass, in was für Behausungen Menschen glücklich sein können. Wenn ich nur marodes Holz und Wellblech entdecke, kommt mir das so fern vor. Und doch ist es möglich. Ich flog sogar noch ein zweites Mal mit der Drohne, weil ein paar Palmen vor einem Dorf so ein schönes Bild abgaben. Etwa 16 Uhr kam ich dann im Capsule Hostel an. Der Tag war aber noch lange nicht vorbei. Ich stieg nochmal aufs Bike und fuhr weiter den Mekong entlang Richtung Nordosten.

So sieht der Mekong in der Trockenzeit aus – inselig.

Die Walking Street Chiang Khan rockt 

Ich fuhr einfach und schaute, was sich so ergab. Nun ja, es ergaben sich noch zwei Male Drohnefliegen. Die Stellen am Mekong sahen besonders attraktiv von oben aus. Das Sonnenlicht glitzerte im bewegten Nass und zum Schluss flogen mir sogar ein paar weiße Kranvögel vor die Linse. Ich habe es noch nicht erwähnt, aber: Drohne fliegen macht mir echt richtig Spaß! Zufrieden mit dem Tag, den Aufnahmen und dem Wetter fuhr ich entspannt zurück. Ich hielt aber nicht am Hostel, sondern fuhr zur Walking Street von Chiang Khan. Der Charme der Straße war phänomenal! Ich fühlte mich extrem wohl. An jeder Ecke gab es verrückte Sachen zu sehen, Essen in allen Formen, Gerüchen und Farben (u.a auch gebratene Quallen?!)  und immer wieder auch interessante Menschen in noch interessanteren Outfits.

Die Thais haben einen ausgeprägten Geschmack für Mode, muss ich sagen. Ist alles ein echter Hingucker. An einem Stand für Marihuana blieb ich stehen, da auch die Verkäuferin gut Englisch konnte. Im Laden wuchs einfach frisches Marihuana und überall roch es frisch und grün. Da wir uns so sympathisch waren, kaufte ich ein Gramm, das mir direkt zu einem Joint gedreht wurde. Außerdem wurde ich zum Feierabend in eine Bar eingeladen, in der alle gemeinsam fröhlich sein wollten. Kann man da Nein sagen?

Fazit

Kaum zu glauben, aber das alles geschah in nicht mal 14 Stunden. Verstehst du jetzt, warum ich mich auf Reisen fühle, als wäre ich Jahre weg? Jeder Tag ist so gefüllt, dass mir manches so vorkommt, als wäre es schon Tage her.

Nun sitze ich in meiner Kapsel im Hostel, habe all die Drohnenaufnahmen der letzten zwei Wochen gesichtet (es wird krass, Leute!!!) und schreibe voller Hingabe diesen Artikel, da es sich für mich anfühlt, als wäre ich gestern in der Werkstatt gewesen und der Skywalk muss auch schon ewig her sein. So viel ist passiert. Ich bin glücklich über mein Leben. Über die Abenteuer, die jeder neue Tag bringt. Über den Spaß, den ich beim Motorradcruisen habe. Über die netten Menschen, die so unglaublich offen sind und selbst mit ganz wenig ganz viel lächeln. Ich freue mich auf morgen, auf nächste Woche, auf alles, was noch kommt. Aber gerade bin ich glücklich mit dem, was ist.

Danke fürs Lesen, Staunen und Liken & Kommentieren!

Ohne dich wäre dieser Blog nur halb so schön!

Dein Martin

6 Gedanken zu “Ein Tag meines Roadtrips

  1. Ohhhhh, lieber Martin. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen. Mit deinen so bildhaften Worten und den mega schönen Fotos. Hab weiterhin viel Freude und hör auf dein Bauchgefühl und dein ❤️🫶

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  2. Faszination Leben!
    Ehrlich, abenteuerlich, einfach Martin!
    Gänsehaut zieht sich langsam über meinen Körper, dieses Talent Worte so bildlich zu untermalen beziehungsweise so bildlich darzustellen, das kenne ich Tatsache nur von dir. Jeder Artikel von dir fühlt sich an wie eine kurze Reise ans andere Ende der Erde, ich bin froh, dass wir uns getroffen haben. Pures Glück ummantelt jedes Wort deiner Zeilen, gewaltige Emotionen untermalen deinen Blog und eine Menge Liebe zieht sich durch dein Leben und Geben. Danke für diesen wunderschönen Artikel und Danke, dass ich und viele anderen teilhaben dürfen. 

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  3. Eine junge Bekannte und Freundin planen ggf. einen Roadtrip nach Thailand alleine.Beide 20 Jahre alt. Ist das gefühlt sicher dort? Hast Du zufällig Empfehlungen bzgl. der Thematik Sicherheit ? LG

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    1. Hallo! Erst einmal: Nach Thailand oder durch Thailand? Ich selbst reise alleine und komme gut klar. Zu zweit ist es immer sicherer. Und dann kommt es noch darauf an, wie erfahren die beiden mit Thailand und mit roadtrip sind. Die Straßen sind zu 99% schön zu fahren. Viel besser als Laos.

      Ich denke, die Sicherheit ist abhängig von der Gegend. Im Süden Thailands wird man sicher auch mal angehalten oder versucht abzuzocken. Im Norden, wo ich gerade bin, gibt es kaum Touristen. Hier sind bisher alle friedlich und freuen sich über Farangs. Wie es bei zwei Mädels ist, kann ich nicht sagen

      Falls es noch mehr Fragen gibt, beantworte ich diese gerne. Sie können mich auch auf Instagram anschreiben (mal_eben_leben). Ist vielleicht einfacher.

      Liebe Grüße,

      Martin

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