Over 3000 – Roadtrip durch Nordthailand Teil 2

Es sind nun drei Wochen, in denen ich fast jeden Tag an einem Ort aufwache und an einem anderen wieder einschlafe. Ein ständiges Vorantreibenlassen mit einem gewissen Grad an Steuerung. So habe ich in 21 Tagen über 3000 Kilometer mit meiner Honda PCX gesammelt. Aber was sagt diese Zahl schon aus? An sich gar nichts. Wie du jedoch gleich lesen wirst, steckt da (für mich) deutlich mehr dahinter.

Eindrücke sammeln

Ich habe keine Ahnung, wie ich dir all das, was mir in so kurzer Zeit passiert ist, in geordneter Reihenfolge zukommen lassen kann. Ich schätze, deshalb folgt nun eher ein wilder Gedankenstrom, der dich in die Erlebnisse ziehen wird, wie ein actionreicher Blockbusterfilm.

Die Berge, durch die ich in Schlängellinien fuhr, die habe ich besonders geliebt. Es war wie Rennen fahren, aber stets vorsichtig genug. Die Brände an jeder Ecke haben mich schockiert und fasziniert zur gleichen Zeit. Ich war so froh über jeden absolut neuen Straßenbelag, denn dann fuhr es sich wie Fliegen. Ich mochte besonders die Beschleunigung, mehr als das schnelle Rasen. Ich genoss das Entdecken von Tempeln vom Weiten. Genauso wie das Anhalten für ein paar Drohnenflüge. Ich mochte die kalten Tage, an denen ich fror, genauso wie die heißen Tage, an denen es keine Abkühlung gab. Ich bin so froh, dass mir nichts passiert ist, vor allem, weil ich gerade die letzten Tage doch ein paar Unfälle gesehen habe. Ich mochte, dass es bisher nur an einem einzigen Tag regnete.

Land in Sicht

Ich genoss jede Mahlzeit, ob Thailändisch oder Pizza. Reis am Morgen? Kein Problem, ich liebe es! Ich liebte es, abends durch die Walking Streets der Städte zu laufen. Vor allem, wenn keine Touristen dabei waren. Ich fand die Ausstrahlung einer jeden Stadt immer anders, immer fesselnd. Ich fand es ein besonderes Gefühl, wenn die Menschen mich als Alien ansahen und es wirkte, als hätten sie noch nie einen Ausländer gesehen. Ich genoss jede noch so kurze Begegnung, zum Beispiel mit der Dame an der Rezeption mit ihrem zwei Wochen alten Welpen. Die Ranger am Stausee, die mich herzlich begrüßten. Die Verkäufer in kleinen Shops. Oder die Frau, die mir Klopapier gab, als aus Versehen bei meinem Pups doch etwas Land mitkam.

Ich genoss den Blick auf das lebendige Grün ganz frischer Felder. Die Wildheit des Dschungels, imposante, gigantische Bäume, die mit ihren Kronen majestätisch über die Straßen ragten. Die Formen der Berge, die steil in den Himmel ragten. Ich genoss die Zikaden, die lauter waren als die Motoren der Trucks. Ich genoss das Zwitschern dieser artenreichen Vogelwelt. Ich war fasziniert von den Höhlen, in denen Fledermäuse hausten. Ich spürte Begeisterung für all die kleinen, süßen Cafés in bunten Farben mit ganz viel Dekoration. Ich genoss die so verschiedenen Tempel, die sich doch alle irgendwie ähneln, egal ob blau, weiß oder in Gold.

Göttliche Erdbeeren

Ich fand die Thailändische Hochzeit in einem winzigen Dorf total verrückt und sehr lustig. Aber den Gestank vom Feuer in der Nacht unerträglich. So oft absolut nichts zu verstehen, und dennoch immer all das zu erhalten, was ich brauchte oder wonach ich fragte, das war wie ein Wunder. Ich fand es wertvoll, die Sprache zu lernen oder immer wieder mal etwas Neues auszuprobieren. Ich spürte, wie ich lebte. Denn das Leben ist meistens richtig schön und manchmal gibt es graue Tage, an denen so gar nichts klappen will. Das gehört einfach dazu. Ich danke allen, die in der Zeit Kontakt mit mir hatten und vor allem denen, die mir in schweren Stunden beistanden und in leichten Stunden bei Erkenntnissen behilflich waren.

Oh ja, ich liebte die Erdbeeren in den Bergen – der Geschmack war göttlich! Die werde ich nicht vergessen…

Ich lachte, als ich der Polizei meinen deutschen Autoführerschein zeigte, als sie mich nach dem Internationalen Motorradführerschein fragten, und mich danach einfach passieren ließen. Ich fand es süß, wie mich im Phu-Rua-Nationalpark einfach ein Junge die ganze Zeit begleitete und wir zusammen eine wilde Schlange entdeckten. Ich fand es wertvoll, auch ein paar Reisende zu treffen, mit denen ich gern etwas entdeckte. Genauso wie die Locals, mit denen ich reden konnte, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich fand es so wundervoll, immer wieder in den Genuss von ehrlicher Hilfsbereitschaft zu kommen, genauso wie ich gern meine Hilfe anbot.

3000 Gründe, glücklich zu sein

Ich fand es befreiend, dass ich mir keine Sorgen machen musste über meinen Rucksack auf dem Motorrad, wenn ich es irgendwo parkte. Ob an einem Wasserfall oder in der Stadt – als ich zurückkam, war er immer noch da. Ich bin dankbar, dass mein Handy immer wieder schwächelte, aber doch noch durchhielt. Es schlägt sich wacker. Ich habe immer seltener die Kamera rausgeholt und viel öfter Schnappschüsse mit dem Handy gemacht. Ich mag die Art, wie ich reise, auch wenn es manchmal noch etwas freier sein könnte. Ich fuhr 3000 Kilometer durch Schotterpisten, über feinsten Asphalt, in tiefen Dschungel, steile Serpentinen hinauf, rutschte über nasses Laub oder verlor die Sicht auf staubigen Feldwegen. Es war alles dabei und dafür bin ich dankbar. Dankbar, dass bis hier alles glatt ging. 3000 Kilometer sind 3000 Gründe, warum dieser Roadtrip das Beste war, was ich mir selber ermöglichen konnte.

Ich spüre beim Schreiben, wie sehr mich das alles bewegt. Ich betone das schon wieder, aber es ist nun mal einfach so: Diese drei Wochen kommen mir vor wie mehrere Monate. Sie waren gefüllt mit so unglaublich vielen Ereignissen, Orten und Menschen, dass ich noch eine Weile brauchen werde, um all das wirklich zu verarbeiten. Zu verstehen, was mir all die Zeit gegeben hat. Ich bin sehr glücklich über meine Entscheidung, auch wenn es Trockenzeit in Thailand ist. Das gibt mir nur die Chance, nochmal einen Roadtrip zu machen, zu einer anderen Zeit. Es gibt noch genügend Ecken des Landes, die erkundet werden wollen. Und ich weiß, dass ich den nächsten Roadtrip mit meinem ganz eigenen Motorrad fahren werde.

Die nächsten Tage werde ich im Gebiet um Chiang Mai verbringen und dann die Honda zurückgeben, natürlich nicht ohne einen Folgeplan. Ich will nach Koh Tao und nochmal eine ganz andere Welt erkunden – die Unterwasserwelt! Bleib also auf dem Laufenden und folge meinem Blog für weitere wunderbare Reisegeschichten.

Martin

Interessieren dich eher bewegte Eindrücke? Hier habe ich ein Drohnenvideo von Laos. Von oben sieht die Welt nämlich ganz anders aus.

Ein Gedanke zu “Over 3000 – Roadtrip durch Nordthailand Teil 2

  1. So eine wundervolle Zusammenfassung deiner bisherigen Reise in magischen Bildern und sehr gut verständlichen Worten, sodass ich auch noch einmal überall mitgereist bin. Genieße auch die kommenden Tage und viel Freude beim Eintauchen in die Unterwasserwelt. Mama 🙂

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