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Over 3000 – Roadtrip durch Nordthailand Teil 2
Es sind nun drei Wochen, in denen ich fast jeden Tag an einem Ort aufwache und an einem anderen wieder einschlafe. Ein ständiges Vorantreibenlassen mit einem gewissen Grad an Steuerung. So habe ich in 21 Tagen über 3000 Kilometer mit meiner Honda PCX gesammelt. Aber was sagt diese Zahl schon aus? An sich gar nichts. Wie du jedoch gleich lesen wirst, steckt da (für mich) deutlich mehr dahinter.
Eindrücke sammeln
Ich habe keine Ahnung, wie ich dir all das, was mir in so kurzer Zeit passiert ist, in geordneter Reihenfolge zukommen lassen kann. Ich schätze, deshalb folgt nun eher ein wilder Gedankenstrom, der dich in die Erlebnisse ziehen wird, wie ein actionreicher Blockbusterfilm.
Die Berge, durch die ich in Schlängellinien fuhr, die habe ich besonders geliebt. Es war wie Rennen fahren, aber stets vorsichtig genug. Die Brände an jeder Ecke haben mich schockiert und fasziniert zur gleichen Zeit. Ich war so froh über jeden absolut neuen Straßenbelag, denn dann fuhr es sich wie Fliegen. Ich mochte besonders die Beschleunigung, mehr als das schnelle Rasen. Ich genoss das Entdecken von Tempeln vom Weiten. Genauso wie das Anhalten für ein paar Drohnenflüge. Ich mochte die kalten Tage, an denen ich fror, genauso wie die heißen Tage, an denen es keine Abkühlung gab. Ich bin so froh, dass mir nichts passiert ist, vor allem, weil ich gerade die letzten Tage doch ein paar Unfälle gesehen habe. Ich mochte, dass es bisher nur an einem einzigen Tag regnete.
Land in Sicht
Ich genoss jede Mahlzeit, ob Thailändisch oder Pizza. Reis am Morgen? Kein Problem, ich liebe es! Ich liebte es, abends durch die Walking Streets der Städte zu laufen. Vor allem, wenn keine Touristen dabei waren. Ich fand die Ausstrahlung einer jeden Stadt immer anders, immer fesselnd. Ich fand es ein besonderes Gefühl, wenn die Menschen mich als Alien ansahen und es wirkte, als hätten sie noch nie einen Ausländer gesehen. Ich genoss jede noch so kurze Begegnung, zum Beispiel mit der Dame an der Rezeption mit ihrem zwei Wochen alten Welpen. Die Ranger am Stausee, die mich herzlich begrüßten. Die Verkäufer in kleinen Shops. Oder die Frau, die mir Klopapier gab, als aus Versehen bei meinem Pups doch etwas Land mitkam.
Was so einfach aussieht, war ein Krampf. Die Kamera war sehr weit weg, die Fernbedienung hat gerade so funktioniert. Und ich rannte ständig am Abgrund entlang. Komplett allein bei sengender Hitze. Da darf man auch mal kurz verrückt sein. Manchmal fand ich Unterkünfte ganz spontan. So auch an diesem Ort, ein Zelt mit Tisch, Stuhl und Vordach. Kayak auf einem Dschungelfluss, noch eine Höhle bestiegen und das Erlebnis vollkommen ausgekostet. Solche schmalen Dorfwege habe ich am meisten genossen! Ein urgewaltiges Kraftwerk, direkt an einem Braunkohlebaggergebiet. Ich am Salzschöpfen. Naja, gestellt ist gestellt. Aber bei dieser Mine wird schon seit Jahren salziges Wasser aus einem Brunnen geschöpft und das Salz daraus gewonnen. Ich genoss den Blick auf das lebendige Grün ganz frischer Felder. Die Wildheit des Dschungels, imposante, gigantische Bäume, die mit ihren Kronen majestätisch über die Straßen ragten. Die Formen der Berge, die steil in den Himmel ragten. Ich genoss die Zikaden, die lauter waren als die Motoren der Trucks. Ich genoss das Zwitschern dieser artenreichen Vogelwelt. Ich war fasziniert von den Höhlen, in denen Fledermäuse hausten. Ich spürte Begeisterung für all die kleinen, süßen Cafés in bunten Farben mit ganz viel Dekoration. Ich genoss die so verschiedenen Tempel, die sich doch alle irgendwie ähneln, egal ob blau, weiß oder in Gold.
Göttliche Erdbeeren
Ich fand die Thailändische Hochzeit in einem winzigen Dorf total verrückt und sehr lustig. Aber den Gestank vom Feuer in der Nacht unerträglich. So oft absolut nichts zu verstehen, und dennoch immer all das zu erhalten, was ich brauchte oder wonach ich fragte, das war wie ein Wunder. Ich fand es wertvoll, die Sprache zu lernen oder immer wieder mal etwas Neues auszuprobieren. Ich spürte, wie ich lebte. Denn das Leben ist meistens richtig schön und manchmal gibt es graue Tage, an denen so gar nichts klappen will. Das gehört einfach dazu. Ich danke allen, die in der Zeit Kontakt mit mir hatten und vor allem denen, die mir in schweren Stunden beistanden und in leichten Stunden bei Erkenntnissen behilflich waren.
Oh ja, ich liebte die Erdbeeren in den Bergen – der Geschmack war göttlich! Die werde ich nicht vergessen…
Hier vernasche ich die geilsten Erdbeeren! Hier wachsen die geilsten Erdbeeren! Ich liebe diese Blumen! Boah, das war bombastisch lecker. Zitronensoße mit Crispy Chicken – göttlich! Immer wieder sah ich diese Platten, es wurde Tabak getrocknet. Ist das Kunst? Wenn nicht, hat die Deko an so mancher Straßenecke ein sehr großes Potenzial! Fußmassage stand auch auf dem Programm. Es wurde gelästert, dass meine Füße stinken und am Ende saßen zwei Frauen an meinen Waden. Müssen wohl im schlimmen Zustand gewesen sein. Ich lachte, als ich der Polizei meinen deutschen Autoführerschein zeigte, als sie mich nach dem Internationalen Motorradführerschein fragten, und mich danach einfach passieren ließen. Ich fand es süß, wie mich im Phu-Rua-Nationalpark einfach ein Junge die ganze Zeit begleitete und wir zusammen eine wilde Schlange entdeckten. Ich fand es wertvoll, auch ein paar Reisende zu treffen, mit denen ich gern etwas entdeckte. Genauso wie die Locals, mit denen ich reden konnte, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich fand es so wundervoll, immer wieder in den Genuss von ehrlicher Hilfsbereitschaft zu kommen, genauso wie ich gern meine Hilfe anbot.
3000 Gründe, glücklich zu sein
Ich fand es befreiend, dass ich mir keine Sorgen machen musste über meinen Rucksack auf dem Motorrad, wenn ich es irgendwo parkte. Ob an einem Wasserfall oder in der Stadt – als ich zurückkam, war er immer noch da. Ich bin dankbar, dass mein Handy immer wieder schwächelte, aber doch noch durchhielt. Es schlägt sich wacker. Ich habe immer seltener die Kamera rausgeholt und viel öfter Schnappschüsse mit dem Handy gemacht. Ich mag die Art, wie ich reise, auch wenn es manchmal noch etwas freier sein könnte. Ich fuhr 3000 Kilometer durch Schotterpisten, über feinsten Asphalt, in tiefen Dschungel, steile Serpentinen hinauf, rutschte über nasses Laub oder verlor die Sicht auf staubigen Feldwegen. Es war alles dabei und dafür bin ich dankbar. Dankbar, dass bis hier alles glatt ging. 3000 Kilometer sind 3000 Gründe, warum dieser Roadtrip das Beste war, was ich mir selber ermöglichen konnte.
Noah (l.) und Fuji (r.), die ich anfangs in Pai traf. Sukhothai erinnert an Angkor Wat. Immer wieder schön! Von diesen knochigen Wurzeln kann ich nie genug bekommen. Riesenwasserlilienteich – es wird behauptet, Menschen können auf den Blättern stehen. Mein Hostel in Phitsanulok – die Honda macht sich gut. Schneeeis, interessante Konsistenz, aber überzeugender Geschmack! Party muss auch mal sein…die Musik war sogar richtig gut. Beeindruckend, nicht wahr? Ja, die Osterinseln habe ich auch kurz besucht. Einer der beeindruckendsten Orte auf meiner Reise! Die Mönche haben mir sogar extra den Tempel aufgeschlossen, um mal reingucken zu können. Dankbar für mein Leben! Ein Shooting hatte ich auch – View ist Ärztin und arbeitet zu unmenschlichen Zeiten. Krass, dass man ihr das nicht ansieht. Ich bekam dann auch noch ein Foto. Kreative Verzierungen. Einsame Tankstelle Uralter Traktor – oder Transformer Dekoration? Ich spüre beim Schreiben, wie sehr mich das alles bewegt. Ich betone das schon wieder, aber es ist nun mal einfach so: Diese drei Wochen kommen mir vor wie mehrere Monate. Sie waren gefüllt mit so unglaublich vielen Ereignissen, Orten und Menschen, dass ich noch eine Weile brauchen werde, um all das wirklich zu verarbeiten. Zu verstehen, was mir all die Zeit gegeben hat. Ich bin sehr glücklich über meine Entscheidung, auch wenn es Trockenzeit in Thailand ist. Das gibt mir nur die Chance, nochmal einen Roadtrip zu machen, zu einer anderen Zeit. Es gibt noch genügend Ecken des Landes, die erkundet werden wollen. Und ich weiß, dass ich den nächsten Roadtrip mit meinem ganz eigenen Motorrad fahren werde.
Die nächsten Tage werde ich im Gebiet um Chiang Mai verbringen und dann die Honda zurückgeben, natürlich nicht ohne einen Folgeplan. Ich will nach Koh Tao und nochmal eine ganz andere Welt erkunden – die Unterwasserwelt! Bleib also auf dem Laufenden und folge meinem Blog für weitere wunderbare Reisegeschichten.
Martin
Interessieren dich eher bewegte Eindrücke? Hier habe ich ein Drohnenvideo von Laos. Von oben sieht die Welt nämlich ganz anders aus.
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Ein Tag meines Roadtrips
Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich wahrhaftig sagen kann, dass ich mich und mein Leben liebe. Ich habe meine Baustellen, aber von denen mal abgesehen, habe ich allen Grund dazu, mein Leben aufs Vollste zu feiern. Immerhin habe ich es mittlerweile geschafft, einfach im Winter in den Osten zu fliegen und tropische Wärme zu genießen. Nun, im Norden Thailands ist es nicht immer heiß. Aber der Roadtrip durch all die Provinzen ist dennoch eine unglaublich schöne und wertvolle Erfahrung. Ich erzähle dir mal, wie ein Tag bei mir derzeit so aussieht:
Sehenswürdiges Café
Ich mag solche Cafés sehr. Sehr viel Liebe zum Detail. Alte Stühle und Tische und alles immer ein bisschen anders. Aufgewacht wird normalerweise so zwischen 8 und 9 Uhr. Wenn es hell ist und die Hähne nicht allzu lange krähen. Diese Nacht verbrachte ich in Loei, einer charmanten Stadt im Norden von Thailand, unweit der Laotischen Grenze. Kurz schaute ich auf Google Maps nach Sehenswürdigkeiten in der Gegend und entdeckte ein Café. Was konnte daran wohl sehenswert sein? Ich entschied mich, es einfach selbst herauszufinden. Vor meinem Termin bei der Motorradwerkstatt um 10 fuhr ich dorthin und bestellte mir nicht nur eine Heiße Schokolade (die echt gut schmeckte), sondern auch einen Brownie mit Eis sowie eine andere Delikatesse, die im Grunde aus Kuchenkrümeln bestand. Es war ein Zuckerschock, aber verdammt lecker! Und ja, das Café hat den Titel „Sehenswürdigkeit“ verdient. Es war super durchdacht und überzeugte mit der Inneneinrichtung und der Deko.
Heiße Schokolade mit Ausblick Brownie mit Eis – lecker! Brownie mit Ausblick Crunch mit Eis, und Ausblick – leckerer! Crunch, Crunch Die Deko hat es in sich! Ich sage nur: DEKOOOOOO! Der hundertarmige Buddha
Auf dem Weg zur Werkstatt entdeckte ich eine riesige Buddhastatue mit ganz vielen Armen. Ich wollte unbedingt sehen, was das genau ist. Also drehte ich auf derselben Fahrbahn um und fuhr die paar Meter zurück zu der Einfahrt. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen chinesischen Tempel handelte. Die Verzierungen waren unglaublich farbenfroh, detailliert gezeichnet und luden zum Träumen ein. Unglaublich! Schnell fragte ich noch jemanden, der gerade vorbeilief, ob er ein Foto von mir machen konnte. Ganz alleine ist so etwas halt schwer.
Happy Martin! Wofür der wohl all die Arme braucht? Nicht alle Tempel sind so bunt, aber die Chinesischen sehr oft. Ist das nicht unglaublich beeindruckend? So eine schöne Zeichnung. Die ganzen Fassaden waren voll damit. Laternen im Baum machen alles schön! Bremsen adé
Nun aber schnell zur Werkstatt, es war schon 10:30 Uhr. Aber hier hetzt eh niemand. Für 9 Euro wurde mir neues Öl ins Motorrad gekippt. Ich fragte noch, ob er mal die Bremsen vorn kontrollieren kann. Und es stellte sich heraus, dass da etwas nicht stimmte. Im Grunde haben die Bremsbacken komplett gefehlt! Da war nichts mehr an Belag. Es schliff Metall auf Metall. Und das, obwohl der Vermieter meinte, die bremsen doch!
Links die alten Teile. Wie man sehen kann, ist dort kein Bremsbelag mehr übrig. Danke, Bauchgefühl, dass du richtig lagst. 18 Euro kosteten die Bremsbacken und du wirst es kaum glauben: Dass der freundliche Thai das Öl und die Bremse gewechselt hat, für die Ersatzteile extra zu einem anderen Laden gefahren ist, sollte gerade mal 3 Euro kosten. Ich habe ihm das Doppelte gegeben. Ich bin froh, dass die Bremsen nun funktionieren. Und die ganze Verständigung? Die lief über Google Translator. Es geht alles langsamer, aber es klappt. Bevor ich dann losdüste, fügte ich die Werkstatt noch bei Google Maps hinzu. So hat der Liebe eine Chance, von mir auch eine 5-Sterne-Bewertung zu bekommen. Und andere können ihn leichter finden.
Mein Retter Ich trage übrigens lange Kleidung und Halstuch, damit ich nicht jeden Tag Sonnenbrand habe. Und: An meinen Füßen – die neuen Gambols! Eigentlich mag ich keine Flipflops
In der Wartezeit habe ich den Laden gegenüber besucht, in dem ich neue Flipflops fand. Dieses Thema beschäftigte mich schon eine Weile. Warum? Meine jetzigen Flipflops hatte ich ganze fünf Jahre!! Ich habe sie damals in Trat gekauft. Eigentlich mag ich keine Flipflops, weil der Strang zwischen den Zehen immer sehr gerieben hat und weh tat. Doch bei dieser Marke (Gambol) trägt sich der Schuh so komfortabel. Gambol hat mich total überzeugt. Dafür, dass ich damals nur 10 Euro bezahlt habe, hielten die Schuhe eine Ewigkeit. Und sie haben meine ganzen Reisen mitgemacht. Durch all die Länder, Berge hoch und runter, Dutzende Wasserfälle haben wir zusammen besucht, Wanderungen durch Wälder und Steppen. Auch den Thakhek Loop auf dem Dirtbike habe ich mit diesen Schuhen durchgezogen.
Müffeln, fallen fast auseinander, Sohle ist halb weggerieben. Nach fünf treuen Jahren sage ich Danke! Ihr wart mir stets wertvolle Begleiter. Ich hänge sehr an meinen Flipflops. Sie haben mich treu begleitet. Ja, das klingt vielleicht komisch, dass ich so an einem Gegenstand hänge, aber sie waren schlichtweg perfekt. Heute war dann der Tag, an dem sie ersetzt wurden. Immerhin ist nur die Farbe eine andere. Auf weitere fünf sagenhafte Jahre durch die Welt!
Wilde Brillenaffen
Als das Motorrad wieder flott war und meine Füße nicht mehr in stinkenden labbrigen Flipflops steckten, machte ich mich auf Richtung Skywalk. Doch schon nach ein paar Kilometern zog mich ein Tempel (in einer Höhle?) magisch an. Dabei war es letztendlich gar nicht die Höhle, die mich total faszinierte, sondern dass da vor dem Tempel in den Bäumen mehrere große Affen herumsprangen oder -fläzten.
Diese Affensorte ist deutlich seltener als die Makaken, die es überall in Südostasien zu finden gibt. Da konnte ich meine Kamera natürlich nicht unberührt lassen. Ich fing in wenigen Minuten einige Fotos und Videos von springenden und sich lausenden Brillenaffen (vermute ich) ein. Es war einfach zu herrlich. Die Höhle war unbeleuchtet, wahrscheinlich weil zu dieser Zeit kaum jemand vorbeikommt. Und es roch stark nach Fledermausmist. Also schaute ich nur mal kurz rein und war dann schon fast wieder auf dem Motorrad. Es wartete ja noch mehr Spannendes auf mich heute.
Wie süß ist das bitte?! Einmal über den Himmel laufen
Direkt am Mekong, der an der Stelle die Grenze zwischen Laos und Thailand bildet, wurde vor gewisser Zeit ein Skywalk hingebaut. Ich hatte nicht mit den Massen an thailändischen Touristen gerechnet, doch dann fiel mir ein, dass Wochenende war. Etwa zwei Euro Eintritt und ein Paar Extraschuhe bekam ich am Eingang. Dann wurden wir mit einem Pickup den Berg hochgefahren. Alle anderen wären die zweihundert Meter gelaufen, Thais mögen Laufen nicht! Im Pickup wurde ich von einem Thai angesprochen, der ein wenig Englisch konnte. Er war mit seiner Familie angereist. Es geschah wohl etwas Magie während der Fahrt, jedenfalls war ich beim Aussteigen dann auch Teil der Familie. Ich machte bei dem Ritual für Buddha mit, verbeugte mich vor ihm dreimal und dann gab es natürlich das andere Hobby der Thais: Fotos schießen von allem und jedem. Gut für mich, da ich ja sonst niemanden habe, der Fotos von mir macht.
Ich pose konzentriert, er erklärt mir irgendetwas auf Thai. xD Fingerakrobatik Mönche laufen über den Himmel. Dürfen die das? Ausblick auf den Mekong und Laos. Der Glasuntergrund ist schick. Echt viele hatten Probleme damit. Sieht schon gut aus! Vor allem mein Finger da ganz unten… Nach zwei Minuten im Himmel war das Spektakel auch schon vorbei. Für meine neue Thai-Familie zumindest. Ich flog dann noch eine Akkuladung mit der Drohne herum, was echt Spaß machte. Natürlich fragte ich nach der Erlaubnis. Eine Drohne stellte aber kein Problem dar. Gut für mich!
Drohnenflug Numero Dos
Froh über die Aufnahmen stieg ich in den Pickup zurück zum Parkplatz. Dann bestellte ich dort noch mein Essen auf Thai. Das klappt auch immer besser. Völlig gesättigt stieg ich aufs Motorrad und düste nun nach Chiang Khan. Die Straßen hier in der Gegend sind flacher, auch wenn noch Berge in der Nähe sind. Aber es macht Spaß mit schweifendem Blick durch die Gegend zu cruisen und all die Details einzufangen. Es ist ja immer noch alles anders als in Deutschland. Manchmal finde ich es krass, in was für Behausungen Menschen glücklich sein können. Wenn ich nur marodes Holz und Wellblech entdecke, kommt mir das so fern vor. Und doch ist es möglich. Ich flog sogar noch ein zweites Mal mit der Drohne, weil ein paar Palmen vor einem Dorf so ein schönes Bild abgaben. Etwa 16 Uhr kam ich dann im Capsule Hostel an. Der Tag war aber noch lange nicht vorbei. Ich stieg nochmal aufs Bike und fuhr weiter den Mekong entlang Richtung Nordosten.
So sieht der Mekong in der Trockenzeit aus – inselig. Die Walking Street Chiang Khan rockt
Ich fuhr einfach und schaute, was sich so ergab. Nun ja, es ergaben sich noch zwei Male Drohnefliegen. Die Stellen am Mekong sahen besonders attraktiv von oben aus. Das Sonnenlicht glitzerte im bewegten Nass und zum Schluss flogen mir sogar ein paar weiße Kranvögel vor die Linse. Ich habe es noch nicht erwähnt, aber: Drohne fliegen macht mir echt richtig Spaß! Zufrieden mit dem Tag, den Aufnahmen und dem Wetter fuhr ich entspannt zurück. Ich hielt aber nicht am Hostel, sondern fuhr zur Walking Street von Chiang Khan. Der Charme der Straße war phänomenal! Ich fühlte mich extrem wohl. An jeder Ecke gab es verrückte Sachen zu sehen, Essen in allen Formen, Gerüchen und Farben (u.a auch gebratene Quallen?!) und immer wieder auch interessante Menschen in noch interessanteren Outfits.
Wie süüüüüüß!!!! Süß und süßer! Keine Touris weit und breit. Traumfänger beschützen jene, die Geld abheben. Mit einem Messer malen. Die Warteschlange war lang! Diese Lampions machen eigentlich jede Stadt schön. Die Thais haben einen ausgeprägten Geschmack für Mode, muss ich sagen. Ist alles ein echter Hingucker. An einem Stand für Marihuana blieb ich stehen, da auch die Verkäuferin gut Englisch konnte. Im Laden wuchs einfach frisches Marihuana und überall roch es frisch und grün. Da wir uns so sympathisch waren, kaufte ich ein Gramm, das mir direkt zu einem Joint gedreht wurde. Außerdem wurde ich zum Feierabend in eine Bar eingeladen, in der alle gemeinsam fröhlich sein wollten. Kann man da Nein sagen?
Fazit
Kaum zu glauben, aber das alles geschah in nicht mal 14 Stunden. Verstehst du jetzt, warum ich mich auf Reisen fühle, als wäre ich Jahre weg? Jeder Tag ist so gefüllt, dass mir manches so vorkommt, als wäre es schon Tage her.
Nun sitze ich in meiner Kapsel im Hostel, habe all die Drohnenaufnahmen der letzten zwei Wochen gesichtet (es wird krass, Leute!!!) und schreibe voller Hingabe diesen Artikel, da es sich für mich anfühlt, als wäre ich gestern in der Werkstatt gewesen und der Skywalk muss auch schon ewig her sein. So viel ist passiert. Ich bin glücklich über mein Leben. Über die Abenteuer, die jeder neue Tag bringt. Über den Spaß, den ich beim Motorradcruisen habe. Über die netten Menschen, die so unglaublich offen sind und selbst mit ganz wenig ganz viel lächeln. Ich freue mich auf morgen, auf nächste Woche, auf alles, was noch kommt. Aber gerade bin ich glücklich mit dem, was ist.
Danke fürs Lesen, Staunen und Liken & Kommentieren!
Ohne dich wäre dieser Blog nur halb so schön!
Dein Martin
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Roadtrip durch Nordthailand – Teil 1
Seit meinem letzten Beitrag sind einige Tage vergangen. Am 19. Februar habe ich meinen Roadtrip begonnen, nachdem ich fünf Tage in Ubon dazu genutzt hatte, mich selbst wieder zu orientieren. Ich weiß, dass das nicht genug war. Und ich weiß, dass ich mich ablenke. Aber das ist gerade okay. Ich habe schon so viel gegeben in meinem Leben, ich muss mir da jetzt keinen Druck machen.
Sonnenaufgang im Tal von Pai, bald gibt es auch die Drohnenaufnahmen! Nun, den Roadtrip begann ich in Chiang Mai. Es folgten zwei Tage in Pai, einem kleinen Hippiedörfchen im Norden. Es lebten dort einfach mehr Reisende als Locals. Und so etwas gefällt mir auf Dauer gar nicht. Am Tag der Anreise hatte ich Takumi (aus Japan) kennengelernt, am Pai Canyon. Dadurch sind wir am nächsten Tag zusammen mit seinem dänischen Freund Noah weiter Richtung Norden gefahren, zu einer Höhle. Es war alles ein wenig stressig, aber dennoch sehenswert. Und das Fahren durch kurvige Schluchten und Serpentinen den Berg hoch machte mir großen Spaß.
Rückschritt und Neuanfang
Die nächste Station war Chiang Rai, eine Großstadt nahe der Laotischen Grenze. Dort wurde ich krank und musste mich ausruhen. Nur blöd, dass ich eine richtig schlechte Matratze in einem Zelt hatte, dazu noch eine äußerst schmerzhafte Massage bekam und einen Morgen im Fitnessstudio war, was meinen Körper komplett zerstört hat. Aber, ich habe es überlebt. Und sehe es als Neustart. Bevor es jedoch weiterging, wollte ich unbedingt den Weißen Tempel gesehen haben, der an Prunk jeden anderen Tempel dieser Erde in den Schatten stellt.
Details einer Buddhastatue am Wat Rong Khun – auch bekannt als „Weißer Tempel“ Wat Rong Khun: Wie pompös soll dieser Tempel werden? Ja! Ich konnte trotzdem weiterreisen, auch wenn ich vorsichtiger war. Es ging zum Phu Chi Fa Aussichtspunkt. Von diesem aus konnte ich direkt nach Laos schauen. Ich startete natürlich auch meine Drohne und flog ein paar Kreise. Es war echt schön da, auch wenn ich vom steilen Anstieg und geschwächter Verfassung sehr keuchen musste.
Ich übernachtete direkt am Berghang weiter unten an der Hauptstraße in einem Zimmer, das besser war als das Zelt, aber auch nicht wirklich hervorragend. Ich bezahlte etwa 15 Euro pro Nacht. Nur gut, dass ich die zweite Nacht kostenlos dort sein konnte. Ja? Ich fand nämlich 500 Baht auf dem Aussichtspunkt und konnte somit die zweite Nacht ausgleichen. Essen gab es dort kaum und auch nicht viel Auswahl. So aß ich von den 6 Mahlzeiten alle mit Reis, auch zum Frühstück. Langsam wurde mir das dann doch zu viel.
Wie viele Piepmatze kannst du entdecken? (>7?) Vor meinem Zimmer wartete immer eine junge hellbraune Hündin und hatte sich schon nach dem ersten Tag so sehr an mich gewöhnt, dass ich gar nicht anders konnte als sie ewig lange zu kraulen. Ansonsten war da vor Ort kaum etwas los. Ich schrieb Trauerreden, während mir die Augen von der kribbelnden Nase ungeheuerlich tränten. Ich legte mich sogar einmal auf meine Decke direkt auf die Balkonfliesen, weil ich so schwach war, dass ich mich nur von der Sonne aufwärmen lassen wollte. Nicht zu vergessen: Mir tat der komplette Körper wegen Muskelkater weh. Ich konnte mich kaum aufrechtdrücken.
Fluss der Zeit
Aber auch das habe ich überstanden und ich spürte, dass es besser wurde. Also ging es nach Phayao (gesprochen: Pajao). Dort wollte ich nicht direkt in die Stadt und so fand ich ein Homestay gleich an einer Farm mit sehr schicken Unterkünften. Die Häuser wurden um noch lebendige Bäume herumgebaut und an gewissen Stellen ausgeschnitten. Das hat Charme! Die Verständigung vor Ort war komplett mit Google Translator. Und rate mal, was es dann zum Frühstück gab: Bratreis, was sonst! Aber ich hatte mir am Abend zuvor mal Pizza gegönnt. Ich war nämlich noch in Phayao Stadt und bin dort am See entlanggelaufen. Das war echt schön, mit den Fischerbooten, Drachenfiguren im Wasser, bunten Blümchen und Blüten, ganz vielen sportlich Aktiven und ganz viel interessanten Geschehnissen. Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich in der Berglandschaft an etlichen Kartoffelfeldern vorbeigefahren bin. Ich bin sogar angehalten und habe die Bauern bei der Arbeit fotografiert. Erstmal wurde argwöhnisch geguckt, doch nach einer kurzen Frage lächelten sie in die Kamera. So sind sie, die Thais. Einfach liebenswert.
Phayao Seespaziergang 1 Phayao Seespaziergang 2 Phayao Seespaziergang 3 Phayao Seespaziergang 4 Phayao Seespaziergang 5 Phayao Seespaziergang 6 Phayao Seespaziergang 7 Phayao Seespaziergang 8 So genieße ich immer ein bisschen die Zeit in dem Ort, an dem ich ankomme, um dann am nächsten Vormittag weiterzufahren. Das Fahren macht echt Spaß und wäre der Sitz noch etwas bequemer, ich würde definitiv länger fahren und wäre kein bisschen traurig darüber. Die Landschaft ist herbstlich gestimmt, viele trockene, kahle Bäume und die Felder sind nicht bestellt. Es ist halt Trockenzeit. Doch die Landschaft, die Formen der Berge und vereinzelte Besonderheiten machen diesen Trip genussreich. Immer wieder halte ich an für einen schnellen Handy-Schnappschuss. Mal fliege ich auch mit der Drohne. Aber das Röhren des Motors, das Legen in die Kurven und das Beschleunigen nach einer roten Ampel, das erfreut mein Herz. Meine Gedanken schweifen manchmal ab, wie die Weiten des Flachlands, aber ich nehme sie bewusst wahr und freue mich über Geistesblitze.
Pai Nordthailand Kartoffelfarm Nordthailand Kartoffelfarm mit Bambus Nordthailand Kartoffelfarm Bäuerin Nordthailand Kartoffelfarm Bäuerin Holzhütte am Fuß des Berges Wasserbüffel sind niemals satt! Inneres Fließen
So eine Reise, die führt aber auch zu Fragen und Zweifeln. Ich weiß zum Beispiel, dass ich nur krank bin, weil es in den Bergen nachts und morgens so kalt ist, dass ich friere und nicht mehr anziehen kann. Warum bin ich also dort, wenn ich doch das Meer genauso – oder sogar mehr – liebe? Tja, ich liebe auch den Roadtrip und mit dem Motorrad über frisch asphaltierte Straßen zu düsen. Ich liebe es nach der kalten Nacht in der heißen Sonne zu fahren und mich wie eine Echse aufzuwärmen. Ich liebe es auch, mich in jede einzelne Kurve zu legen, immer wachsam, immer vorsichtig und dennoch mit Schwung. Oder auch, wenn ich über 5 Kilometer bergab rollen kann. Ich liebe diese Ecken, in denen ich fast keine Touristen treffe. In denen ich auf Thai bestellen muss, um überhaupt etwas zu bekommen. Ich liebe auch den Blick auf einzigartige Felsformationen. Ich liebe die stetige Reise nach vorn, an neue Orte auf neuen Wegen. Ich freue mich genauso, wieder zurück nach Chiang Mai zu kommen und dort noch etwas die Gegend zu erkunden. Doch alles, was neu ist, macht mir Freude. Ob das das innere Kind ist, das voller Neugier auf Abenteuer gehen will?
Sie zeigte mir, dass da wirklich dicke Kartoffeln wachsen. Ich hätte das in Thailand zumindest nicht erwartet. Nun, ich habe schon zweimal daran gedacht und möchte es nun endlich aufschreiben: Ich denke, weil ich damals Motorradrennen auf der Konsole gespielt habe – und das bis zur Perfektion – hat mich das auch in gewisser Weise auf das echte Motorradfahren vorbereitet. Es fühlt sich an, als hätte ich den Controller wieder in der Hand, und ich wüsste, dass ich entweder mehr Gewicht verlagern oder mehr Gas geben muss, um die Kurve perfekt zu bekommen. Es sind so Kleinigkeiten, über die ich mir Gedanken mache, doch ich bin fest davon überzeugt, dass mich das bereits vorgeprägt hat. Es fühlt sich für mich sehr passend an.
Ein absolut zauberhaftes Foto von thailändischen Traumfängern in der Abendsonne. Hier geht’s zu den Wallpapern. AI
Apropos Zocken und Perfektion: Es gibt ein Thema, das respektiere ich derzeit sehr – Künstliche Intelligenz. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell an der Zeit ist, darüber nachdenken zu müssen, aber es scheint bereits loszugehen. Die Künstliche Intelligenz (AI = Artificial Intelligence) kann mittlerweile Dinge übernehmen, für die kreative Menschen viel Zeit brauchen. Und das in wenigen Sekunden. Wie das alles funktioniert? Ich habe da eine Idee. Aber das möchte ich ein anderes Mal mit euch teilen, am liebsten im kleinen Kreis unter Interessierten. Ich sage nur so viel: Ich denke der AI geht der Wunsch von mehr Bewusstsein einher, d.h. ohne diesen Wunsch würde es keine AI geben. Meine Theorie.
Nun, ich bin gerade in Nan in einem Hostel. Werde morgen weiterfahren an einen See und hoffe, dass ich dort eine angenehme Bleibe finde. Bald werde ich in Nationalparks schlafen und den Mekong entlangfahren. Man hört, sieht und liest sich!
Euer Martin
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Ein Monat wie ein Jahr
Lieber Leser, liebe Leserin,
dieser Text ist ganz viel Ballast für mich. Er will raus aus meinem Körper. All die schwere Trauer, die sich in meinen Gliedern festsetzt, möchte eigentlich nur raus. Gefühlt werden, geordnet und losgelassen werden. Und daher schreibe ich nun einfach drauf los, direkt im Browser und viel werde ich daran wahrscheinlich auch nicht ändern. Es ist ein Gedankenstrom, den ich mit dir teilen möchte.
Der Weg zur Liebe ist für mich ein unausgeleuchteter Pfad voller Fragen, scharfer Kanten, vieler heller Lichtblicke in all dem dunklen Dickicht, das mich umgibt. Seit Jahren gehe ich der Frage nach, was Liebe bedeutet. Kannst du diese Frage beantworten? Und vor allem: Kannst du die Vorstellung von Liebe einer anderen Person akzeptieren und gutheißen? Ist das vielleicht schon der erste Schritt zur Liebe? Diese Wort klingt wirklich wunderschön. Traurig finde ich daher nur, dass ich viele Jahre gar nicht wusste, was für eine Bedeutung hinter diesem Wort steckt.
Heute kann ich sagen: Was mir den letzten Monat widerfahren ist, war reiner Zauber. Eine unglaubliche Magie, Energie, der pure Moment, Liebe. Es war eine Anziehung, die ganze Galaxien zusammengebracht hätte. Es war – in meinem Universum – eine Supernova der Extraklasse. Und ja, Supernova ist der Tod eines Sterns. Ich fühle mich nicht tot, aber Sterben ist auch nichts anderes als Veränderung in einen anderen Zustand. Und das geschieht jede Sekunde mit allem im Universum. Ich habe geleuchtet, ich habe gelacht, ich habe gehofft und gewusst, ich habe geweint vor Glück und mein Herz schlagen spüren, was ich sonst nie spüre. Ich habe in der kürzesten Zeit eine intensive Verbindung zu zwei Menschen aufgebaut: Zu einer fast fremden Frau und zu mir selbst.
Heute kann ich sagen: Ich war voller Liebe, die so intensiv existierte, dass sie mich wie ein schwarzes Loch anzog. Ich wurde so sehr angezogen, dass ich von Gravitation sprechen würde. Ich war vollkommen – und die Betonung liegt wirklich auf vollkommen – erfüllt mit allem, was war, ist und sein wird. Ich war die Liebe selbst, ich war das ganze Universum, ich war Gott (würde ich nach Ramtha gehen). Und nie habe ich mir vorgestellt, es könnte enden. Nie war auch nur die Frage nach der Zeit. Die ersten Tage dehnte sich die Zeit zwischen Julia und mir so sehr, dass uns diese Tage wie Wochen vorkamen. Das Wort Zeit, nein die Vorstellung von Zeit, war einfach verschwunden. Wir füllten jeden Moment mit der Gravitation zwischen uns, mit Worten und Gesten, mit Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, mit Überraschungen und der absoluten Nähe, die körperlich zwischen zwei Menschen möglich ist – ohne sexuelle Handlungen zu vollziehen.
Als wir uns in Koh Kood trafen, war es das Paradies. Wir fuhren an Wasserfälle, schöne Cafés, wir folgten weiterhin unserem Arbeitsleben, doch das fand im Paradies statt. Da gab es nichts auszusetzen. Wir chillten in Hängematten, machten Yoga und meditierten, wenn uns danach war. Wir schauten Sonnenuntergänge an, entdeckten neue Orte und uns selbst. In meinem anderen Artikel habe ich bereits angedeutet, dass dann aber erstmal etwas anderes zu klären war. Ich beendete meine bisherige Beziehung, weil ich mich dazu entschied, auf mein Herz zu hören, das mir sagte, dass ich diese Anziehung – die ich noch nie zuvor in meinem Leben so intensiv gespürt habe – nicht abbrechen wollte. Sie war so stark, dass sie für mich entschied, wie es weitergeht. Und dem folgte ich. Ich wollte mich nicht selbst verraten, sondern vielmehr auf die Antworten hören, die bereits in mir waren. Ich wurde sogar nicht einmal verurteilt dafür (zumindest nicht von meiner Exfreundin). Und das war eine starke Geste von ihr, die ich ihr sehr hoch anrechne.
Nachdem ich das so gut wie möglich geklärt hatte, traf ich Julia und wir reisten von Bangkok nach Laos, um dort einen Monat durchs Land zu ziehen. Ich merke gerade, dass das Inhaltliche für meine Schilderungen gar keine große Rolle spielt. Mir geht es mehr um das, was in meinem Körper vor sich ging. Oder präziser: Was mein Herz so erlebte. Und mein Herz sagte mir irgendwann, dass Koh Kood definitiv eine Ausnahmesituation war. Eine ausgenommen schöne Situation. Ein Paradies (ich kann es nur wiederholen). Seitdem wir dann zusammen reisten, machten sich kleine Nadelstiche auf den Weg in meinen Körper und mit der Zeit piekten sie immer mehr. Und als Denker, wie ich es bin, kann man davon schnell abgelenkt werden und in einem Kreislauf aus Gedanken landen. Dem war nicht so. Ich wurde von gar nichts abgelenkt. Ich sah Julia als Zentrum meiner Anziehungskraft und all das, was wir hatten, als mein Heiligtum. Klingt jetzt übertrieben, aber so kannst du dir das besser vorstellen.
Ich möchte nicht abstreiten, dass ich vielleicht eine Brille aufhatte, die meinen Blick etwas veränderte. Ob sie rosarot war, kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass gewisse Faktoren dazu führten, dass diese Gravitation am Anfang unseres Kennenlernens jeden Maßstab meines Lebens überstiegen. In Laos war die Situation eine andere, und gemeinsam zu reisen, das zeigt einem Menschen sehr schnell, wie die andere Person ist und wie sie die Welt sieht. Und in all der Zeit in Laos sahen wir sieben große Städte, fuhren stundenlang mit Zug und Bus, fuhren über 1000km auf dem Motorrad, erlebten einzigartige Gegenden, Landschaften und Naturvorkommnisse. So etwas brennt sich ins Gedächtnis und wird nie wieder verschwinden.
Alles änderte sich dann beim ersten Streit. Durch eine Kleinigkeit war das Fass übergelaufen und wir überhitzten. Der Stern schien zu sterben. Es dauerte eine ganze Zeit, bis wir zueinanderfanden, doch in meinem Kopf und Herz hatte sich bereits eine Idee breitgemacht, die mit den folgenden Tagen nicht wieder verschwand. Es hatte sich ein Gefühl gezeigt, dass ich seit Laos nicht mehr gespürt hatte – Freiheit. Und danach verlangte es mein Herz. Es wollte die freie Entscheidungsfreiheit haben, wollte auf seine Weise reisen, uneingeschränkt durch andere Ansichten und Vorstellungen. Und da war dann die Frage: Sollte ich dieser Idee Gehör schenken oder sie ignorieren, da ja wieder alles in Ordnung war? Du musst dir vorstellen, welche Kräfte da wirken, wenn sich zwei Galaxien anziehen und miteinander verwirbeln. Einmal angefangen, gibt es kaum eine Möglichkeit diesen Vorgang zu stoppen. Und doch geschah da etwas.
Und ich kann dir ganz genau sagen, was es war. Etwas, das mich bis heute aufrichtig beeindruckt, stolz macht und wofür ich viele Jahre meines Lebens gebraucht habe, um an diesen Punkt zu kommen. Ich ließ die Gravitation eines anderen Menschen nicht die Gravitation meiner eigenen Seele übernehmen. Ich hörte auf mein Herz und meine Wünsche und anstatt mich der Beziehung zu beugen, weil sie mir andere schöne Dinge ermöglicht, wählte ich die Nachricht, die mein Herz mir gab. Ich wollte alleine reisen, obwohl nie etwas richtig Schlimmes zwischen uns passiert ist. Ich wollte nicht ignorieren, was sich in mir ergab. Vor allem nicht, wenn es sich gut anfühlte. Erkläre das mal einem Menschen, den du abgöttisch liebst? Erkläre mal den Menschen, wieso du etwas beendest, wenn die Gravitation und Liebe zwischen den Menschen alles andere in den Schatten stellt. Wieso ich diese unzähmbare Liebe mit all den unglaublichen Erlebnissen einfach so gehen lassen konnte.
Konnte ich nicht! Ich sitze hier und bin scheiße traurig. Ich bin hier und habe keine Ahnung, was ich mit mir anfangen soll! Ich spüre die Traurigkeit in meinen Knochen und dennoch weiß ich, dass diese Entscheidung richtig für mich war. Ich gehe durch die Trauer, weil die Liebe so stark war. Ich habe sehr viel über mich gelernt und endlich mein Herz zu mir reden hören. Hätte ich es in diesem Moment nicht getan, hätte ich mich selbst verraten und für eine äußere Sache entschieden. Alles, worum es ging, war meine innere Welt. Und so komisch ich mich jetzt auch fühle, ich habe zu mir und meinen Wünschen gestanden.
Die Sahnehaube der Geschichte kommt aber erst noch. Julia zu erklären, dass ich meine Pläne ernst meinte, war schon eine große Herausforderung. Ich wurde mit den Reaktionen konfrontiert, vor denen ich mich gefürchtet hatte. Aber ich selbst spürte, wie ich mich von allen Gefühlen in mir distanzierte, um nicht verletzbar zu sein. Bis ich mich bewusst dazu entschied, den Schmerz auch in meinem Körper zuzulassen. Ich habe ihre Hand gehalten und ihr klargemacht, dass ich sie immer noch mag. Meine Entscheidung war nicht gegen sie gerichtet, sondern für mich. Ich sitze hier traurig und habe keine Ahnung, was ich mit mir anfangen soll, weil ich sie noch liebe. Mit all ihren Eigenschaften. Ja, auch jene, die ich mir für eine Beziehung nicht wünsche. Ich akzeptiere sie komplett von oben bis unten, von innen bis außen für all das, was sie ist. Nur kann ich nicht akzeptieren, wie sich dadurch die Bindung zwischen uns beiden gestaltet, denn am Ende bleibt das komplett meine Entscheidung, wie viel ich davon zulasse und in meinem Leben haben will.
Zusammenfassend bedeutet das also, dass ich trotz einer unbeschreiblich starken Bindung und noch stärkeren Liebe zu ihr, meine Selbstliebe vorangestellt habe und, um mich oder Julia nicht zu verändern oder mir/ihr Vorgaben zu machen, mich für eine Trennung unseres Weges entschied. Akzeptieren heißt, die Person so zu lieben, wie sie ist. Das heißt nicht, dass ich alles, was sie tut, gutheißen muss oder werde. Verhalten ist nicht das Gleiche wie der Mensch, der es ausführt. Letztlich ist es an uns, herauszufinden, wie viel Schmerz wir ertragen wollen. Und obwohl diese Frage so einfach klingt, stehen da noch ganz andere Fragen davor, die erstmal beantwortet werden müssen. Zum Beispiel: Kannst du den Schmerz in deinem Leben überhaupt wahrnehmen? Wo kommen deine Glaubenssätze her, dass Schmerz zur Liebe dazugehört? (Ich für mich habe festgestellt, dass Liebe niemals weh tut. Es sind immer Gedanken und Erwartungen an die Liebe, die aber nie wirklich erfüllt werden können.)
Ich sag mal so: Ich denke, nach einem Monat zu merken, dass zwei Menschen doch sehr verschieden sind, ist voll in Ordnung, und ist fast das Normalste auf der Welt. Sich an diesem Punkt nicht einzugestehen, dass das Herz vielleicht doch etwas anderes will, führt in meinen Augen zu fatalen Sackgassen, die am Ende nur noch mehr wehtun.
Was bleibt, ist immer noch die Liebe. In all ihren funkelnden Facetten hat sie mich ein paar Tage meines Lebens begleitet. Sie hat mich die Zeit vergessen lassen, sodass mir ein Monat wie ein ganzes Jahr vorkam. Die Intensität war atemberaubend schön und so etwas wünsche ich mir wieder. Ich behalte die Fotos, Erinnerungen und die stark damit verknüpften Gefühle, die ich mein Leben lang in mir tragen werde. Ich bin dankbar, ich bin glücklich, ich bin erfüllt mit Liebe und Trauer. Dankbarkeit für die Zeit, die mit keinem Geld der Welt aufgewogen werden kann. Traurig, dass diese Zeit ein Ende fand.Ich liebe dich! Ich liebe mich! Und zu wissen, was diese Worte heute für mich bedeuten, ist wahrlich das größte Geschenk an mich selbst. Danke!
Hier gibt es übrigens einen Einblick in das Land, in dem ich mich zu der Zeit aufhielt. Viel Spaß mit dem etwas anderen Blick von oben.
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Laos – ein etwas kompliziertes Paradies
Gerade sitze ich in einem VIP-Bus, der mich von Vientiane – der Hauptstadt Laos – in eine kleine Stadt namens Thakhek bringt. VIP ist dabei stark übertrieben, doch dazu komme ich später. Laos war bisher nie auf meiner Reiseliste. So richtig wusste ich nicht, was ich von diesem Land halten sollte. Hier kommt also der erste zusammenfassende Bericht über das Land, das ich nun doch seit zwei Wochen erkunde und welches mich in vielen Momenten staunen lässt. Dabei ist es vor allem die Natur selbst, die mich stark beeindruckt – ob Berge, Höhlen oder Wasserfälle, es ist pure Schönheit!
Hier kannst du übrigens zu meinem Drohnenvideo springen, das dir tiefe Einblicke in ein wunderschönes Land gibt:
Ankunft und erste Fehlentscheidungen
Wir kamen über den Internationalen Flughafen Luang Prabang in Laos an. Schon die Landung kündigte eine felsige Berglandschaft mit flächendeckendem Regenwald an. Die Stadt selbst war klein und süß. An jeder Ecke Cafés und Restaurants, manche siedelten sich direkt an den Mekong, sodass man einen befriedigenden Ausblick auf den Fluss hat. Das erste Abendessen genossen wir auch in einem solchen Restaurant. Die Preise überstiegen die 2-Euro-Marke nicht. Der Geschmack des Essens allerdings war unglaublich lecker!
Abends schlenderten wir durch die Stadt, entdeckten einen Night Market und suchten nach Sim-Karten. An einer kleinen Bude ließen wir uns beraten und kauften später auch gleich Zugtickets nach Luang Namtha, das im nördlichen Laos liegt. Leider haben wir sowohl für die Sim-Karten als auch für die Tickets deutlich mehr als nötig gezahlt. Und das, obwohl wir beide schon so viel Reiseerfahrungen haben. Ich denke, es kann und wird auch immer wieder passieren. Neues Land, neues Glück.
Für 80 Gigabyte für 30 Tage habe ich etwa 11 Euro bezahlt. Das ist für europäische Standards immer noch top, oder?! Und der Empfang ist vollkommen okay, manchmal mehr, manchmal weniger schnell.
Manchmal sind es große Gegensätze. Auf den Straßen ist viel los. Auf vielen Ebenen geschieht etwas. Mit Regenschirm Moped fahren – in Südostasien gar nicht so selten. Am Straßenrand wird oft Obst und Gemüse verkauft – manchmal auch Fleisch (und das ohne Kühlung) Die morgendliche Aussicht vom Nam Xay Viewpoint bei Vang Vienna In den Bungalows kann man übernachten. Auf der Terrasse hängt eine Hängematte, bereit benutzt zu werden. Beeindruckende Natur
Da ich mich kaum im Vornherein über Laos informiert habe, wurde ich etwas von der Kälte in der Nacht überrascht. Durch die bergige Landschaft fällt viel Schatten übers Land und die Sonne verschwindet eher als der eigentliche Sonnenuntergang. So ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht enorm – während tagsüber durchaus 27 Grad erreicht werden, kann es nachts bis zu 11 Grad kalt werden.
Außerdem ist es gerade die eher kältere Jahreszeit in Laos, manche Bäume verlieren braunes Laub, die Reisfelder bleiben trocken. Wie auf den Fotos zu sehen, gibt es trotzdem noch genügend Grün, sodass die Umgebung keineswegs trist wirkt.
Wilde Vegetation, es ist immer noch eine tropische Gegend, auch wenn es nachts deutlich kälter wird. Am schlimmsten traf uns der Temperaturunterschied bei einem Halbtagesausflug von Luang Namtha nach Muang Sing, das nur wenige Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt liegt. Wir fuhren recht spät los, sodass wir im Dunkeln den Rückweg antraten. Es war so unglaublich kalt – auch durch den Fahrtwind auf dem Motorroller – dass ich selbst nach einer heißen Suppe, Ingwertee und einer heißen Dusche immer noch fror.
Übrigens sind die Straßen voller tiefer Löcher, denen man ausweichen muss, oder der Asphalt hört ganz plötzlich auf und man fährt durch staubigen Schotter. Ja, alles ist echt so staubig hier, dass die Pflanzen am Straßenrand mit einer dicken Schicht lehmbraunen Staubs bedeckt sind. Geregnet hat es in den zwei Wochen bisher noch nicht.
Aber nun zu dem wirklich beeindruckenden Teil des Landes: die Berge! Diese ragen steil in den Himmel, fast vollständig bedeckt mit Regenwald. Manchmal zeichnen sich graue schroffe Felswände ab, die bezeugen, mit welcher monumentalen Kraft diese Formationen vor Jahrtausenden in Form gepresst wurden.
Die Aussicht vom Nam Xay Viewpoint war einfach unglaublich. Die Sonne hat sich ihren Weg gebahnt und das Tal in magisches Geld getaucht. Auch die Sonnenuntergänge berühren mein Herz, vor allem die wunderbare Kombination aus dem Goldgelb und rosa und pink der Blumen. Im Schein der Abendsonne erscheinen die Berge in einer dunklen Silhouette, weiter entfernte Berge in einem anthrazitgrau. Je entfernter, desto heller wirken sie. So entsteht eine mehrschichtige Leinwand aus imposanten Felsspitzen, die sich über das ganze Land erstrecken. Fürs Auge ist das wie eine natürlich geformte Mona Lisa, die ich vor allem in den Abendstunden stundenlang bestaunen kann.
Ein Drohnenshot aus Vang Vieng – ein unglaublich schmackhaftes Erlebnis fürs Auge. Das einzige große Gewässer ist der Mekong, der sich durch die Täler des Landes schlängelt. Wir waren aber auch an einem unüberschaubar großen Süßwasserreservoir, das mit hunderten winzigen Inseln durchzogen ist. In einer Unterkunft direkt am See durften wir kostenlos Kajak fahren und Frühstück war inklusive. Für ein paar Einblicke teile ich ein paar Handyfotos mit euch.
Links der blaue Bungalow, den man auch buchen kann. Die Unterkunft bietet auch Zelte, die aber renoviert wurden. Über den See gepaddelt sind wir auch. Im Hintergrund immer die bergige Landschaft, die so typisch für Laos, aber auch Vietnam ist. Reisen mit Zug und Bus
Viermal sind wir mit dem Zug gefahren. Die LCR (Laos-China-Railways) ist die einzige Zuglinie durchs Land, die Laos mit China auf direktem Wege verbindet. Die Bahnhöfe gleichen modernen Monumenten mit enormen Ausmaßen. Sicherheitskontrollen und Einweiser, die genau anzeigen, wo man wann einsteigen darf, sind Anzeiger für die Ordnungsliebe der Chinesen. Die Züge sind komfortabel und geräumig ausgestattet. Nur wenn die Klimaanlage nicht funktioniert, ist die Luft extrem schlecht und verursachte bei mir mehrmals Kopfschmerzen. Übrigens stehen auf den Tickets immer auch die Sitzplätze, doch die interessieren absolut niemanden. Jeder sitzt, wie er will.
Je öfter wir mit dem Zug fuhren, desto mehr Geld sparten wir bei den Fahrkarten. Anfangs bezahlten wir fast das Doppelte vom eigentlichen Ticketpreis, der bei etwa 6,50 Euro lag. Später kauften wir die Tickets direkt im Bahnhof, der übrigens fast immer mindestens 20 Minuten außerhalb der Stadt lag. Da die gesamte Strecke recht neu ist (finanziert von den Chinesen), war es wahrscheinlich nicht möglich, eine solch große Bahnhofshalle in die Stadt zu pflanzen. So haben die Taxi- und Tuktukfahrer ihr eigenes Business und alle profitieren irgendwie voneinander. Nur der Reisende darf etwas tiefer in die Tasche greifen. Achte darauf, dass du nicht mehr als 50.000 Kip pro Fahrt bezahlst. Alles andere ist Wucher.
(Wohl gemerkt sind das hier alles immer noch sehr niedrige Preise. Eine Zugfahrt von ein bis zwei Stunden kostet 5 bis 7 Euro.)
Eine Busfahrt von sechs Stunden haben wir nun auch gebucht: 13 Euro, um von Vientiane nach Thakhek zu kommen. Der sogenannte VIP-Bus ist allerdings in den Maßen kleiner Asiaten ausgestattet, sodass meine Knie nicht zwischen den Sitz passen. Während ich das also hier schreibe, ragen meine Beine in den Gang, um mich herum sitzen ausschließlich nicht-asiatische Reisende im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Alle haben mehr erwartet. Die andere Option wäre ein Sleeper-Bus gewesen, der – mit Betten ausgestattet – über Nacht das Ziel erreicht. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Wahl besser gewesen wäre, wenn die Betten dort auch asiatische Maße haben. Aber nach 7 Stunden Fahrt über holprige Schotterpisten werde ich wahrscheinlich sagen: Irgendwie geht es immer.
Highlight – Laotische Küche
Das erste Highlight des Landes ist das Essen. Die Gerichte sind super lecker, ich könnte eigentlich dauerhaft etwas zu mir nehmen. Allerdings fiel mir schnell etwas auf, wenn ich in die Speisekarten schaute: Überall Dutzende Schreibfehler, nicht nur auf Speisekarten, auch auf Werbebannern oder Schildern. Überall werden Buchstaben hinzugefügt, die man nicht erwartet. Auf einer Seite kann dasselbe Gericht durchaus dreimal falsch geschrieben stehen. So ist das Lesen des Menüs manchmal mehr ein Rätselraten.
Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob das laotische Gericht Laap wirklich so geschrieben wird. Sicher ist auch Laab oder Larp richtig. Dieses Gericht überraschte mich sehr. Es ist mit Hand gehacktes Fleisch (bevorzugt Hähnchen) und das ganz ohne Knochen, Fett und Knorpel. Dieses wird mit Koriander und Minze vermischt und mit Salat und wahlweise mit Reis serviert. Ich probierte das Gericht mehrere Male und wurde nie enttäuscht. Für Vegetarier wird es – anstatt mit Fleisch – auch gern mit Tofu oder Pilzen zubereitet. Ich habe zuvor noch nie davon gehört, doch würde es jedem empfehlen. Die Kombination der verschiedenen Geschmacksrichtungen ist unglaublich gut.
Gemüse Curry (unten) und Hähnchen mit Thai Basilikum Hähnchen Lapp mit Reis und Süß Sauer Tofu Stir Fried Vegetable mit Reis und Ei (unten) und Bratreis (oben), frische Frühlingsrollen Frühstück: Mango-Minze-Shake, Omelett mit Kartoffeln und Zwiebeln (vorn) sowie Gebratenes Gemüse mit Reis und Ei (hinten) Ja, es gibt auch mal Pizza. In Vientiane hatten wir Lust auf Pizza und sie war echt gut! Bisher gab es kein Gericht, das ich bereut habe (außer Pommes, aber die sind ja nicht lokal). Das Cashew Nut Chicken war z.B. ganz anders zubereitet als in Thailand, aber ebenso schmackhaft.
Übrigens sprechen die Einheimischen meistens sehr schlechtes Englisch, es gibt nur wenige, die sich wirklich gut ausdrücken können. So gab es bei Bestellungen oft Missverständnisse, oder es wird mal ein Gericht vergessen. Das ist uns ziemlich häufig passiert. Entweder liegt es an der Verständigung oder die Laoten sind etwas unorganisiert und haben (noch) nicht so die Ahnung, wie sie das verbessern können.Highlights – Höhlen, Fußball, Aussichtspunkte
Wo es viele Berge gibt, sind Höhlen auch nicht weit. Die ersten erkundeten wir in Vang Vieng, die mir schon sehr gut gefiel. Doch als wir die Blaue Lagune 3 in der Umgebung von Vang Vieng besuchten, stießen wir auf eine viel krassere Höhle, in der absolute Dunkelheit herrschte. Es war eine Licht aufsaugende Dunkelheit. Während der Erkundungstour durch gewundene Passagen und alte Holzleitern sahen wir auf der Suche nach einem kleinen natürlichen Pool ewig keine anderen Menschen. Die Stimmung war unglaublich, die Luft warm und das Licht reichte kaum drei Meter. Überall glitzerten die Stalagmiten und Stalaktiten kristallen und manche Durchgänge waren super eng. An anderer Stelle waren wir nicht ganz sicher, ob es der richtige Weg war. Bis wir nach geschätzten 20 Minuten endlich das Ende erreichten. Ins Wasser sprangen wir aber nicht. Stattdessen entdeckten wir eine kleine Grille und wunderten uns, ob es ihr hier wohl gefiel.
Am folgenden Morgen machten wir uns zum Sonnenaufgang auf zu dem berühmten Nam Xay Aussichtspunkt, auf dem Motorräder angebracht waren. Es war ein anstrengender Aufstieg, der mein Herz auf etwa 180 Schläge pro Minute brachte, doch wir erreichten die Plattform rechtzeitig. Die Sonne kitzelte gerade eine Bergspitze, als ich die Drohne startete, um diese magische Atmosphäre von oben einzufangen. Fotos auf den Motorrädern entstanden natürlich auch. Die Eindrücke möchte ich dir an der Stelle nicht vorenthalten. Gern wäre ich auch mit einem Heißluftballon geflogen, doch die Aussicht vom Nam Xay Aussichtspunkt hat mich auch sehr glücklich gemacht. Und ich habe damit etwa 100 Euro gespart.
Auf der einen Seite eine bergige Landschaft… Magisches Licht am Morgen Ein zweites Motorrad auf der östlichen Seite Die Sonne schenkt uns ihr wunderbares goldenes Lächeln. Wie immer an solchen Punkten: Zu viele Touristen. Einfach wirken lassen. Natürlich waren wir nicht allein. Viele Touris und Reisende haben sich da oben getummelt und diese – ich muss mich nochmal wiederholen – magische Atmosphäre genossen. Es war tatsächlich eins der schönsten Highlights der bisherigen Laos-Reise, einfach weil die Natur alles liefert, um die pure Schönheit der Existenz zu entfalten.
Mein drittes Highlight, das ich hier teilen will, ist der Abend, an dem ich mit einheimischen Jungs Fußball gespielt habe. Wir liefen durch ein ruhiges, ärmlich wirkendes Viertel in Luang Namtha, bis ich auf eine Eingebung hörte und einer Straße bis zu dem Punkt folgte, als sie in ein Feld überging. Wir folgten dem Weg, setzten uns auf eine Plattform aus Bambus und schon kamen die Jungs angerannt. „What’s your name?“ war die einzige Frage, die sie uns stellen konnten. Dann deutete ich auf den Fußball und machte den Jungs klar, dass ich mit ihnen Fußball spielen wollte. Keine 15 Minuten später war ich total durchgeschwitzt, während die Jungs weiterhin in Flip-Flops oder barfuß den Ball kickten. Wir verabschiedeten uns mit einem Lächeln. So etwas ist ein unglaublich bereicherndes Ereignis.
Mit den einheimischen Kids Fußball spielen, auf unebenem Boden, barfuß, dafür aber mit einem Lächeln und Schweiß auf der Stirn. Resümee
Da ich so viel zu erzählen habe und es schwer finde, das alles auf den Punkt zu bringen, fasse ich die bisherigen zwei Wochen nochmal kurz zusammen: Das Land bietet eine unglaublich beeindruckende Landschaft aus hohen, schroffen Bergen, Urwald und dem Mekong, der sich durchs ganze Land schlängelt. Gleichzeitig ist die Reise durchs Land (bis auf den Zug) sehr umständlich, staubig und dreckig und auf dem Motorroller muss man ständig aufpassen, nicht durch ein Schlagloch zu fahren. Das Essen ist unglaublich günstig (zwischen 1 und 3 Euro, manche Fruchtsäfte sogar nur 50 Cent), während die Locals kaum Englisch sprechen und es immer wieder zu Missverständnissen kommt. Dennoch sind die Einheimischen unglaublich nett und zuvorkommend. Luang Prabang war bisher die angenehmste Stadt mit einem leichten Bali-Flair. Der Bus, in dem wir gerade sitzen, bringt uns nach Thakhek, wo wir einen 4-Tages-Ausflug mit dem Motorrad geplant haben. Mal sehen, wie das wird!
Schon bald wirst du mehr von mir hören! Danke fürs Lesen.
Martin
KLEINER ZUSATZ! In der Nähe von Luang Prabang gibt es den Kuang Si Wasserfall, der eigentlich aus Dutzenden Kaskaden besteht, durch die türkisblaues Wasser plätschert. Viel Spaß beim Anschauen der Fotos!
Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang Kuang Si Wasserfall bei Luang Prabang -
Ein Monat zweite Heimat
Was in meinem zweiten Monat auf Reisen passiert ist? Ich würde sagen: Das Leben! Aber so richtig – unerwartet, intensiv, echt! Ich verbrachte einen ganzen Monat auf Koh Kood, meiner zweiten Heimat. Und das Leben sollte eine ganz besonders wichtige Herausforderung für mich bereithalten. Diese Insel ist halt wirklich nicht ohne!
Leben auf einer Insel
Als ich in Koh Kood ankam, war erstmal alles so bekannt. Dennoch hatte sich etwas verändert: Es waren deutlich weniger Menschen auf der Insel und außerdem manche der Resorts einfach vom Dschungel verschluckt. Es stimmte mich traurig, doch mit den Tagen entdeckte ich, dass durchaus neue Gebäude gebaut wurden und damit Hoffnung auf ein gutes Leben nach Corona aufflammte. Aber viel wichtiger war ja das Wiedersehen mit meiner Thai Mama Jah sowie ihrer Cousine Jai, die ich zum ersten Mal traf. Jai ist der pure Sonnenschein, es gibt keinen Tag, an dem sie nicht lacht, und kein Thema, das sie traurig stimmen könnte. Auch Thomas, Jahs Ehemann, sowie seine Eltern und Bruder waren da. Es war wirklich angenehm, eine Art Familie zu haben. Gerade Thais geben einem schnell das Gefühl, für immer willkommen zu sein und ein Teil von etwas Größerem. Dazukommt der besondere Flair der Insel, den ich einfach nicht in Worte fassen kann. Du musst das selbst erlebt haben.
Nach kurzer Zeit war ich auf den Rhythmus der Insel eingespielt, fuhr an Strände, legte mich nachts aufs Pier und schaute in die Sterne, half tagsüber einer anderen thailändischen Freundin beim Bau ihrer Bar oder fuhr mit ihrer Tochter Indy an einen Wasserfall. Dort tauchten wir um die Wette, fanden kleine, kostbare Schätze, holten uns danach ein Eis oder aßen das beste Essen, das man sich vorstellen kann. Am Strand warfen wir mit einer Art harten Frucht, weil kein Ball griffbereit war. Oder wir buddelten uns gegenseitig im Sand ein, den wir kurz zuvor benutzt hatten, um am Strand ein „Wohnzimmer“ zu bauen. Einmal nutzten wir auch das StandUpPaddle Board und ließen uns über türkisblaues Wasser treiben. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass ich mir so auch mein restliches Leben hätte vorstellen können, oder?
Anziehung zweier Universen
Ein paar Tage nach Weihnachten bahnte sich etwas an, das mein gesamtes Leben durcheinanderbrachte. Erwartet habe ich das nicht. Im Nachhinein betrachten sich manche Dinge viel offensichtlicher, doch erst einmal musste all das passieren, was zwischen Weihnachten und Neujahr geschah. Ich sprach eines Morgens eine Frau bei uns im Coffeeat an (das Café und Restaurant von Jah), ob sie schon einen Plan für den heutigen Tag hat. Ich war fast zwei Wochen allein in Koh Kood gewesen, da anscheinend ausschließlich Paare auf die Insel kamen. Ich hatte Lust, auch mal etwas mit anderen zu unternehmen.
Julia, sie hieß die junge Frau, hatte noch zwei andere Freunde, mit denen sie zum Wasserfall wollte. Wir aßen gemeinsam Mittag, ich stellte mich und mein Leben vor (so, wie es meistens zwischen Reisenden passiert) und dann fuhren wir los.
Später verbrachten wir einen Abend am einsamen Strand, mit Musik und sternenklarem Himmel. Während Julia und Tim über viele Dinge philosophierten, war ich beeindruckt von den beiden und ihrer Art, wie sie die Welt sehen. Ich fühlte mich wieder lebendig, denn Reisen war für mich auch das Reisen zu uns selbst und den Sichtweisen anderer Menschen. Nach diesem Abend war ich das erste Mal allein mit Julia an einem Strand. Sie in der Hängematte und ich auf der Sonnenliege sprachen wir das erste Mal über tiefgründigere Dinge. Ich lernte die Seele kennen, die in dieser Frau wohnt. Es folgten weitere Tage, an denen wir an einen Strand fuhren, redeten, uns öffneten. Um ehrlich zu sein, muss da eine unglaubliche Anziehung gewesen sein, die uns auf intellektueller Ebene gegenseitig anzog. Es ist nicht so, dass ich auf eine tiefgreifende Verbindung zu ihr aus war. Immerhin hatte ich meine Freundin zu Hause, die auch bald mit mir reisen würde. Aber für mich sind oberflächliche Gespräche absolut uninteressant, sie geben mir nichts an Greifbarkeit, an Herausforderung für mein eigenes Leben. Mit Julia und ihren Lebensthemen wurde ich aber herausgefordert – Ansichten festigen oder hinterfragen, Standpunkte verteidigen, komplett neuen Themen begegnen. Das ist nicht nur erfüllend für mich, nein, es ist in meinen Augen der Inbegriff von Reisen. Von Leben. Erst die Interaktion mit anderen Menschen bringt uns uns selbst etwas näher. Und das genoss ich in dem Moment.
Das Leben geschieht im Moment
Das Stichwort lautet „Moment“. Ich war auf Reisen, in einem anderen Land, auf einer Insel, die so komplett anders ist als Deutschland. Ich genoss nicht nur die Anwesenheit all der Menschen, die ich fast als Familie bezeichnete, ich genoss nicht nur jeden Bissen des leckeren und gesunden Essens, ich genoss auch den Sand unter meinen Füßen, das salzige Wasser auf der Haut, das schnorchelnde Entdecken ferner Unterwasserwelten, die urgewaltige Anwesenheit des Dschungels, das Lächeln offener Thais und so vieles mehr, das ich hier aufzählen könnte. Als sich Silvester näherte, war ich in einem Modus, den ich – solange ich mich zurückerinnern kann – nie erlebt habe. Ich war so sehr dankbar für winzig kleine Dinge, dass ich ständig Tränen in den Augen hatte, in meiner Brust ein warmes Kribbeln spürte und mein Leben, wie ich es mir bis zu diesem Punkt gestaltet hatte, unendlich liebte. Am Wasserfall saß ich auf einem großen Stein und mein Blick schweifte über das Grün des Dschungels. Unzählige Schmetterlinge flatterten durch die Luft. Ich bewunderte ihre Verwandlung von Raupe zu Puppe zu Schmetterling und fragte mich, was das Universum damit beabsichtigt hatte. Ich wusste: Gar nichts, außer dass es einfach so sein sollte. Die grüne Farbe der verschiedenen Pflanzen allein machte mich glücklich. Die lebendigen Geräusche des Waldes taten ihr Übriges.
Fast jeden Abend zeigte sich die Sonne beim Untergehen von ihrer phänomenal schönsten Seite. Es fühlte sich an, als würde sie mit ihrem Farbspiel beim Heilen meines Herzens helfen. Ich war gefüllt mit Bewunderung für dieses unglaublich zauberhafte Spektakel.
Intensivstes Silvester meines Lebens
Am Silvesterabend trugen Julia und Zoe (die vierte im Bunde) Makeup. Julia erkannte ich nicht einmal, dabei trug sie kaum etwas im Gesicht. Ich hatte echt gedacht, es wäre jemand Neues im Hostel angekommen. Dieser positive Schock saß noch eine Weile in meinem Herzen. Ich war wahrlich beeindruckt.
Nach einem gemeinsamen Abendessen spazierten wir den Strand entlang zu einer Bar, die uns aber nicht gefiel. Bald war es Mitternacht und ein paar Minuten vor dem großen Knall entdeckten wir eine gigantische Feuershow, die uns allesamt mit offenen Mündern dastehen ließ. „Three, Two, One – Happy New Year!“, hieß es dann, Julia fiel mir und Zoe um den Hals. Wir alle freuten uns, genau in diesem Moment hier zu sein. Ab ging es in eine andere Bar, in der elektronische Musik gespielt wurde. Zoe fuhr aufgrund von Schmerzen nach Hause.
Die Bar befand sich direkt am Wasser, war aus Holz und zu allen Seiten offen. Nach einem Drink rauchte ich den Joint, der schon über eine Woche auf seinen finalen Moment gewartet hatte. Ich teilte ihn mit Julia und Tim. An der Stelle werde ich weniger ausführlich, da der Artikel sonst zu lang werden würde. Du musst wissen: Dieser Abend, das Tanzen, Julia auf einer Wellenlänge mit mir – beide total high – war ein perfekter Abend. Wir lachten uns halb schlapp, ich begegnete inneren Ängsten, wir lachten wieder. Es war das stärkste Gras, das ich je hatte. Und das lag sicher auch an meiner übertrieben guten Verfassung.
Auf dem Rückweg hielten wir an einem anderen Strand, an dem Dekoration ausgelegt war, darunter eine übergroße Muschel mit runder Lampe, die die Perle darstellen sollte. Wir setzten uns einfach da rein und redeten. Sowohl Koh Kood als auch die Nähe zu Julia ließen das Wort „Zeit“ einfach verschwinden. Es gab keine genaue Uhrzeit. Da ich sowieso das Handy meistens Zuhause ließ, war die Zeit unwichtig. Alles geschah im Moment, weder früher noch später. Und wenn du diesen Zustand schon mal erlebt hast, weißt du, wie erfüllend das sein kann. Ich kann nicht leugnen, dass da eine unglaubliche Anziehung war. Ich nahm sie anfangs einfach noch nicht so wahr.
Alles anders, als gedacht
Da die Situation keinesfalls einfach war, möchte ich auch an der Stelle kürzen. Ich spürte, dass es meinem Herzen unglaublich gut ging. Dabei war dieses Gefühl unabhängig von Julia entstanden. Es kam allein aus mir selbst. Julia hatte einfach mit ihrem Zustand den letzten Riegel umgelegt.
Ich staunte über diesen Zustand, ich liebte diesen Zustand, denn traurigerweise hatte ich ihn wahrscheinlich mehr als 20 Jahre meines Lebens nicht gespürt. Ich hatte mein Herz verschlossen für die kleinen und großen Freuden des Lebens. Mein Leben hatte aber endlich genug davon, es wollte mir nun endlich die Pforten öffnen und die Kraft meines Herzens vollkommen entfalten.
Daher stand eine unglaublich schwere Entscheidung bevor: Sollte ich meinem Herzen folgen, das ich nun endlich spüren und hören konnte, oder sollte ich in meiner Beziehung bleiben, die wundervoll war, aber in der ich nicht mein ganzes Potenzial entfalten konnte? Obwohl es so eine immens verantwortungsvolle Entscheidung war, wahrscheinlich die schwerste meines Lebens, schaffte ich es das erste Mal, komplett alleine die Antwort zu finden. Ich fragte weder Familie noch Freunde, was sie davon hielten. Ich hörte einzig und allein auf mein Herz. Und es sagte mir, ich sollte diese verrückte Entscheidung treffen und dem Leben vertrauen, dass alles so kommt, dass es am Ende gut wird. Ich entschied mich dafür, die Reise mit Julia weiterzuführen.
Damit änderten sich alle Pläne für die kommenden Monate, ich enttäuschte sicherlich auch viele Menschen, aber es ging mir nicht mehr um die Reaktionen anderer. Ich würde immer jemanden verletzen, immer jemanden enttäuschen, aber am wenigsten sollte ich selbst diese Person sein. Nur ich führe mein Leben und nur ich trage die volle Verantwortung dafür.
Damit wurde mir klar: Mein Leben gab mir diese Reise nicht, um in erster Linie einen Job zu finden oder auf Reisen zu arbeiten. Es gab mir die Reise, um die wahre Liebe in meinem Herzen zurückzubekommen, meine inneren Limitierungen zu sprengen und mein volles Potenzial zu entfalten.
Ausklang
Nun bin ich nicht, wie geplant, in Malaysia, sondern in Laos, einem neuen Land, das nie auf meiner Liste stand. Und ich muss sagen, dass es mir wirklich echt gut hier gefällt. Es wird sicher eine abenteuerliche Zeit, doch mit einem offenen Herzen und einem echten Lächeln auf den Lippen wird sich mein Weg schon offenbaren. Und ich gehe ihn ja nicht allein.
Danke für dein Interesse an meiner Reise, die sehr viel mehr ins Innere meiner Seele führt, als du es vielleicht erwartet hast. Doch das macht dir umso deutlicher, dass es nicht nur um Orte und Menschen geht, die man besucht, es geht um die eigenen Grenzen, die man überschreitet, und dass jeder Tag eine Chance ist, etwas Neues zu lernen.
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Ein Monat in einer anderen Welt
Was soll ich sagen, die ersten 31 Tage im Ausland sind um und ich kann mir für den derzeitigen Winter keinen besseren Ort vorstellen als Südostasien, einen Mix aus bereits bekannten Orten und neuen Gegenden. In Deutschland liegt überall Schnee, während ich in Badehose meine Trauerreden schreibe. Mit den derzeitigen Gaspreisen möchte ich mir nicht ausmalen, wie viel Geld ich „verheizen“ würde, wäre ich jetzt in Cottbus. Da gebe ich das Geld lieber für eine Massage aus. Aber nun zu der Frage: Was waren meine Highlights? Hier eine kurze Abfolge im Schnelldurchlauf:
Malaysia
In Kuala Lumpur ankommen, eine der beeindruckendsten Städte, in denen ich jemals war. Endlich wieder all die Dinge essen, die es in Deutschland nicht gibt. Wieder Englisch reden, erstmal wieder reinkommen. Schwitzen die ganze Zeit und sich auf die Klimaanlage freuen, ob im Hotel, den S-Bahnen oder einem schockgefrosteten 7-11-Supermarkt. Indisches, chinesisches und malaysisches Essen an jeder Ecke bestellen, einfach weil es so dermaßen lecker und günstig ist. Genauso die frischen Fruchtshakes genießen. Altbekannte Orte besuchen, auf neue Orte stoßen.
Deshalb wieder nach Georgetown auf Penang, was ich bereits kannte. Es trotzdem echt genial finden, wieder dort zu sein. Für ein chinesisches Straßenrestaurant ein Video produzieren. Bald darauf nach Langkawi übersiedeln. Nicht wissend, was mich dort erwartet. Aber endlich wieder auf dem Motorroller und es bleiben keine offenen Fragen. Nur noch ein Wort: FREIHEIT!
Mit Giom die Insel erkunden, am Wasserfall wilden Affen begegnen, den Park der Legenden durchstreifen und mich selbst mit meinen Fotos beeindrucken. Das erste Mal so richtig geflasht sein von den Tieren, die ich auf Fotos einfing. Eine Jetski-Tour erleben und die kargen, schroffen Kalksandsteinklippen, vollbehangen mit Dschungelpflanzen, bestaunen. Ein unvergessliches Erlebnis fürs Leben! Spüren, wie glücklich ich sein kann. Darüber noch glücklicher sein!
Jeden Tag gebratenen Reis essen, überall wilden Affen über den Weg laufen, königlich gleitende Adler am Himmel schweben sehen, an einem Wasserfall entspannen oder am Hauptstrand Baseball spielen, genauso wie abends am Strand die Feuershow genießen oder mit einer Gruppe Nepalesen zu traditioneller Musik tanzen. Lio – eine wunderbare Frau kennenlernen. Zu jederzeit die übersprudelnde Gastfreundschaft der Locals aufsaugen wie ein Schwamm. Spontan entscheiden, nach Koh Lipe in Thailand zu reisen.
Aber auch merken, dass so viel teures Fotoequipment im Rucksack manchmal Angst macht. Mich fragen, ob es überhaupt sinnvoll war, das alles mitzunehmen. Wieder lernen, dem Leben zu vertrauen, dass es Gutes für mich bereithält.
Thailand – Koh Lipe
In Koh Lipe dem Strom der Touristenmassen bestmöglich ausweichen, Erledigungen wie Kontaktlinsen, Sonnenbrille und Sonnencreme nachgehen. Durcheinander sein und die teure Kamera in der Apotheke liegen lassen, in Windeseile zurückrennen, weil mir endlich eingefallen ist, was ich vorhin noch in der Hand hatte. Wieder mal begeistert von einer Feuershow sein und den bisher schönsten Sonnenuntergang auf Fotos festhalten.
Der Sonnenuntergang auf Koh Lipe, mit Fischerboot geankert Einen Schnorchelausflug mitmachen und wieder eins werden mit dem Element Wasser. Blöderweise das Handy für Unterwasseraufnahmen nutzen, wonach es erstmal noch funktioniert. Sich zweimal mit Sonnencreme einschmieren und trotzdem den Sonnenbrand des Todes bekommen. Einfach einen Tag im Hotel verlängern, Fotos von Tätowierern machen, den ersten legalen Joint in Thailand rauchen. Bei einem heftigen Gewitter unter einem trockenen Dach eines supernetten Menschen unterkommen und ohne Geld in den Taschen eine Flasche Wasser bekommen. Endlich wieder thailändische Spezialitäten genießen und noch mehr Fruchtshakes trinken. Mich dazu entscheiden, endlich nach Koh Kood zu reisen und den Touristenmassen zu entkommen.
Thailand – Einmal durchs ganze Land
Erkennen, dass in Thailand jeder hilft, auch wenn der Bus mal die Fähre nicht mehr erreicht. Dann ist man halt einen Tag später da. Einziger Ausländer auf einem Night Market sein und sich kaum verständigen können – unbezahlbar geniales Erlebnis!!! Einen 500 Jahre alten Tempel in einer Höhle erforschen, im Urwald alles vollschwitzen, einfach ziellos durch verrußte Straßen entlanglaufen und nach einem Café Ausschau halten, plötzliche Regenschauer unterm Dach ausharren und sich freuen wie ein kleines Kind.
Der Fußabdruck Buddhas mit Symbolen des Glücks Im Nachtzug nach Bangkok die verrückteste Zugfahrt meines Lebens erleben. Merken, dass die Türen der Waggons während der Fahrt offenbleiben. Versuchen, auf ruckeligen 60 Zentimetern die Augen zuzumachen. Merken, dass mein Handy nicht mehr richtig funktioniert. Wahrnehmen, dass mich diese Tatsache ängstigt und Sorgen bereitet, bis ich mich beruhige und sehe, dass es einen Weg geben wird.
In Bangkok aussteigen und eine komplett andere Welt betreten, eine stinkende, hoffnungslose Welt voller Armut. Am selben Tag in Bangkok durch eine Welt des Reichtums laufen, in der plötzlich Weihnachten gefeiert wird. Auf dem Rücksitz einen Scooters durch den dichten Verkehr Bangkoks schlängeln. Für so ein adrenalinreiches Abenteuer nur 2 Euro bezahlen. Für 180 Euro den Bildschirm meines Handys wechseln lassen. Extrem dankbar sein, dass es wieder geht. Ohne vorherige Reservierung in ein Hostel einchecken, das mich 4 Euro pro Nacht kostet.
Am nächsten Morgen um 4 Uhr aufstehen und mit Minivan und rund 100 km/h über buckelige Schnellstraßen hüpfen. Unbeschadet und glücklich auf Koh Kood ankommen, meiner zweiten Heimat. Jah wiedersehen. Ankommen.
Thailand – Koh Kood
Geschockt sein von den Auswirkungen von Covid – so manche geschlossene Restaurants und eine geringe Anzahl an Besuchern. Langsam den Flair der Insel in mir aufnehmen. Mit Laptop am Strandresort sitzen mit Ausblick auf türkis glitzerndes Wasser. Beim Bauen einer Bar helfen, mit der 8-jährigen Indi im Wasserfall tauchen, unendliches Glück in mir spüren. Ständig frische Früchte und Essen bekommen, bestes Essen genießen. In Badehose Trauerreden schreiben, als wäre es das Normalste der Welt.
Die Krabbe war faustgroß und hatte absolut keine Lust sich zu bewegen. Glück für mich! Die erste schwarze, giftige Schlange sehen, die Chance auf einen längeren Aufenthalt auf dieser Insel riechen. Von der Menge an Müll geschockt sein. Deshalb die Galerie der Schande veröffentlicht. Wieder mal Müll sammeln. Einsiedlerkrebse und Krabben fotografieren, sich auf dem Salzwasser treiben lassen. Die erste richtig gute Thai-Massage genießen. Wieder mit Rosso kuscheln. Verstehen, wie entspannt das Leben auch sein kann. Umgeben sein von Menschen, die die Welt genauso sehen. Wieder mit Workout anfangen und so heftig schwitzen, wie es in Deutschland gar nicht möglich ist. Wieder ein bisschen Thai lernen. Wieder neben Thais sitzen und kein Wort verstehen. Neue Menschen kennenlernen, neue Ecken der Insel erkunden. Verstehen, dass das nicht Reisen, sondern Leben ist. Beeindruckt sein von Lucky, der schwarzen Katze mit Halsband, die vom Festland mitgebracht wurde und hier einfach ihr glücklichstes Leben lebt. Ebenso fasziniert sein von dem Urwald, von den wunderhübschen Pflanzen, die in Deutschland ein Vermögen kosten.
Und damit wünsche ich euch in Deutschland ein wenig mehr Wärme! Wenn dir die Zusammenfassung gefallen hat, mache ich das gern beim nächsten Monat genauso. Am besten einfach ein Like dafür dalassen. Ich bleibe erstmal noch ein paar Wochen in Koh Kood, plane ein paar Ausflüge und Aktivitäten und schreibe weiterhin meine Jobs. Vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit mit einem anderen Blog. Ich bin offen für alles, was sich mir eröffnet. Let’s go!!
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Galerie der Schande
ACHTUNG! Kotzbeutel bereithalten!
Hier thematisiere ich den Schrecken aus den Tiefen der Meere, verheerender als Smaug, der Drache, angsteinflößender als Loch Ness und nahezu unendlich lange haltbar. Jeder Besuch am Bang Bao Beach, abseits des Cham’s House Resorts, verärgert mich, trifft mein Herz, macht mich traurig. Eine Masse an Müll, der ich allein nichts zu entgegnen habe. Ich fühle mich ohnmächtig. Und noch so viel mehr. Ich bin zutiefst geschockt und ekle mich richtig. Ich möchte mit der Galerie der Schande exakt diese Gefühle auch in dir hervorrufen. Denn 99,99% der Menschheit nutzen Plastik jeden Tag. Wir alle haben das zu gewissen Teilen zu verantworten. Es ist einfach nicht mehr wegzudenken. Das Umdenken geschieht langsam. Und die Massen, die bereits gestrandet sind, können nicht einfach so verschwinden.
Lass mich bitte wissen, wie du dich nach dem Betrachten der Fotos fühlst. Ob du dich ebenso machtlos fühlst, traurig, ob du dich schämst oder die Hände über dem Kopf zusammenschlägst. Teile diese Galerie mit Menschen, die nicht wissen, wie es an den meisten Stränden der Welt aussieht.
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Eine Schweißflut über Koh Kood
Mir ist gerade ganz schön übel! Was ich gerade beendet habe, ist in Deutschland alles kein Problem, doch hier so unglaublich anstrengend – ein Workout von 20 Minuten. Ich sage dir, danach war ich nasser am ganzen Körper als nach einer Dusche. Hier in Koh Kood fühlt es sich mehr an wie Ankommen anstatt als Reisen. Aber in den vier Tagen, die ich bisher hier bin, ist noch deutlich mehr geschehen.
Same Same But Different
Das ist hier in Thailand so eine Redensart. Alles beim Alten und doch alles anders. So ungefähr hat sich der erste Tag auf dieser ursprünglichen Insel mit ihren weißen Sandstränden und kaum befahrenen Betonplattenstraßen durch undurchdringlichen Dschungel. Der erste Tag seit 3 Jahren. Das erste Mal war ich hier vor vier Jahren. In dem offenen Pickup zu sitzen, der mich zum COFFEEAT bringen würde, war ein sehr vertrautes Gefühl. Ich sah aber auch, dass an vielen Stellen neu gebaut wurde. Nach all der Zeit natürlich fast selbstverständlich, doch gerechnet habe ich damit nicht. Dennoch erinnerte ich mich schnell an all die Läden an all den Kurven und Hügeln. Nur war alles so viel leerer. Corona hatte deutliche Spuren hinterlassen.
Ich erinnerte mich auch an die Zeit damals, als ich meinen Unfall hatte. Da war ich selten gut gelaunt und oft mürrisch und traurig. Das tat mir in dem Moment leid, doch ich will es dieses Mal besser machen. Und ohne Verletzung klappt das sicher auch viel einfacher. Als ich nach einem kurzen Gespräch direkt zu einem Strand fuhr, wurde ich überrascht von einem verlassenen Ort, der damals noch florierte. Es sah aus wie in einem Film – Holzhütten, die schon fast vollständig von wilden Schlingpflanzen verschlungen waren, Grillenzirpen und in der Ferne der Ruf eines Vogels, der typisch für den Dschungel ist. Auch der Strand dort war komplett verlassen, obwohl keine hundert Meter entfernt noch ein Resort geöffnet war. An dem Tag war ich der einzige dort und um wenigstens ein bisschen Spaß zu haben, folgte ich dem langen Sandstrand eine Weile, ließ die Krabben neugierig um mich herumkrabbeln und wich den langsameren Einsiedlerkrebsen aus. Nicht zuletzt schmiss ich mich ins Wasser und kämpfte eine Weile gegen die hohen Wellen.
Zum Sonnenuntergang waren wir am Tinkerbell Beach (ja, hier in Koh Kood sind einige Orte nach Peter Pans Geschichte benannt).
Jah und Jai und Rosso
Wir – das waren Jah, Jai und ich. Jah ist meine Thai Mama, die mir vor 4 Jahren bei meiner Verletzung half, voller Geduld und Nächstenliebe. Ich verdankte ihr nicht nur die Möglichkeit, die damalige Reise fortsetzen zu können, sondern auch die Tatsache, dass diese traumhaft schöne Insel zu meinem zweiten Zuhause wurde. Sie hat eine sagenhafte Geschichte hinter sich, voller Leid und ebenso viel Hoffnung und Zuversicht. Ihr Mut und ihr gefestigter Glaube, dass es das Leben gut mit uns Menschen meint, fasziniert mich, seit ich sie kenne. Seit 6 Jahren hat sie nun ihr COFFEEAT, ein Café, in dem es den besten Kaffee der Insel gibt, in dem man aber auch essen, übernachten oder Wäsche waschen kann. Die meiste Zeit hat sie dieses Geschäft komplett alleine betrieben. Du kannst dir sicher vorstellen, wie das in der Hochsaison war, wenn Jah alle der Aufgaben allein erledigen musste.
Anfang des Jahres heiratete sie Thomas, einen Deutschen, der sie unterstützt, seit er sie kennt. Ohne ihn hätte Jah das COFFEEAT aufgrund Corona wohl aufgeben müssen. Mit seiner Hilfe baut sie gerade ein zweites Café auf und ihre Ideen und ihr Schöpfermut nehmen kein Ende. Sie hat viele Pläne und ich kann mir vorstellen, dass sie Stück für Stück real werden.
Jai (die Kurzform von Pijai) habe ich dieses Mal zum ersten Mal getroffen. Sie ist Jahs Cousine, die nun – da Jah sich auf das neue Café konzentrieren will – das COFFEEAT übernehmen soll. Sie ist ein so unglaublich positiver Mensch, der sich über so viele Kleinigkeiten so sehr freuen kann, dass es mich mitreißt. Wir haben zum Beispiel bei der Kokosnussaktion echt viel gelacht, weil sie so emotional wurde, dass sie über sich selbst lachen musste. Als ich Müll sammeln ging, war sie sofort Feuer und Flamme und wollte beim nächsten Mal auf jeden Fall mitkommen. Das kenne ich von den Thais sonst nicht so. Heute fährt sie für 7 Tage meditieren, um in ihrem Leben weiterzukommen. Ich bin gespannt, mit was für Erkenntnissen sie zurückkommt.
Vorher haben wir noch ein Video von Pijais Kochkünsten aufgenommen. Rosso ist der liebste Hund hier im „Viertel“ und war schon damals sehr stark mit mir verbunden, wobei er vermutlich zu kaum einem Menschen eine wirklich tiefe Bindung eingeht. Aber damals schlief er jeden Abend vor meinem Zimmer und wenn ich hier bin, hält er sich sehr gern im COFFEEAT auf. Er hat auch ein schwaches Bein, genau wie ich nach der Verletzung. Ich befreie ihn gern von Zecken, aber dieses Mal scheint er auch anderes Ungeziefer in seinem dicken Fell zu verstecken. Ich fand nur eine normale Bürste, mit der ich ihm kaum helfen kann. Dennoch habe ich ihn lieb und kraule ihn, so oft ich kann.
Ein Wasserfall, drei Tüten Müll und sieben Kokosnüsse
Eines der Highlights der ersten vier Tage auf Koh Kood ist definitiv der Besuch des Khlong Chao Wasserfalls, bei dem ich beobachten konnte, wie ein Schwarm weißgelber Schmetterlinge die nassen Fußabdrücke der Besucher leertrank. So etwas hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Am meisten fasziniert mich die Lautlosigkeit, mit der das alles geschah. Schmetterlinge sind so lebhaft, aber absolut still. Wie ich finde ein krasser Kontrast.
An einem anderen Tag war ich Müll sammeln. Mal wieder. Es war derselbe Strand wie damals, nur dass er jetzt total anders aussah. Von weitem war weit und breit kein Müll zu entdecken, doch bei genauerem Hinsehen fand sich ein Haufen Plastikflaschen und mehr bunt leuchtender Kram am Übergang vom Sand zum pflanzenbewachsenen Areal. Also kam ich mit drei Müllsäcken zurück und begann zu sammeln. Es waren geschätzte 50 Meter, nach denen die drei Säcke bereits bis oben gefüllt waren. Wohl gemerkt an einem Strand, der auf den ersten Blick sauber wirkte. Am meisten sammelte ich Plastikflaschen, aber auch viele Latschen und mehrere Strohhalme landeten in den Säcken. Kurioserweise fanden sich sogar ein Boxhandschuh und eine Malerrolle. Dazu habe ich mir eine Geschichte einfallen lassen, wie es sein kann, dass solche Gegenstände irgendwo auf einer Insel stranden. Diese Geschichte kannst du bald hier lesen.
Dieses Foto entstand einen Tag nach der Müllsammelaktion – das Resort hat den Müll einfach an eine versteckte Stelle abgeladen. Das hat mich hart schockiert. Ich suche nun nach einem Weg, den Müll zuverlässig loszuwerden. Wieder mal tropfte der Schweiß nur so von meiner Stirn, obwohl ich gar nicht viel machte und die Sonne hinter Wolken versteckt war.
Als ich noch eine aufgesammelte Styroporbox mit Flaschen und weiterem Styropor beladen hatte, brachte ich den Müll zum anliegenden Resort, wo mir versichert wurde, dass sie die Tüten ordentlich entsorgen. Denn sicher bin ich mir absolut nicht, ob die Tüten nicht letzten Endes doch wieder im Meer landen. Die Kette vom Müll am Strand, über die Müllentsorgung des Resorts zur Abholung durch das Müllauto endet in meinem Kopf beim Müllauto. Ich weiß leider bisher nicht, ob der Müll ans Festland gebracht wird oder direkt auf der Insel verbrannt oder anderweitig entsorgt wird.
Das dritte Highlight war das Kokosnusspflücken mit Jai. Während sie das ganze Spektakel super euphorisch mit Handy begleitete, kämpfte ich mit dem Stab, der die Kokosnüsse lockern sollte, und mit der Palme, die diese Kokosnüsse nicht hergeben wollte. Der Stab war dabei ein für seine Länge recht leichter Stab. Schwierig war es, weil der Hebel am Ende, das ich festhalte, so kurz war, dass ich nahezu den gesamten Stab anheben musste. Hinzukam, dass die Kokosnüsse sehr fest an der Palme hingen und ich sehr viel Kraft für das Reißen mit dem Haken am Ende des Stabes aufwenden musste. Alles in allem habe ich aber sieben Kokosnüsse ernten können. Nur war es damit nicht getan. Als das am schwierigsten zu verarbeitende natürliche Lebensmittel eingestuft, wollte ich wenigstens eine Kokosnuss öffnen. Mit einem Hackebeil ging das an einer frischen Kokosnuss noch sehr einfach. Wir probierten es auch an einer braunen, die schon eine Weile auf dem Boden lag. Diese sind auch essbar. Während die grünen, frischen von der Palme sehr weiches Fruchtfleisch und sehr viel Kokoswasser beinhalten, haben die braunen sehr viel mehr Fruchtfleisch, welches härter ist und vom Geschmack stark an Kokosraspeln erinnert. Manche der braunen Kokosnüsse beinhalten sogar ein kleines Kokosbällchen, das sehr süß schmeckt.
Auch nach dieser Aktion war ich von Schweiß überströmt. Meine Muskeln zitterten und ich brauchte erstmal eine Dusche.
Fast scheint es so, als wäre diese Insel so heiß und tropisch, dass man nichts tun kann, außer am Strand zu liegen und das Leben zu genießen. Ich glaube, das ist das Einzige, das ich bisher noch nicht gemacht habe. Dafür habe ich aber wertvolle Erfahrungen sammeln können und traf das Leben in seinen vielfältigen Facetten.
Weil ich bisher kaum die Kamera in der Hand hatte, möchte ich viel lieber ein Video teilen, das die ersten Eindrücke von Koh Kood gut rüberbringt und die hier geschilderten Aktionen nochmal visuell unterstützt. Viel Spaß beim Schauen.
Hier geht’s zum YOUTUBE VIDEO!
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Tief folgt auf Hoch
Dies ist mein erster Beitrag zur Kategorie „Innenreise“. Denn wenn du genau geschaut hast, hast du vielleicht schon bemerkt, dass dieser Blog in Außen– und Innenreise aufgeteilt ist. Diese Innenreise können wir überall auf der Welt vornehmen. Es ist das In-uns-hineinschauen, was Mut braucht und Aufmerksamkeit. So können wir auch innere Welten erkunden und mit dem nötigen Bewusstsein einiges über uns selbst lernen.
Fehler sind auch nur Erfahrungen
Wenn ich so zurückdenke an meine erste große Reise, ist dieses Mal so vieles anders. Ich sehe Dinge bunter, mir fallen all die Pflanzen auf, die ich vor 4 Jahren noch nicht kannte. Ich gehe viel entspannter mit dem Lauf der Dinge um und kann deutlich mehr genießen. Und das tue ich auch schon seit über zwei Wochen. Heute ist der 19. Tag meiner Reise und ich habe jetzt das erste nennenswerte Tief erlebt. Alles begann bei der Schnorcheltour, bei der ich mich entschied, mit dem (wasserfesten) iPhone Unterwasservideos zu filmen. Wie sich herausstellte, war es das nicht. Jedoch begann erst nach drei Tagen das Display zu flackern, bis es ganz schwarz wurde. Ich bekam Angst, als mir einfiel, dass ich mit dem Handy auch auf meine Konten zugreifen kann bzw. muss. Und ohne funktionierenden Bildschirm konnte ich kein neues iPhone mit den alten Daten bespielen.
Ich spürte aber nicht nur Unsicherheit wegen der Konten, sondern auch wegen der fehlenden Verbindung zu meinen liebsten Menschen, sprich Whatsapp und Instagram. Dieses Gefühl bewusst wahrzunehmen, freute mich nicht so sehr. Ich fühlte mich abhängig von meinem Handy, dabei nutzte ich die Reise extra, um mal davon wegzukommen.
Früher hätte ich mich verflucht für die „dumme“ Idee, mich nicht wenigstens vorher kurz zu vergewissern, ob das Handy wirklich für Schnorcheltrips geeignet ist. Ich staune und bin froh über mich, wie ich heute damit umgehen kann. Ich sage mir: Diese Erfahrung (und ich spreche explizit nicht von einem Fehler) kostete mich 180 Euro. Ist sicher kein originales Ersatzteil. Und die Face ID funktioniert auch nicht mehr. Aber ich bin viel froher darüber, dass es repariert werden konnte, als dass ich mich ärgere, dass es nun nicht mehr zu 100% funktioniert.
Ich umarme diese Tiefphase regelrecht. Ich weiß, dass es dazugehört, sowohl zum Leben, als auch zu einer Reise. Ich hatte in der Phase nie überwältigende Angst in mir, die mich nicht mehr klar denken ließ. Es war eher ein Anschein von Sorge, was geschehen könnte, wenn es am Ende nicht gut wird. Und da ich das nicht beeinflussen konnte, ließ ich es schnell los.
Die Angst (fast) alles zu verlieren
Beigetragen zu dem bedrückenden Gefühl hat übrigens auch die Tatsache, dass während der Fahrt zur Mall (um mein Handy zu reparieren) mein wertvoller Rucksack mit vollständigem Fotoequipment in einem Hostel stand, von dem ich nicht einmal den Namen kannte. In diesem gingen Dutzende Reisende ein und aus und der Rucksack stand einfach mit anderen Koffern und Rucksäcken in einer Ecke.
Diese Angst, dass mein Backpack abhandenkommt, habe ich schon länger. Letztes Mal war der Rucksackinhalt einfach nicht so viel wert. Wenn es keine Reisegepäckversicherungen gibt, die den Wert bei Verlust oder Diebstahl zu 100% abdecken, dann heißt es in solchen Momenten, ganz stark hoffen und dem Leben vertrauen. Vielleicht warst du noch nie in Südostasien reisen oder auf einem anderen Kontinent. Ich möchte deshalb betonen, dass man recht schnell merkt, dass die Sachen hier sicher sind. Klar, es gibt immer schwarze Schafe, aber ich mache mir jeden Tag bewusst, dass alle hier ihren Weg gehen, ihre Reise fortführen wollen und genauso darauf hoffen, dass niemand etwas klaut. „Wenn jeder auf sich schaut, ist für alle gesorgt“, heißt es doch so schön. Und mir ist auch damals in 500 Tagen nie so etwas passiert. Ich ziehe den Schluss, dass ich wieder deutlich mehr vertrauen darf, aber auch nicht rücksichtlos alles irgendwo liegen lasse.
Was hilft in solchen Momenten
- Ich erzählte meiner Freundin, wie es mir ging, kurz bevor das Handy repariert war, und schon fühlte ich mich deutlich leichter. Kurz darauf kam der Anruf, dass es fertig ist. Damit möchte ich sagen: Wenn du weit entfernt von deinen lieben Mitmenschen irgendwelchen Problemen gegenüberstehst, wird es dir niemand böse nehmen, wenn du deine Last auch mal mit-teilst.
- Was ich auch nur empfehlen kann, ist tiefes Durchatmen. Das klingt so bescheuert, aber es unterbricht für einen kurzen Moment den Gedankenstrom, der sich möglicherweise auf ein tiefes dunkles Loch zubewegt.
- Ein Problem wird nur dann größer, wenn wir all unsere Energie darauf fokussieren. Atmen wir kurz durch, können wir den Blickwinkel ändern, uns von unserem Problem distanzieren und es mal logisch oder sachlich betrachten.
- Die Frage: Was ist das Schlimmste, was mir passieren kann? Sie bewirkt wahre Wunder – zumindest bei mir. Werde ich sterben, wenn das Handy nicht funktioniert? Nein! Werde ich krank? Nein! Es würde bedeuten, dass ich Geld ausgeben muss, dass ich im schlimmsten Fall bürokratischen Kram zu erledigen habe. Und das ist für ein Universum sicherlich das kleinste Problem. Solange ich also meine Kreditkarten und meinen Reisepass habe, wird mir nichts Schlimmes geschehen. Somit komme ich aus dem Strudel, der mich vor Jahren in die Tiefe gezogen hätte.
Natürlich folgt auf ein Tief auch wieder ein Hoch. Das stelle ich gar nicht in Frage. Ich genieße weiterhin diese Länder, diese Menschen, diese Landschaft und diese Pflanzenwelt. Ich genieße das Essen, die Kulturen und alles, was anders ist als in Deutschland. Ich genieße die Hitze und die Klimaanlagen, das komfortable Reisen und das anstrengende. Ich nehme den Gestank der Straßen in mir auf, genauso wie den lieblichen Duft der Plumeria. All das ist Leben. Und noch nie habe ich mich mehr identifiziert mit dem Leitsatz „Mal eben leben“ als jetzt.
Zusatz
Ich wundere mich, dass mir der Regen hier absolut nichts ausmacht. Ich glaube, selbst wenn es grau und trüb ist, sind immer eine Menge grüner Pflanzen in der Umgebung. Diese Farbe hilft mir bestimmt, stets eine positive Einstellung zu bewahren. Es ist ja selbst mit Regen noch sehr warm. Ich weiß nur, dass mich das Grau des Herbstes und Winters in Deutschland immer sehr mürbe und träge macht. Es ist der erste Winter, den ich absichtlich im Warmen verbringe und ich finde die Idee echt klasse!
Wie gehst du mit Ängsten um? Hast du bereits einen Weg gefunden, dich aus den Schlingen eines Angststrudels herauszuwinden? Lass es mich und andere wissen! Es hilft sicher dem ein oder anderen.