Innenreise

  • Tief folgt auf Hoch

    Dies ist mein erster Beitrag zur Kategorie „Innenreise“. Denn wenn du genau geschaut hast, hast du vielleicht schon bemerkt, dass dieser Blog in Außen– und Innenreise aufgeteilt ist. Diese Innenreise können wir überall auf der Welt vornehmen. Es ist das In-uns-hineinschauen, was Mut braucht und Aufmerksamkeit. So können wir auch innere Welten erkunden und mit dem nötigen Bewusstsein einiges über uns selbst lernen.

    Fehler sind auch nur Erfahrungen

    Wenn ich so zurückdenke an meine erste große Reise, ist dieses Mal so vieles anders. Ich sehe Dinge bunter, mir fallen all die Pflanzen auf, die ich vor 4 Jahren noch nicht kannte. Ich gehe viel entspannter mit dem Lauf der Dinge um und kann deutlich mehr genießen. Und das tue ich auch schon seit über zwei Wochen. Heute ist der 19. Tag meiner Reise und ich habe jetzt das erste nennenswerte Tief erlebt. Alles begann bei der Schnorcheltour, bei der ich mich entschied, mit dem (wasserfesten) iPhone Unterwasservideos zu filmen. Wie sich herausstellte, war es das nicht. Jedoch begann erst nach drei Tagen das Display zu flackern, bis es ganz schwarz wurde. Ich bekam Angst, als mir einfiel, dass ich mit dem Handy auch auf meine Konten zugreifen kann bzw. muss. Und ohne funktionierenden Bildschirm konnte ich kein neues iPhone mit den alten Daten bespielen.

    Ich spürte aber nicht nur Unsicherheit wegen der Konten, sondern auch wegen der fehlenden Verbindung zu meinen liebsten Menschen, sprich Whatsapp und Instagram. Dieses Gefühl bewusst wahrzunehmen, freute mich nicht so sehr. Ich fühlte mich abhängig von meinem Handy, dabei nutzte ich die Reise extra, um mal davon wegzukommen. 

    Früher hätte ich mich verflucht für die „dumme“ Idee, mich nicht wenigstens vorher kurz zu vergewissern, ob das Handy wirklich für Schnorcheltrips geeignet ist. Ich staune und bin froh über mich, wie ich heute damit umgehen kann. Ich sage mir: Diese Erfahrung (und ich spreche explizit nicht von einem Fehler) kostete mich 180 Euro. Ist sicher kein originales Ersatzteil. Und die Face ID funktioniert auch nicht mehr. Aber ich bin viel froher darüber, dass es repariert werden konnte, als dass ich mich ärgere, dass es nun nicht mehr zu 100% funktioniert.

    Ich umarme diese Tiefphase regelrecht. Ich weiß, dass es dazugehört, sowohl zum Leben, als auch zu einer Reise. Ich hatte in der Phase nie überwältigende Angst in mir, die mich nicht mehr klar denken ließ. Es war eher ein Anschein von Sorge, was geschehen könnte, wenn es am Ende nicht gut wird. Und da ich das nicht beeinflussen konnte, ließ ich es schnell los.

    Die Angst (fast) alles zu verlieren

    Beigetragen zu dem bedrückenden Gefühl hat übrigens auch die Tatsache, dass während der Fahrt zur Mall (um mein Handy zu reparieren) mein wertvoller Rucksack mit vollständigem Fotoequipment in einem Hostel stand, von dem ich nicht einmal den Namen kannte. In diesem gingen Dutzende Reisende ein und aus und der Rucksack stand einfach mit anderen Koffern und Rucksäcken in einer Ecke. 

    Diese Angst, dass mein Backpack abhandenkommt, habe ich schon länger. Letztes Mal war der Rucksackinhalt einfach nicht so viel wert. Wenn es keine Reisegepäckversicherungen gibt, die den Wert bei Verlust oder Diebstahl zu 100% abdecken, dann heißt es in solchen Momenten, ganz stark hoffen und dem Leben vertrauen. Vielleicht warst du noch nie in Südostasien reisen oder auf einem anderen Kontinent. Ich möchte deshalb betonen, dass man recht schnell merkt, dass die Sachen hier sicher sind. Klar, es gibt immer schwarze Schafe, aber ich mache mir jeden Tag bewusst, dass alle hier ihren Weg gehen, ihre Reise fortführen wollen und genauso darauf hoffen, dass niemand etwas klaut. „Wenn jeder auf sich schaut, ist für alle gesorgt“, heißt es doch so schön. Und mir ist auch damals in 500 Tagen nie so etwas passiert. Ich ziehe den Schluss, dass ich wieder deutlich mehr vertrauen darf, aber auch nicht rücksichtlos alles irgendwo liegen lasse.

    Was hilft in solchen Momenten

    • Ich erzählte meiner Freundin, wie es mir ging, kurz bevor das Handy repariert war, und schon fühlte ich mich deutlich leichter. Kurz darauf kam der Anruf, dass es fertig ist. Damit möchte ich sagen: Wenn du weit entfernt von deinen lieben Mitmenschen irgendwelchen Problemen gegenüberstehst, wird es dir niemand böse nehmen, wenn du deine Last auch mal mit-teilst.
    • Was ich auch nur empfehlen kann, ist tiefes Durchatmen. Das klingt so bescheuert, aber es unterbricht für einen kurzen Moment den Gedankenstrom, der sich möglicherweise auf ein tiefes dunkles Loch zubewegt.
    • Ein Problem wird nur dann größer, wenn wir all unsere Energie darauf fokussieren. Atmen wir kurz durch, können wir den Blickwinkel ändern, uns von unserem Problem distanzieren und es mal logisch oder sachlich betrachten.
    • Die Frage: Was ist das Schlimmste, was mir passieren kann? Sie bewirkt wahre Wunder – zumindest bei mir. Werde ich sterben, wenn das Handy nicht funktioniert? Nein! Werde ich krank? Nein! Es würde bedeuten, dass ich Geld ausgeben muss, dass ich im schlimmsten Fall bürokratischen Kram zu erledigen habe. Und das ist für ein Universum sicherlich das kleinste Problem. Solange ich also meine Kreditkarten und meinen Reisepass habe, wird mir nichts Schlimmes geschehen. Somit komme ich aus dem Strudel, der mich vor Jahren in die Tiefe gezogen hätte.

    Natürlich folgt auf ein Tief auch wieder ein Hoch. Das stelle ich gar nicht in Frage. Ich genieße weiterhin diese Länder, diese Menschen, diese Landschaft und diese Pflanzenwelt. Ich genieße das Essen, die Kulturen und alles, was anders ist als in Deutschland. Ich genieße die Hitze und die Klimaanlagen, das komfortable Reisen und das anstrengende. Ich nehme den Gestank der Straßen in mir auf, genauso wie den lieblichen Duft der Plumeria. All das ist Leben. Und noch nie habe ich mich mehr identifiziert mit dem Leitsatz „Mal eben leben“ als jetzt.

    Zusatz

    Ich wundere mich, dass mir der Regen hier absolut nichts ausmacht. Ich glaube, selbst wenn es grau und trüb ist, sind immer eine Menge grüner Pflanzen in der Umgebung. Diese Farbe hilft mir bestimmt, stets eine positive Einstellung zu bewahren. Es ist ja selbst mit Regen noch sehr warm. Ich weiß nur, dass mich das Grau des Herbstes und Winters in Deutschland immer sehr mürbe und träge macht. Es ist der erste Winter, den ich absichtlich im Warmen verbringe und ich finde die Idee echt klasse!

    Wie gehst du mit Ängsten um? Hast du bereits einen Weg gefunden, dich aus den Schlingen eines Angststrudels herauszuwinden? Lass es mich und andere wissen! Es hilft sicher dem ein oder anderen.

  • Mit raschen Schritten Richtung Norden

    Mich zieht es weg von den touristisch überlaufenen Orten. Mich sehnt es nach Ruhe und Natur. Deshalb buchte ich die schnellstmögliche Verbindung nach Koh Kood. Und das liegt am anderen Ende des Landes. Wie reise ich also von einem Ort zum anderen? Und wie viel kostet mich das? Und finde ich unterwegs die Möglichkeit, weniger touristische Orte zu entdecken? Finden wir es gemeinsam heraus!

    Reisekosten(ab)rechnung

    Wie viel bezahlt man in Thailand für den Transfer? Also jede Fähre, jeder Bus, jeder Minivan und auch jeder Zug, der mich Reisenden durchs Land kutschiert, ist so gesehen verdammt günstig, verbraucht am Ende jedoch mehr Geld, als mir lieb ist. Die Devise beim Vorankommen ist: Je exklusiver die Art der Fortbewegung, desto teurer wird es. Somit ist wahrscheinlich das Speed Boat auf die Entfernung gesehen das Fortbewegungsmittel, bei dem man am tiefsten in die Tasche greift. Danach kommen Fähren, denn alles, was übers Wasser führt, kostet einfach mehr. Wenn ich richtig liege, kommen dann die Taxis und Grab-Fahrer, die zwar günstiger sind als in Deutschland, aber mich ja nur kurze Strecken fahren. Deshalb sind Minivans und Reisebusse günstiger. Auf längere Distanz auf jeden Fall erschwinglich, doch wenn man viel durch Thailand reist, so wie ich, dann geht da einfach viel Geld drauf. Der Transfer von Langkawi nach Koh Lipe hat mich rund 40 Euro gekostet, von Koh Lipe musste ich auch wieder runter. Das kaufte ich als Paket mit Minivan nach Surat Thani für wiederum 30 Euro. Der Zug, in dem ich gerade sitze und der mich bis nach Bangkok bringt, hat mich schlappe 13 Euro gekostet, inklusive Schlafabteil, doch dazu später mehr. Von Bangkok werde ich nach Koh Kood reisen, wofür ich weitere 30 Euro bezahlt habe. Damit bin ich dann von Südthailand über Bangkok bis in den Osten des Landes vorgedrungen und habe insgesamt 113€ bezahlt. Wie weit kommt man damit in Deutschland? Wäre mal eine interessante Gegenüberstellung. Aber kurz zur Info: Thailands Fläche ist etwa ein Drittel größer als Deutschlands.

    Abwägen – Komfort oder Geldsparen?

    Für alles, was mich voranbringt, gibt es eine Entscheidung zu treffen: Möchte ich gerade so schnell wie möglich vorankommen, mit einer Klimaanlage und Verpflegung? Oder will ich Geld sparen und nehme in Kauf, dass ich deutlich länger unterwegs bin mit deutlich weniger Komfort (also auch ohne Toilettenpausen)? Bei dieser Reise entscheide ich mich öfter mal für den Komfort. Der Zug, in dem ich gerade nach Bangkok fahre, zählt da allerdings nicht dazu. Dieser war eine erwünschte Erfahrung, die ich gern mal machen wollte. Und sie ist total verrückt. Gehen wir doch heute mal nicht chronologisch vor und stürzen uns direkt auf den Reisebericht vom Zugfahren.

    So ähnlich sah der Zug nach Bangkok auch aus, war nur etwas länger.

    Zuerst einmal wirkt schon der Bahnhof wie ein längst vergessener Ort. Jahrzehnte müssen verstrichen sein, als der letzte Zug hier einfuhr. Nur die Menschen, die hier seit Stunden sitzen und warten, geben ein Lebenszeichen. Weit und breit keine elektronischen Anlagen, alles wird vom Personal noch manuell erledigt. Schrilles Pfeifen ertönt bei der Einfahrt des langersehnten Zuges, sodass keiner auf die Gleise rennt. Immerhin „nur“ eine Stunde zu spät. Mir ist es egal, ich habe keinen Zeitdruck.  Außerdem habe ich mich gut mit einem kanadischen Fotografen unterhalten. Schnell suche ich Wagen Nummer 5 und dann meinen Sitz. Ich habe einen mit Schlafgelegenheit gebucht. Nur, wo ist das Bett? Eine junge Thai sitzt vor mir und in einem Korb eine weiße Katze mit orangenen Augen. Wie sie wohl die 14 Stunden übersteht? 

    Wozu einen Tunnel oder Brücke bauen, wenn ein Hinweisschild alles regelt?

    Nach wenigen Minuten des langsamen Getuckels kommt ein Steward und baut regelrecht die Betten auf. Mit einer Klappvorrichtung unterm Waggondach kommt plötzlich mein Bett zum Vorschein. Der Stewart bezieht es sogar mit Laken und Kopfkissen. Eine Decke bekomme ich erst später. Dafür aber einen Vorhang. Ich hüpfe hoch aufs Bett, die junge Thai verkrümelt sich unter mir auf den Sitzen, die ebenfalls zu einem Bett zusammengeschoben wurden.

    Gerade sitzen kann ich hier oben nicht, deshalb ist fragwürdig, wie lange ich noch am Laptop sitzen werde. Immer wieder streifen Verkäufer durch den schmalen Gang und verteilen Essen und Getränke – und das lautstark. Außerdem wackelt alles und irgendwo ist ein Fenster offen. Wie dieses Abenteuer ausgeht, wirst du wohl erst beim nächsten Mal erfahren.

    Eine Fügung meines Lebens

    Nun hüpfe ich zurück zu meinem Aufenthalt in Surat Thani, bevor ich in den Zug stieg: Ich kam nachmittags in Surat Thani an, checkte in einem Einzelzimmer des Port Hostels ein und ging etwas essen. Am nächsten Tag sollte der Zug nach Bangkok erst um 17 Uhr fahren. Bis dahin war noch genug Zeit, etwas zu erleben.

    Surat Thani ist eine Großstadt, in der vieles dreckig, kaputt und laut ist (was nicht schlecht ist, ich mag, dass es so anders ist). Bei dem Versuch, mit den Locals zu reden, fiel mir schnell auf, dass sie kaum Englisch sprechen. Doch ich konnte es mir erklären: Surat Thani ist nur ein Zwischenstopp, weil alle Touris auf die Inseln wollen. Hier verirrt sich kaum jemand in dem Straßenlabyrinth und kommt in den Kontakt mit den echten Einheimischen.

    So in etwa sah die Postkarte auch aus. Ich bin so froh über diese Fotos und das Gefühl, in dieser Höhle gewesen zu sein!

    Ich wollte jedoch meine Zeit in der Stadt sinnvoll nutzen. Als ich vom Abendessen zurück ins Hostel kam, erblickte ich einen Karton mit Postkarten. Das hieß, es wurde wieder mal Zeit für ein paar kleine handschriftliche Überraschungen. Mein Leben wollte, dass ich mir eine der Postkarten näher anschaue. Auf dieser waren mehrere Buddhas zu sehen. Mich sprach an, wie die Statuen angeleuchtet wurden. Es sah mystisch aus. Ich nutzte die Übersetzerfunktion von Google, um direkt im Handy zu sehen, was dort in Thai geschrieben stand. Nach einem kurzen Gespräch mit der Frau an der Rezeption fand ich den richtigen Tempel auf der Karte. Und nochmal ein paar Minuten später hatte ich mir für 500 Baht (13 Euro) ein Taxi für den nächsten Morgen bestellen lassen. 

    Ein paar Male gab es Löcher, durch die die Fledermäuse ins Freie fliegen konnten.

    Wie sich Batman gefühlt hat

    Und so saß ich 9 Uhr morgens im Taxi, frühstückte mit dem Fahrer und nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir den Tempel. Kein einziger Hellhäutiger, außer mir. Ich steuerte sofort den Eingang des Tempels an, auch wenn ich total beeindruckt von dem Gebäude war, das sich auch auf dem Gelände befand. Es war allerdings nicht der Tempel. Wie sich herausstellte, befand sich dieser nämlich in einem Berg. Ja, in einer Höhle! Diese Stimmung da drinnen war so urgewaltig. Das Plätschern einzelner Tropfen, ein schmaler Weg durch zerklüftete Sandsteinwände und das grelle Quietschen der Fledermäuse. So muss sich Batman gefühlt haben, als er in den Brunnen fiel. Ich hatte sofort Gänsehaut, als diese irre rasanten Tiere ganz nah an mir vorbeiflogen. Sie begrüßten mich aufgeregt. Und ich war es ebenso. Ich lief da unten ganz allein herum und erforschte die natürlich erschaffene Halle noch ein wenig, dann kehrte ich ehrfürchtig und komplett begeistert zurück an die Oberfläche.

    So etwas erinnert mich stark an Tomb Raider. Wo ist der verlorene Schatz?

    2 in the Wild

    Angelehnt an die Youtube Serie „7 vs. Wild“ passt die Überschrift sehr gut zum Abschluss meines Ausflugs. Es führte nämlich nicht nur ein Weg in den Fels, sondern auch auf den Fels. Eine schmale Treppe, nass vom Regen und bewachsen mit Unmengen an Farn, führte ganz steil den Berg hinauf. Links und rechts war sofort – und ich betone: SOFORT – überall Regenwald. Pflanzen, so riesig, dass ich unter ihren Blättern eine trockene Bleibe fand. Umherschwirrende Mücken, die nur darauf warteten, dass sich ein Farang wie ich dorthin verirrte. Und unter dem dichten Blattwerk der uralten, mit Lianen umschlungenen Titanen war es sofort dunkel. Es reichten die geschätzten 100 Stufen vollkommen aus, um mich und den Fahrer so nassgeschwitzt aussehen zu lassen, als hätten wir eine Stunde im Regen gestanden. Mein Hemd war klitschenass. Der Regen hatte dazu kaum beigetragen. Und das alles für eine steinerne Buddhastatue, die mit ihrer offenen Handfläche auf ein brüderliches High-Five wartete. Sollte sie bekommen.

    Wie erwähnt, ist es im Dschungel sehr dunkel!

    Als wir zum Taxi liefen, hörte ich im Hintergrund ein Glockenspiel und fragte meinen Fahrer, was das bedeutete. Er meinte, es wäre heute ein Tag, an dem die Toten beerdigt werden. Der Klang der Glocken wäre das Trauerspiel der Feier, die gerade stattfindet. Dieser wollte ich aus Respekt aber nicht so vollgeschwitzt beiwohnen.

    Das buddhistische Gebäude neben dem Höhlentempel. Ein Prachtexemplar!

    Resümee

    Alles in allem zeigt mir dieser Ausflug, wie wertvoll es ist, den ausgetretenen Pfad des Mainstreams zu verlassen und eigene Wege zu erkunden. Ich bin unendlich froh über diese Erfahrung. Ich nenne absichtlich nicht den Namen des Tempels. Ich will keine Klicks generieren mit Tipps für Thailand und Orten, die man unbedingt gesehen haben muss. Jeder, der zu diesem Tempel will, der kann sich bei mir melden. Ich werde Menschen persönlich davon erzählen, aber ich will, dass solche Orte original bleiben.

    Mich würde interessieren, ob du schon mal eine solche Fügung in deinem Leben erlebt hast und wenn ja, welche das war.

    Ich hoffe, mein Erzählstil hat dieses Ereignis würdigend genug herüberbringen können. Auch dazu wäre ein Kommentar überaus lieb von dir!

    Danke fürs Lesen!

    Martin

  • Koh Lipe – ein völliger Reinfall?!

    Wo doch jeder nur positiv von dieser Insel spricht, erlaube ich mir solch einen Ausruf? Mit welchem Recht denn nur? Nun, ich bin gerne Reisender in diesem Land und ich bevorzuge das originale Erlebnis Thailand, also auch die Locals und das Leben, wie es ohne Touristen ist. Ich erzähle dir mal genau, was passiert ist.

    Traumstrände und Alptraummüll

    Koh Lipe ist eine sehr kleine Insel, die man in zwanzig Minuten zu Fuß durchqueren kann. Dafür gibt es die heiß begehrte Walking Street, vollgepackt mit Bars, Restaurants, Läden und allem, wofür man täglich so Geld ausgeben kann. Überall wird man lautstark begrüßt und mit Lockrufen angezogen. In meinen Ohren klingt noch die melodische Stimme des alten Thais, der Kokosnuss-Donuts verkaufte: „Ten Baht, ten Baht, ten Baht, ten Baht, Coconut Donut, Coconut Donut.“ Aber so funktioniert das halt, wenn ein so starker Konkurrenzkampf herrscht und jeder die Touristen für sich gewinnen will, wenn nicht sogar muss.

    Die langen Boote mit dem lauten Motor – fast schon ein Wahrzeichen Südthailands, die Wassertaxis der Inselgegenden

    Direkt nach Ankunft stapfte ich mit meiner Kamera jedoch erstmal den Strand entlang. Da ich vom Baseball auf Langkawi eine offene Blase unterm großen Zeh hatte, lief es sich eher schlecht. Und es war extrem heiß. So war ich direkt überfordert mit der Situation. Allerdings begeisterten mich die Resorts direkt am Strand. Manche hatten hölzerne Baumhäuser, andere kaskadenartige Konstrukte, die sich die hügeligen Erhebungen entlang platzierten. Ich konnte mir den Preis pro Übernachtung sicher nicht ausmalen. Aber irgendwann wird auch das für mich Realität, daran glaube ich.

    Weniger schön war der Müll, der sowohl im Wasser trieb, als auch am ganzen Strand verteilt herumlag. Und das, obwohl man eine Gebühr von rund 6 Euro pro Person dafür zahlt, den Nationalpark, in dem Koh Lipe liegt, betreten zu dürfen. Sicher verschwindet das Geld in andere Hände. Leider!

    Dieses Mal habe ich nicht angefangen, all den Müll aufzusammeln, da mir das Laufen weh tat und ich sowieso nur drei Nächte auf der Insel verbrachte. Da wollte ich lieber nur genießen. Da es nicht das erste Mal war, dass ich solche eigentlich traumhaft schönen Strände so verschmutzt sehe, hat es mich nicht schockiert, aber verstanden habe ich es auch nicht. Die Ignoranz der Gäste und die Unwissenheit der Einwohner ist ein gefährlicher Cocktail.

    Schnorcheln mit Brandgefahr

    Die Walking Street – gefüllt mit Touristen und allerhand Zeugs.

    Nun, ich bin noch nie ein großer Fan von diesen touristischen Aktivitäten gewesen, jedoch ist es schwer, auf so einer Insel direkten Kontakt zu Locals zu finden, die dich dann nicht an genau dieselben Stellen führen. Also entschied ich mich für eine Schnorcheltour mit 6 Stationen, darunter zwei kurze Inselaufenthalte für Mittagessen und Fotos. Die anderen vier Stellen waren wunderschöne Korallenriffe mit bunten Fischen, mal größer, mal kleiner. Ich war anfangs etwas enttäuscht, weil ich keine Flossen bekam und habe mich erinnert, dass die Tauchermasken oft nicht passen und Wasser reinläuft. Am Ende bekam ich die Flossen vom Kapitän unseres Longboats, die aber so krass an meinen Zehen gerieben haben, dass nun 4 von 10 Zehen offene Wunden haben. Zum Glück hat der Rest aber gut gepasst und ich konnte das Wasser zu meinem Element machen. Endlich wieder Tauchen!

    Dann kam ich noch auf die Idee, mein wasserdichtes iPhone 11 Pro zu nutzen, um ein Unterwasservideo aufzunehmen. Ich war echt erstaunt, wie gut das ging. Und dass es nicht sofort ausging, weil Wasser reinlief. Allerdings hat es später Probleme gemacht – meine Face ID geht nun nicht mehr und anfangs wollte es nicht mehr laden. Also auch da lief einiges schief. Und dann war da noch die heiße Mittagssonne, gepaart mit dem Salzwasser auf meinem Rücken, das dazu führte, dass ich trotz zweimaligen Eincremens doch einen komplett roten Rücken bekam. Ich war abends extrem schockiert über die Farbe und der Schmerz machte mich wahrlich traurig. Ich wollte meinem Körper so etwas gar nicht antun.

    Kleine Menschen, große Herzen

    Bei den Beschreibungen meiner Zeit auf diesem Eiland wird deutlich, dass es ein durchwachsenes Erlebnis war. Doch insgesamt überwog die Dankbarkeit, diese Insel kennenzulernen. Denn was sie so besonders macht, sind die Menschen, die sie als Heimat bezeichnen. Dazu gehörte der Hotelinhaber Nui, der mit seinem Service alle anderen in den Schatten stellte. Er tätigte sofort wichtige Anrufe für mich, gab mir eine Ermäßigung auf die zusätzliche dritte Nacht, die ich dort buchte und versuchte immer, mir alle „Probleme“ vom Hals zu schaffen. Ich habe selten so eine Gastfreundschaft erfahren dürfen wie dort, im Sea to Moon Lipe.

    Weiterhin habe ich direkt am ersten Tag zwei Tätowierer fotografiert (Owl Town Tattoo), weil ich spontan das Gefühl hatte, ihnen diesen Dienst anzubieten. So entstanden nicht nur fantastische Porträts von kreativen Thais, ich bekam als Dank direkt einen Joint geschenkt. Ich stand fassungslos da und verstand erst nicht, dass Marihuana in Thailand seit letztem Jahr legal zu erwerben ist. Ich hatte davon keine Ahnung. Und das fand ich wirklich beachtlich, denn nirgendwo hingen irgendwelche „Kiffer“ herum und kamen auf ihr Leben nicht klar. Alles lief, wie es immer lief. Gras hatte keinen bedeutenden negativen Einfluss. Möglicherweise, weil ein Gramm mehr als doppelt so viel kostet wie in Deutschland. Somit zählt es vielleicht als Luxusgut. Am selben Abend war ich nach dem Sonnenuntergang am Strand in starken Regen geraten – mit total guter Laune. Ein Restaurantbesitzer winkte mich zu sich und bot mir ein Dach an, bis der Regen nachließ. Er gab mir sogar eine Flasche Wasser, in dem Vertrauen, dass ich es am nächsten Tag zahle, da ich kein Geld mitgenommen hatte. Wir quatschen unglaublich gut und er erzählte mir, dass er seit über 30 Jahren auf dieser kleinen Insel lebte. So, wie er das Wetter deuten konnte, glaubte ich ihm das sofort.

    Sogar seine Augenlider sind tätowiert. Er ist Meister im Handpoking mit Bambusstab

    Zurück zu den Tätowierern: Da sie in der Walking Street zu finden waren, traf ich sie immer auf dem Weg zu etwaigen Erledigungen. Einer der beiden zeigte mir liebend gern die Technik, mit der die Feuerartisten ihre Stäbe schwangen und drehten. Er selbst hatte sie von einem Meister gelernt. Wir sprachen darüber, wie das Leben als Künstler ist und wie gut es tut, andere Menschen vom gleichen Schlag anzutreffen. Die beiden waren so unglaublich liebe Menschen, die einfach ihrer Kunst nachgingen und alles hatten, was sie brauchten. Jeder ihrer Kunden war eine ganz eigene Reise in ein weit entferntes Land, in unglaubliche Geschichten und Vorkommnisse. So mussten sie nie die Insel verlassen, um Neues zu entdecken.

    Der Blick könnte auch aus einem Film stammen. Er konnte sich gut mit mir unterhalten und zeigte mir Techniken der Feuerartistik.

    Am zweiten Abend machte ich mich auf den Weg zum Weststrand, mit der Kamera in der Hand. Ich hatte keine Ahnung, wonach ich suchte, ich war ganz ohne Erwartungen. Kann ich dann eigentlich von Überraschung sprechen? Jedenfalls war genau an diesem Abend der Sonnenuntergang anmutig schön. Gepaart mit den Silhouetten der Boote, die in der Bucht ankerten, war es, als male ein Künstler mit den Farben der Sonne sein bestes Werk auf eine Leinwand. Im Anschluss an diese zutiefst befriedigende Tätigkeit führte mich mein Leben an eine Bar (es lag an einem Song, den ich zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte). Ich setzte mich, bestellte Cocktails und wie es sich ergeben sollte, würde in Kürze eine Feuershow starten. Diese war im Gegensatz zu der Show auf Langkawi von höchster Qualität. Ich blieb sicher eineinhalb Stunden dort sitzen und warf bewundernde Blicke auf fünf verschiedene Feuerkünstler. Dieses Element zog mich immer wieder aufs Einfachste in den Bann.

    Resümee

    Insgesamt war es ein schöner, kurzer Aufenthalt mit vielen wertvollen Bekanntschaften. Leider war die Zeit auch verbunden mit einigen Opfern und Rückschlägen, vor allem der Sonnenbrand. Fast vergessen habe ich, dass diese Insel nie wirklich ruhig ist. Zum einen die Touristen, zum anderen die ganzen Longboats, die so krass laute Motoren haben, dass es auf Dauer einfach nur nervt. Der Müll ist nicht schön anzusehen, zum größten Teil sind es Plastikflaschen. Da kam ich spontan auf die Idee, dass ein globales Pfandsystem für dieses Problem sicher eine sinnvolle Maßnahme wäre. Was meinst du?

    Die Menschen, die ich auf Koh Lipe traf, waren das Wertvollste für mich und machten mich glücklich. Das Essen war vorzüglich, die Natur über und unter Wasser hinterließ bei mir bleibenden Eindruck. Trotz der geschundenen Zehen und der anderen Nachteile würde ich wiederkommen, für eine genauso kurze Zeitspanne.

    Aussicht

    Am 17. Tag meiner Reise bin ich aufgebrochen nach Surat Thani, eine Stadt, die weiter nördlich liegt. Eine Stadt, die viele als Sprungbrett für die Inseln Koh Tao, Koh Samui und Koh Pha-ngan nutzen. Ich mag es hier – hier sind kaum Touristen. Aber es geht schon bald weiter Richtung Norden. Wohin genau erfährst du beim nächsten Mal!

  • Der Park der Legenden

    Beim Reisen ist jeder Tag ein ganz eigenes Leben, voller waschechter Erfahrungen und unwiederbringlicher Erlebnisse. So auch die Woche auf Langkawi. Nach der Jetskitour gab es noch andere Ereignisse, die mich überglücklich machten. Und dann traf ich ja noch die ein oder anderen interessanten Menschen auf meinem Weg.

    Der große „Dataran Lang“ – Rotrückenadler, das Wahrzeichen der Insel, der ihr auch den Namen gab.

    Taman Lagenda

    Am fünften Tag auf Langkawi fuhren wir nach einem veganen Frühstück mit Live-Musik in den Osten der Insel. Dort sollte es einen Park voller Legenden geben. Die Tour dorthin war entspannend, ging links und rechts, hoch und runter und immer dabei zwei Wände tiefsten Dschungels, die undurchdringlich erschienen. Immer wieder sahen wir große, gelbe Hinweisschilder, die auf wilde Affen am Straßenrand aufmerksam machten. Und ja, genau da saßen sie dann auch.

    Überall gibt es Hinweisschilder für die an der Straße sitzenden Affen.

    Als wir den Park erreichten, war es extrem heiß, wenn überhaupt sogar der heißeste Tag der ganzen Reise. Kurz sahen wir uns noch die übergroße Adlerstatue am Pier an, denn der Adler ist das Tier Wahrzeichen von Langkawi. Immerhin heißt Adler auf Malaysisch „Lang“. Es leben wahrscheinlich tausende Adler in dieser Gegend (erkannte man schnell auf der Jetskitour!). Jedenfalls schlichen wir uns dann durch den kühleren Schatten der anmutig und gleichzeitig fremd wirkenden Bäume. Ich sollte an diesem Tag großes Glück haben, wilde Tiere auf Fotos einzufangen. Zum Beispiel mehrere Nashornvögel (Hornbills) und auch ein schwarzes Eichhörnchen. In diesem Park waren nun über zehn riesige Skulpturen zu finden, total bunt angemalt und sehr kreativ gestaltet. Mal eine Meerjungfrau, zwei Vögel in einem Teich, aus dem Boden ragende Hände, ein riesiger goldener Topf. Das alles waren Legenden, die in Malaysia immer noch erzählt werden. 

    Es war jedoch auch ein Park, der wahrscheinlich schon etwas an Aufmerksamkeit verloren hatte. Es war sehr ruhig dort, ein paar Leute joggten durch die Alleen, andere mähten den Rasen. Ein paar einsame Straßenhunde streunten in sicherer Entfernung zu den Menschen herum. Rote Feuerameisen trugen komische graue Fetzen einen uralten Baum hinauf. Ich habe mal gelernt: Es ist niemals gar nichts los. Und so verbrachten wir eine Weile dort in dieser urwaldlichen Ruhe.

    Was für ein Wurzelgeflecht. So in etwa sehen Mangrovenwälder aus. Nur war das hier ein Park.

    Nashornvögel und Brillenlanguren

    Später holten wir uns etwas zu essen und erforschten die Ecke noch ein bisschen. Als wir an eine Schranke zu einem Privatstrand kamen, wollte Giom dann lieber nach Hause. Als er vorfuhr, flogen zwei Nashornvögel auf die Straße vor mir und schnappten nach etwas. Ich zog sofort meine Kamera aus dem Rucksack und probierte ruhig zu bleiben und ihnen so nah wie möglich zu kommen. Während ich mit bloßem Auge nicht sehen konnte, was er da hatte, zeigte es sich auf dem Foto, das ich machte, sehr deutlich, was er gleich verspeisen würde – einen riesigen Hundertfüßer.

    Ein Nashornvogel mit einem riesigen Hundertfüßer.

    Total glücklich über die Fotos – es war einfach so unglaublich, was da gerade passiert war – wollte ich, voller Glück in mir, noch weiter nach tollen Motiven schauen. Am MAHA Tower traf ich noch drei junge Musliminnen, die mir hinterhergerufen hatten. Auf dem Heimweg bog ich spontan links rein und folgte ein paar anderen Motorrollern. Kurze Zeit später befand ich mich in einem ausgedehnten Wohngebiet, völlig ruhig gelegen und total unscheinbar. Deshalb fuhr ich mit offenem Mund langsam durch die Straßen und erkundete alles. So fiel mein Blick auch auf einen Brillenlangur, der auf einer Stromleitung saß, und auf mehrere schlafende Straßenkatzen.

    Es stellte sich heraus, dass dieser Tag der erfolgreichste Fototag wurde und so empfand ich beim Bearbeiten pure Freude, Tränen der Glückseligkeit. Ich war dankbar, so viel Glück gehabt zu haben, um solchen Tieren zu begegnen. Und auch, dass ich die beste Technik zum Einfangen mithatte und diese zuverlässig arbeitete.

    Treiben lassen

    Die nächsten zwei Tage standen ganz im Zeichen, sich einfach treiben zu lassen. Ich fuhr nochmal in den Norden der Insel, besuchte einen eher abgelegenen Strand, an dem sich viele Locals trafen, danach einen Komplex, in dem viele verschiedene Handwerke ausgestellt wurden. Sogar über ein kleines Museum über die Geschichte des Handwerks in Malaysia stolperte ich da. Es war aber ein ruhiger Tag, an dem ich mir nicht viel Stress machte. Und das, obwohl ein sehr wichtiger Coin auf den Kryptomarkt kommen sollte. Jedoch verzögerte sich der Launch, sodass ich mir dachte: „Nun bin ich hier, jetzt will ich das auch genießen.“

    Hast du schon mal 12 Menschen in/auf einem Auto gesehen? Deshalb sind Pickups hier in Malaysia so beliebt.

    Nach einem weiteren Nasi Goreng – wahrscheinlich esse ich jeden Tag mindestens einmal Bratreis – fuhr ich jedoch zurück an den Cenang Beach, wo sich mein Hostel befand. Ich bezahlte übrigens knappe 6 Euro pro Übernachtung. Den Nachmittag verbrachte ich dann in einem eiskalten Starbucks direkt an der Walking Street am Strand. Das Internet dort war grottenschlecht, sodass ich zwar Fotos bearbeiten und Texte schreiben konnte, doch mehr als das auch nicht.

    Als ich darauf keine Lust mehr hatte und das Café verließ, wurde ich von bunten, tanzenden Robotern auf der anderen Straßenseite angezogen. Plötzlich stand ich inmitten einer großen Schar Beobachter, direkt nebenan ein kleiner Night market. Ich entschied spontan, nach weißen Hemden zu schauen, doch die Suche blieb ohne Erfolg. Dafür wurde ich nun von etwas anderem angezogen: Der Feuershow am Strand. Zu lauter Musik zeigten junge Männer, die ich nicht älter als 18 schätzte, ihre besten Tricks mit den Feuerstäben und -kugeln. Es war eine atemberaubende Show, die Fähigkeiten der Teenager beeindruckten mich zutiefst.

    Im Hintergrund leuchteten die grünen Lichter der Tintenfischboote am Horizont und am Himmel schien in schwachem Gelb die liegende Mondsichel. Wieder stand ich lächelnd da, froh über mein Leben und diesen Moment, und beobachtete das Geschehen, das mit schier unendlichen Eindrücken auf mich niederprasselte.

    Letzter Tag auf Langkawi

    Für mich brach am nächsten Morgen der letzte ganze Tag auf Langkawi an. Dennoch plante ich nichts Großes dafür. Ich saß eine Weile bei Lio im Büro, machte endlich die Fotos für das Porträt von ihr und später gingen wir mit Justin und Emily sowie einem neuen Bewohner meines Hostels – Justinus aus Litauen – an den Strand Baseball spielen. Bei der Hitze und auf dem heißen Sand war das Werfen durchaus anstrengend, sodass wir uns immer wieder im Wasser abkühlten.

    Später aß ich mit Justinus – wie sollte es anders sein – Nasi Goreng. Wir hatten uns alle zu einem gemeinsamen Abend bei der Feuershow verabredet. Bis dahin entspannte ich noch in meinem Bett. Leider fand ich Giom nicht, der vergeblich irgendwo an der Mall auf uns wartete. Aber so ist das manchmal.

    An diesem Abend gab es Alkohol, doch die Freiheit des Reisens tat den Rest dazu. Wir liefen den Strand entlang, bis wir auf eine Gruppe Männer stießen, die eine Boombox an den Strand gestellt hatten und zu nepalesischer Musik tanzten. Wir gesellten uns ganz einfach dazu und genossen die etwas andere Art des Tanzes. Ich glaube, es war 1 Uhr nachts, als wir uns zu fünft auf den Rückweg machten. Wir hatten beim Tanzen nämlich noch einen anderen Deutschen getroffen – Robin, der auf Reisen darauf verzichtete, Deutsch zu sprechen. Auf jeden Fall war dieser Abend ein gelungener Abschluss für meine Woche auf dieser Insel, die ich recht schnell in mein Herz geschlossen hatte.

    Natürlich bedingt der Abschied von einem Ort auch die Ankunft an einem neuen. Wo es mich hintrieb und was für mitreißende Geschichten dort auf mich warteten, das erzähle ich dir beim nächsten Mal.

    Martin

  • LIO – eine liebenswürdige Agentin

    Auf knapp 9 Quadratmetern eines kleinen Häuschens an einer spitzen Straßenkreuzung saß sie an meinem Tag der Ankunft auf Langkawi Island in Malaysia – Lio. Eine kleine, aber nicht zierliche Frau mit kurzen schwarz-grauen Haaren. Ihr Alter ist schwer zu schätzen, aber ich würde sagen, sie ist etwas über 40.

    Lio und ihr Baseballhandschuh, vor ihrem Büro mit der bunten Wand im Hintergrund

    Aufgrund ihrer Arbeit als Agentin einer Reiseagentur ist sie in der ganzen Gegend gut bekannt. Sie kümmert sich um Anfragen für Motorroller-Mieten, Überfahrten zu anderen Inseln oder nach Thailand oder auch die Jetskitouren um Langkawi sowie um viele andere Angelegenheiten. Ich merkte schnell, dass sie eine Expertin auf ihrem Gebiet ist und durch ihr Netzwerk zu jeder Zeit alles arrangieren kann, wonach man fragt. Sie erzählte, sie kenne einen Ort, an dem es von Schlangen nur so wimmelt, doch genau zeigen wollte sie ihn mir nicht. Ihre Angst, von diesen Tieren gebissen zu werden, war zu groß.

    Großes Herz, großer Schmerz

    Mit ihrem lautstarken Organ und ihrer offenen, humorvollen Art zeigt sie dem Leben, wo es langgeht. Ich vermute stark, sie musste in ihrem Leben viel kämpfen und Leid ertragen, weshalb sie den Humor als rettende Insel entdeckte. Es war unterhaltsam und wir konnten echt gut reden, aber mein Gefühl sagte mir immer, dass sie innerlich sehr traurig ist. Und das im Hinterkopf zu haben, stimmte mich manchmal etwas nachdenklich.

    Zombiekiller

    Zuhause ist sie oft fast nur zum Schlafen. Doch hat sie trotzdem zwei Katzen und einen 65 Zoll großen Fernseher mit einer passenden Soundanlage. Wenn sie mal nicht arbeitet, schließt sie ihren kleinen Laptop an den Fernseher und zockt Zombiekiller-Spiele mit ihrem Cousin. Dann donnert es in der ganzen Wohnung, aber die Nachbarn stört es nicht. Sie freuen sich, wenn Lio in der Nachbarschaft ist und nicht über 10 Stunden auf Arbeit verbringt. Katzen kommen übrigens auch zu ihr ins Büro. Sie kümmert sich rührend und liebevoll um verletzte Katzen, denn ihr Herz schlägt für Tiere.

    Auch Regen bringt Segen

    An einem verregneten Tag, an dem echt gar nichts ging, außer im Bett zu liegen, saß ich nachmittags bis abends bei ihr im Büro. In diesem war übrigens eine Wand mit neonorangenen Dreiecken besprüht, es hingen ein paar Bilder und ein kleiner Fernseher an der Wand. Den ganzen Tag liefen Serien und Hollywoodfilme hoch und runter. Inmitten des Raums stand ein schmaler Schreibtisch mit drei blauen Stühlen, zwei für die Kunden und einer für sie. Da saß sie nun, jeden Tag, viele Stunden. Von der Decke hing eine der Fliesen leicht herunter. Zwei Ventilatoren und eine Klimaanlange sorgten für eine angenehme Abkühlung an heißen Tagen, also eigentlich jeden Tag.

    Jeden Tag Lotto

    An diesem graunassen Tag erzählte sie mir nun auch von ihrem anderen Zuverdienst: Jeden Tag spielt sie eine bestimmte Lotterie, bei der sie vier Ziffern wählt. Von einer recht großen Auswahl gezogener Zahlenkombinationen werden dann drei Favoriten gewählt, die einen deutlich höheren Gewinn erzielen. Sie zeigte mir mehrere Screenshots von ihren Gewinnen, darunter manchmal mehrere Tausend Ringgit. „Wie sonst könnte ich so einen Fernseher bezahlen?“, fragte sie mich fast schon rhetorisch. Sie ist echt schlagfertig, dass muss ich zugeben. Ihr Englisch war mit typisch malaysischem Akzent angehaucht, aber sie sprach es fließend. Sicher, weil Englisch in Malaysia einen sehr hohen Stellenwert hat. Immerhin müssen sich drei Nationen untereinander auch verstehen können.

    Baseball

    Als ich mich an diesem Tag über vier Stunden mit ihr unterhielt, erfuhr ich auch, dass sie sich günstig Baseballhandschuhe über Amazon gekauft hatte, jedoch über 100 Euro Zollgebühren zahlen musste. Immerhin waren es originale Handschuhe von Wilson und sogar Baseballs, die bei Spielen benutzt wurden. Nach meiner Jetskitour traf ich sie und ein Pärchen aus Kanada am Strand, wo wir etwa eine halbe Stunde den Ball warfen, bevor wir alle ziemlich fertig waren. Aber es hat riesig Spaß gemacht. Ich finde es einen wunderbaren Zufall, dass eine von so vielen ausgerechnet auch gern Baseball spielt.

    Resümee

    Lio ist eine liebenswerte Person, die selbst ihre Liebe ausdrückt, indem sie eher beleidigend wird – auf eine nette Art. Für mich auch ein Indiz, dass sie ein großes Herz hat, das schon oft Schmerz ertragen musste und sich nun versucht zu schützen. Ich bin sehr froh, sie getroffen zu haben. Allein, sie zu kennen, wäre für mich ein Grund, eines Tages wieder nach Langkawi zu reisen. In dieser weiten Welt warten viele Menschen darauf, kennengelernt zu werden. Die meisten denken sehr zurückhaltend von sich, doch ein Außenstehender erkennt oft viel schneller, dass manche Menschen und ihre Geschichten doch sehr erfahrenswert sind.

    Wir haben wirklich viel gelacht. Und ein lachendes Herz ist extrem wertvoll!
  • Unglaubliche Ereignisse und Tränen der Freude

    Wenn ich an diesen Tag in Langkawi zurückdenke, von dem ich hier gleich erzähle, dann empfinde ich tiefe Freude und dieses unbändige Gefühl von Freiheit. Ich würde fast meinen, ich war seit Jahren nicht mehr so glücklich. Und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich diese Freude auch mal rausgelassen habe. Aber mit 50km/h übers offene Meer zu rasen und eine Landschaft zu erkunden, die der von fremden Planeten gleichkommt, das ist eine Handvoll Glück und die nahm ich tief in mir auf.

    8 Inseln und ein Lachen, das nicht aufhört

    Nach einem verregneten Tag, an dem wir die Jetski-Tour verschoben, starteten wir am folgenden Morgen vom Strand aus mit fünf anderen Jetskis, die alle von Pärchen besetzt waren. Leider waren wir nicht nur zu zweit mit dem Guide unterwegs – dem Regen geschuldet. Nun nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ging es direkt durch die steil in den Himmel ragenden, regenwaldbewachsenen Inseln aufs offene Meer hinaus. Die Wellen rauschten, aber noch lauter rauschte der Motor des Jetskis, das bei großen Wellen immer wieder mit der Spitze abhob und das salzige Wasser nur so in die Höhe spritzte. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach wäre, die insgesamt 8 Jetskis in der vorgegebenen Pfeilformation zu manövrieren, doch mit der Zeit funktionierte das echt gut. Manche der Paare fielen sehr weit ab, aber das war mir egal. Giom und ich blieben auf Höhe der Guides (es saßen zwei auf dem Jetski, damit einer dauerhaft nach hinten schauen kann). Je länger wir über das türkisblaue, aufschäumende Meer flogen, desto mehr kam ich im Moment an. In dem Moment, in dem ich einfach tat, was richtig Spaß macht. Aber das Meer überquerten wir ja nur, um bald die erste Insel zu erreichen. Und die sah aus wie eine schwangere Frau, die auf dem Rücken liegt. Dabei war in meinen Augen gar nicht die Form dieser Insel so sehenswert, sondern der Punkt, an dem wir hielten. Vor der Insel befanden sich weitere Inseln. Diese waren an manchen Stellen so steil, dass ich fasziniert war, wie da noch Bäume wachsen konnten. All diese kleinen Inselchen waren einfach voll mit Urwald, ganz ohne Zivilisation. Bestimmt einhundert Meter ging es da hoch, schroffer gelb-orangener Sandstein, seit Jahrtausenden ausgewaschen und zerklüftet. Und immer wieder wuchs an der Kante doch noch der ein oder andere Baum, hing die ein oder andere Liane. Ich konnte mich gar nicht satt genug daran sehen, doch wir fuhren weiter.

    Kannst du die Umrisse der schwangeren Frau erkennen? Kleiner Tipp: In der Ferne rechts ist der Kopf, links der Bauch.

    Es waren nicht die ersten Adler, die ich hier auf Langkawi entdeckte, aber hier inmitten dieser Insellandschaft waren definitiv mehr zu sehen. Diese majestätischen, schwebenden Jagdvögel mit ihren stechend scharfen Augen und ebenso scharfen Krallen. Sie flogen über meinen Kopf hinweg. Da ich diese Tiere liebe, war ich nun vollkommen in meiner Welt angekommen. Der zweite Stopp war übrigens eine weitere Steilwand, die mich noch viel mehr beeindruckte. Denn wir fuhren ganz langsam und ganz nah daran vorbei. Ich konnte einen weiteren Vogel entdecken, den ich noch nie gesehen habe. Der Dschungel ragte derweil bis an die allerletzte Grenze des Belebbaren. Es war ein undurchdringbares Geflecht aus uralten Pflanzen – kein Territorium für einen Menschen. Und weißt du, wie sehr ich es in dem Moment liebte, diese Tour zu machen? Das Geld dafür auszugeben, auch wenn ich ein wenig traurig war, dass die Tour nicht wie gewünscht durch die Mangroven führte. Diese Erfahrung war es allemal wert und gerade jetzt zählte nur, wie nah ich dieser perfekten Natur war und gleichzeitig ein sportliches Ereignis erleben durfte.

    Die Steilklippen, bewachsen mit tiefstem Urwald. Dazu das türkisblaue Wasser – eine Traumwelt, wie es scheint.

    Ungewollter Umweltverschmutzer

    Wir fegten erneut über die wallende Oberfläche hinweg, bis wir uns inmitten einiger Inseln befanden. Hier war die See ruhiger und wir glitten nur noch so dahin, bis uns die Guides zum Anhalten brachten. In dieser Felsformation sollte es ein besonderes Echo geben, das sie uns demonstrierten. Und ja, es war auf jeden Fall so viel stärker als gewohnt. Kurz darauf erreichten wir eine Stelle, an der wir eine Pause machten. In der Zeit besuchten Giom und ich den größten Süßwassersee in Malaysia. Er lag inmitten einer der Inseln. Natürlich kühlten wir uns darin ab. Auf dem Weg zurück wurde mir von einem Affen so schnurstracks die leere Plastikhülle eines Kuchens stibitzt, dass ich gar nicht reagieren konnte. War ich nun für den Müll dort verantwortlich oder der Affe?

    Wir tranken noch einen frischen Karotten- und Wassermelonensaft und ich verfolgte noch einen echt riesigen Schmetterling, der fast in das Netz einer ebenso riesigen Spinne flog, bevor es wieder auf die Wasserbikes ging.

    Rotrücken und Weißbäuche

    Ich bemerkte, wie ich auf offenem Meer Vollgas gab und mich freute wie ein kleiner Junge. Ich lachte immer wieder laut – und es interessierte niemanden, da man nichts weiter hören konnte, als den eigenen Motor. Ich spürte, wie mein Körper voller Freude war, und nicht zu lachen, wäre unnatürlich gewesen. Also ließ ich es zu und es tat soooooo gut! Wie gesagt, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so glücklich war.

    Der vorletzte Halt war eine kleine Insel, auf der wir eine halbe Stunde am Strand oder im Wasser verbringen konnten. Wir bemerkten andere Menschen, die wahrscheinlich mit einem Boot zu dieser Insel gelangt waren. Wie es aussah, konnte man auf dieser Insel in kleinen Zelten übernachten. Einen Wasserfall sollte es auch geben, so die Info der Guides. Giom schaute noch am selben Tag, ob wir so eine Übernachtung gebucht bekamen.

    Aber erstmal sollte es zur letzten, aber nicht weniger spannenden Stelle kommen, die zur Tour gehörte: Das Füttern der wildlebenden Adler. Als wir die letzte Insel erreichten, kreisten nur zwei bis drei Adler weit über unseren Köpfen umher. Doch schon durch das Geräusch der Motoren wurden weitere Adler angelockt. Und als die Guides die Shrimps ins Wasser warfen, wurde das Gemetzel eröffnet. Und auf einmal waren da mehr als 30 oder sogar 40 Adler und kämpften um die wenige Beute, die auf dem Wasser trieb. Dabei erblickte ich zwei Arten von Adlern. Viele waren Rotrückenadler, manche riesige waren sogenannte Weißbauch-Adler. Da ich meine Kamera nicht dabeihatte, blieb es bei einem Handyvideo, das ich dir aber nicht vorenthalten möchte. Einfach beeindruckend, wie enorm groß diese Vögel sind.

    Danach ging es im Eiltempo zurück an den Strand, von dem aus wir gestartet waren. Und nach vier Stunden war das Spektakel dann zu Ende – leider ohne Mangroven, aber nicht weniger spektakulär und atemberaubend. Dieses Ereignis wird mir lange in Erinnerung bleiben und ich hoffe, dir konnte ich einen Einblick geben in diese wunderbare Aktion, die sich mehr als gelohnt hat.

    Ein Selfie auf dem Wasser. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Das war einfach mega geil!

    Baseball und Nightmarket

    Nachmittags sollte es aber noch lange nicht vorbei sein. Ich traf Lio (die Angestellte in der Agentur, bei der ich auch meinen Roller mietete und am Regentag vier Stunden bei ihr verbrachte und quatschte) am Strand und warf ein paar Baseballs zusammen mit einem Pärchen aus Kanada. Es hat echt Spaß gemacht und wer denkt, dass einfaches Werfen nicht anstrengend ist, der darf gern eine Runde mit mir Baseball spielen, wenn ich zurück bin.

    Abends ging es, nach einem Pläuschchen bei Lio, noch zum Nightmarket, der einmal wöchentlich stattfindet. Ich holte mir nicht nur viel zu viel der Köstlichkeiten von dort, sondern fing auch das rege Treiben und kunterbunte Angebot an Speisen und Getränken auf eine besondere Weise mit meiner Kamera ein. Ich bearbeitete die Fotos absichtlich in einem analogen Stil. Ich finde, das unterstützt diesen fast schon altertümlichen Brauch eines Marktes deutlich.

    Weitere Aussichten

    Nun, es gibt so viel zu berichten, dass ich gar nicht weiß, was ich zuerst erzählen soll und welche Fotos ich am besten teile. Aber immer Schritt für Schritt. Demnächst werde ich von dem Ausflug in den Park der Legenden erzählen, bei dem mich besonders die Fotos geflasht haben. Du wirst dann schon merken, warum. Bis dahin musst du dich etwas gedulden. Und ich reise in der Zeit weiter und sammle unglaubliches Material über eine völlig andere Welt.


    Bis bald!

    Martin

  • Langkawi – das Bali Malaysias

    Nach einem Flug von gefühlten 10 Minuten landeten wir holprig, aber sicher auf Langkawi Island. Da ich mir ein Taxi mit anderen teilte, zahlte ich dafür nur 50 Cent. Schon auf der Fahrt zum Hostel beeindruckte mich die Landschaft. Aber es sollte noch viel besser kommen.

    Ankommen in einer anderen Welt

    Das Hostel schockierte mich zwar etwas, da es wirklich unterste Qualitätsstandards nicht erfüllt, aber etwas zog mich erstmal einfach ins Restaurant. Ach ja, mein knurrender Magen. Und da ich ja in Penang kaum etwas Neues probiert hatte, fing ich in Langkawi direkt mal damit an. Es gab paniertes Hähnchen mit Reis und kleinen knusprigen Semmelbröselflocken, die salzig und süß (wahrscheinlich Honig) zugleich waren. Leider war das Fleisch knorpelig und am Ende war es mir zu viel Salz und Honig.

    Ich traf aber auf einen Franzosen, Guillaume (Giom gesprochen), mit dem ich ein wenig ins Gespräch kam. Also auch da hat sich das von einer auf die nächste Situation von allein ergeben, gerade, weil das in Penang ganz anders war. Ich werde später noch etwas mehr über ihn erzählen. Wichtig ist erstmal, dass sich Langkawi für mich sehr stark nach Bali anfühlte, das ein wenig mit Thailand vermischt wurde. Es fehlten nur die Reisfelder. Ansonsten überzeugte mich das viele Grün, die kleinen Hüttchen in der Ferne, all die Palmen und die bergige Landschaft. Diese Insel hat alles, was ich mir für ein gutes Abenteuer wünsche.

    Direkt am ersten Tag habe ich diesen Ausblick entdeckt.

    Endlose Freiheit in perfekter Eleganz

    Nach dem erfrischenden Gespräch wollte ich mir erstmal einen Motorroller mieten und über die Insel cruisen. Für 35 Ringgit, also etwas über 7 Euro für einen Tag, fuhr ich direkt in irgendeine Richtung. Die Sonne färbte sich schon langsam gelb und beleuchtete so die an vielen Stellen unberührte Urnatur – Bambus, Calatheen und Monsteras, Bananenpflanzen sowie riesige, von Schlingpflanzen umwickelte Bäume. Und der goldgelbe Abendglanz färbte das alles magisch ein. Ich fühlte mich in diesem Moment auf dem Bike so unendlich frei. Ich spürte pures Glück durch meine Adern fließen. Der Ausblick von der Insel auf andere, mit steilen Bergen übersäte Inselgruppen war so … anders. Pure Schönheit in perfekter Eleganz. Es war eine Augenweide, dort an den Horizont zu schauen und einfach diese Formationen zu betrachten. Einen Leuchtturm zu entdecken, so viel Grün und noch mehr Wasser und schöne Strände zu sehen. Es war eine andere Welt, und ich war dort angekommen. Doch damit nicht genug: Ich erreichte auf dem Rückweg einen absolut wunderschönen Strand, an dem das vielseitige Leben zu beobachten war. Einer flog Drohne, andere stellten ihr Stativ auf, um sich im Sonnenuntergang zu fotografieren. Wieder andere saßen einfach im Sand und schauten auf das beruhigende Farbenspiel des Himmels. Die malaysischen Flaggen flackerten im Wind. Und die Wellen wurden von mehreren Dutzend Surfern und auch Surferinnen bezwungen. Ich erwischte mich, wie ich über beide Ohren grinste. Und auch jetzt beim Schreiben. Ich war tatsächlich überwältigt von Glück.

    Ein Buddy für Abenteuer

    Abends saß ich noch mit Giom zusammen und trank ein paar Cocktails, die umgerechnet zwischen 2-3€ kosteten. Obwohl wir alles auf Englisch besprachen, fühlte ich das fast nicht mehr. Wir sprachen viel über Kryptowährungen und interessante Projekte, über seine Zeit in Australien und was er dort für abgefahrene Geschichten erlebt hatte. Wie wir die Weltsituation einschätzen und wie ähnlich sich all die Länder und Menschen am Ende sind, egal auf welchem Kontinent man sich befindet.

    Dieser Anblick erinnert mich stark an Bali.

    Eigentlich wollte ich den nächsten Tag (Tag 7 meiner Reise) das Hostel wechseln, aber als er mir schrieb, dass er nun auch einen Scooter hat, verlängerte ich bei Lio (so heißt die Dame, von der ich den Roller habe) auch meine Miete – für 30 Ringgit pro Tag – und dann fuhren wir einfach drauf los. Zuerst zeigte ich ihm die Wasserbüffel, die ich auf einer Farm gesehen und fotografiert hatte, als ich vom Frühstück in einem veganen Café zurückkam. Danach wollten wir gemeinsam einen Wasserfall erkunden. Wenn wir uns mal verfuhren, stoppten wir kurz und schauten uns um. Einmal fanden wir dadurch einen verlassenen, sagenhaft schönen Strand und liefen dort ein wenig entlang. Allerdings war ich so töricht zu denken, dass ich bei dieser Sonneneinstrahlung ohne einen Sonnenbrand davonkommen würde. Denn der Wasserfall kam ja erst noch.

    Das Cruisen mit den Scootern erinnerte mich stark an die Zeit mit Dustin, damals in Thailand auf Koh Kood. Zu zweit war alles irgendwie ein wenig schöner.

    Einfach mal leben

    Der Wasserfall an der „Blue Lagoon“ war vom Parkplatz aus leicht zu erreichen und Eintritt wurde auch nicht verlangt. Aus geschätzten 25 Metern prasselte das Wasser nieder. Giom und ich erfrischten uns im kühlen Wasser, dass sich unterhalb des Wasserfalls sammelte, zusammen mit einigen anderen Touristen. Bald erschienen auch drei wilde Affen, die sich gegenseitig entlausten. Während ein einheimischer junger Mann auf den glitschigen Felsen mit einem Fußball jonglierte (ja, genau das, was man normalerweise in Städten beobachten kann), rutschte ein älterer Mann auf den Steinen aus und fiel … glücklicherweise ins Wasser. Er hat sich nichts getan. An manchen Stellen war das Wasser über zwei Meter tief. Fische schwammen auch darin. Bald wurde deutlich, warum die Affen sich hier aufhielten. Eine Gruppe chinesischer Reisender näherte sich mit raschelnden Plastiktüten dem Wasserfall. Sofort kamen die Affen auf sie zu und den Leuten extrem nah. Sie konnten ihre Lebensmittel aber vor dem Diebstahl bewahren.

    Close-Up-Foto des Wasserfalls. Das Wasser rauschte über mehr als 20 Meter nach unten.

    Anders war das, als Giom und ich uns noch weiter nach oben aufmachten. Dort gab es eine weitere Stelle zum Baden UND zum Rutschen. Ja, dort konnte man auf den glatten Steinen herunterrutschen und in einem naturgeformten Becken landen. Jedenfalls beobachteten wir von einer Aussichtsplattform, dass einer anderen Familie eine Tüte stibitzt wurde, ohne dass sie das bemerkten.

    Kurz darauf erreichte eine Gruppe männlicher Nigerianer die Stelle und nach einer Weile rutschten auch diese fröhlich die Steine runter. Alle hatten echt viel Spaß und lachten sich vollkommen kaputt. Das war Leben – ganz einfach.

    Ausblick auf Kommendes

    Den Rest des zweiten Tages auf Langkawi geschah nicht mehr viel. Das Einzige, was ich jetzt schon sicher weiß, ist das Jetskifahren mit Giom. Es werden Touren zu acht Inseln bei Langkawi angeboten, inklusive Adlerbeobachtung, Mangroven und einer Insel, die wie eine schwangere Frau aussehen soll. Es ist zwar immer noch eine touristische Attraktion, aber nicht für große Gruppen. Im besten Fall sind Giom und ich allein mit dem Guide. Wenn ich schon in so einer Low-Budget-Unterkunft hause, dann kann ich mir dafür mal etwas anderes gönnen. Nicht wahr?

    Gibt es ein Thema, das euch besonders interessiert? Lasst es mich wissen und ich kann auch mal darüber schreiben! Und bitte lasst doch ein Like da, wenn euch der Artikel gefallen hat, damit ich weiß, wie es ankommt.

  • Galerie: GEORGETOWN PENANG – eine andere Welt

    Diese Fotogalerie zeigt eine Stadt, die fast nur aus Restaurants besteht. Zu jeder Tageszeit wird gegessen. An mehreren Tagen habe ich die Stadt erforscht und meine Eindrücke festgehalten. Natürlich wäre eine Ausstellung mit größeren Leinwänden wünschenswert, aber für dich gibt es hier schon mal einen Vorgeschmack. Du kannst jedes Foto anklicken und vergrößern. Viel Spaß beim Anschauen!

    Alte Gebäude

    Stadtleben

    Menschen und Tiere

    Details

  • Penang aus meiner Sicht

    Dass jeder die Welt auf ganz eigene Welt sieht und wahrnimmt, war mir schon vor der Reise klar. Dir vielleicht auch. Dennoch oder eher gerade deswegen möchte ich in diesem Artikel meine ganz eigene Erfahrung mit dieser Insel bzw. dieser Stadt mit dir teilen. Sie ist sicher nicht nur das, was du sonst so über Georgetown und Penang hörst oder liest. Zur Unterstützung deiner Fantasie wartet am Ende eine Galerie auf dich!

    Eine diverse Stadt mit Geschichte

    Zuerst einmal fällt mir auf, dass viele Gebäude nicht asiatisch, sondern eher europäisch angehaucht sind. Auch manche Kirchen finden sich hier. Diese Insel wurde ganz klar damals kolonialisiert. Ich finde das gemischte Stadtbild, das dadurch entsteht, wirklich ansprechend und könnte tagelang die Straßen und Gassen entdecken gehen. Ich besuchte einen wunderschönen chinesisch-buddhistischen Tempel, der über 100 Jahre alt ist, und auch die älteste Moschee der Stadt, die mich aber nur von außen beeindruckte. Im Gegensatz zu diesen kulturellen Erbstücken stehen dann riesige Malls mit unendlich vielen Geschäften, in denen eine ganze Etage nur fürs Essen und Trinken gedacht ist. Und damit komme ich zum nächsten Punkt.

    So sehen die Straßen in Georgetown hauptsächlich aus.

    Essen, so weit ein Auge reicht…

    …das zweite schaute ja ständig durch meinen Kamerasucher. 
    Also, ich konnte nicht mal in einer Straße die Restaurants zählen. Es gibt einfach tausende kleine und große Essensmöglichkeiten, Street Food an jeder Ecke, Cafés mal mehr, mal weniger hip, und auch Burger und Pommes gibt es natürlich (habe ich bisher nicht gegessen). Wie in ganz Malaysia gibt es auch in Georgetown immer eine Dreieinigkeit zwischen chinesischen, indischen und malaysischen Gerichten. Ich probierte zum Beispiel dreieckige, frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln und Hähnchen, von einem indischen Stand, eine Suppe in einem chinesischen Restaurant, das nur morgens geöffnet hatte, und Nasi Goreng von einem vegetarischen Stand. Es schmeckte alles super gut. Mir fiel aber auf, dass ich nicht unbedingt Neues ausprobierte. Das möchte ich demnächst nochmal bewusst angehen.

    Street Art – wieder ein Fail!

    Ich war bereits das zweite Mal in Penang, damals mit meinem Bruder. Und ich muss sagen, dass ich auch dieses Mal keins der extrem bekannten Street Art Motive entdecken konnte. Immerhin sah ich ab und zu solche Metallkonstruktionen, die wie Comics an einer Wand angebracht waren und einen kurzen Einblick gaben in die Geschichte der Insel. 

    Ich verstehe jedoch nicht, wieso ich an diesen eigentlich offensichtlichen Stellen nicht vorbeigekommen bin. Aber schlimm finde ich es nicht. Dafür fand ich so viele andere Ecken, zum Beispiel einen Shop von einem lokalen Foto-Künstler, eine Art Little India und einfach eine Menge kleine Gassen, in die das tägliche Leben der Stadt nicht schwappte.

    Der Shop eines lokalen Fotokünstlers. Ich fand seine Werke beeindruckend.

    So etwas macht mir deutlich, dass das Leben mir schon sagt, was ich sehen und finden soll. Dass die Street Art, die all die Menschen anzieht, mich eher abstößt und woanders hinlenkt. Danke, Leben!

    Selfies und Knochenbrecher

    Nicht zu vergessen, sind die Menschen, die ich hier traf. Es waren nicht viele, da ich hier eher weniger Lust auf Gesellschaft hatte. Ich freute mich über nette Gespräche mit Einheimischen, den anderen Reisenden blieb ich aber erstmal fern.

    So winkte mich eine Gruppe Inder zu sich an den Tisch, als ich mit meiner Kamera an ihnen vorbeilief. Sie wollten, dass ich Selfies mit ihnen mache. Natürlich gab es auch ein paar Porträts, die sie von mir über Instagram bekamen. Auch einen indischen Jungen fotografierte ich in seinem Gewand.

    Ein eher weniger schönes Erlebnis war meine Fußmassage, für die ich rund 12 Euro bezahlte. Es ist immer ein Glücksspiel, ob ich eine gute Massage finde oder nicht. Jedenfalls ging meine Masseuse mitten in der Behandlung ans Telefon, nach einer halben Stunde hatte sie Feierabend, sodass ich den dicken Rezeptionisten bekam, der so doll auf meinem Fuß aufdrückte, dass ich dachte, er wolle ihn mir brechen. Außerdem stöhnte er regelmäßig, entweder weil es ihm zu anstrengend war oder weil er einfach keine Lust darauf hatte. Ich merkte, dass er keine Ahnung von dem Ganzen hatte und war froh, wenigstens die Hälfte der Zeit eine einigermaßen angenehme Massage bekommen zu haben.

    Insgesamt waren die meisten Menschen sehr zuvorkommend, echt lieb und stets hilfreich. Hier muss man sich nicht scheuen, mal irgendwen um Rat zu fragen.

    Weitere Aussichten

    Nun, diesen Artikel schreibe ich auf dem International Airport Penang, was bedeutet, dass ich auf dem Weg bin. Es geht für mich nach Langkawi Island. Dort war ich bisher noch nicht und bin sehr gespannt, was mich erwartet. Ich bleibe dort sicher mehr als eine Woche. Je nachdem, wie es mir gefällt. Vielleicht treffe ich ja ein paar interessante Menschen. Und auf Maps habe ich bereits Fledermaushöhlen und tolle Wasserfälle entdeckt. Ich bin gespannt, du auch?

    Übrigens fragt hier keiner nach einem Corona-Test, auch wenn die Hinweise in den Mails immer wieder vorkommen. Durch den digitalen Check-In habe ich sogar bis zum On-Boarding keine Mitarbeiter der Fluglinie angetroffen.

  • 9 Dinge, die in Malaysia definitiv anders sind

    Mir kommt Malaysia und insbesondere Kuala Lumpur vor, als wäre es meine zweite Heimat. Ich kenne die Straßen, viele Insidertipps und wie die Leute so ticken. Dennoch gibt es manche Dinge, die ich mit der Zeit vergessen habe, die sicher auch jedem Reisenden beim ersten Besuch auffallen werden. Deshalb habe ich diese wissenswerte Liste aufgestellt und hoffe, dass sie dir bei deiner Reise in dieses wunderschöne Land behilflich ist. Und falls nicht, dann dass sie dich wenigstens ein wenig unterhalten hat. (Punkt 8 ist mein Liebling 😁)

    Malaysia ist kulturell ein sehr diverses Land mit vielen Ethnien, die alle koexistieren.

    1.    Klima

    Es ist etwas, das man nicht auf Fotos und Videos festhalten kann. Es muss in Erinnerung bleiben. Anscheinend habe ich das nach 4 Jahren tatsächlich nicht mehr exakt im Sinn gehabt. Es gab in der Zeit in Deutschland keinen einzigen Tag, an dem ich so geschwitzt habe wie hier. Das liegt nicht an der Temperatur, sondern an der extrem hohen Luftfeuchtigkeit. Du kennst es ansatzweise von Sommertagen, an denen direkt nach einem Gewitter die pralle Sonne scheint. Stell dir das deutlich stärker vor. Kannst du nicht? Dann ab nach Südostasien und Erfahrung gemacht!

    2.    Verkehr

    In Malaysia fahren viele Autos, wenige LKWs und am meisten Motorräder. Diese sind manchmal extrem laut.

    Ich habe nicht vergessen, dass man in Malaysia auf der linken Seite fährt. Dennoch kriegt mein Kopf es nicht auf die Reihe, beim Überqueren der Straße in die richtige Richtung zu gucken. Ich weiß, dass ich vor vier Jahren keine Probleme damit hatte. Ich war aber zuvor auch schon in Thailand und Indonesien mit dem Roller gefahren. Wahrscheinlich hilft die aktive Teilnahme am Verkehr, das Gehirn anzupassen.
    Weiterhin ist wichtig für dich zu wissen, dass Zebrastreifen in Malaysia dem Fußgänger keine Rechte einräumen, einfach loszulaufen. Man muss trotzdem warten, bis alle Autos weg sind, sonst riskiert man einen sofortigen Unfall.

    3.    Gelassenheit

    Während wir in Deutschland an der Kasse kaum hinterherkommen beim Einräumen, ist es in Malaysia komplett anders. Da sitzen manche Kassierer gern noch ein paar Augenblicke hinterm Tresen und schreiben eine Nachricht zu Ende. Oder sie erzählen einem Freund, der gerade da ist, noch die Geschichte zu Ende.
    Man kann so sehr schnell lernen, gelassen zu sein, und den Zeitdruck der deutschen Lebensweise abzulegen. Denn was hilft es, wenn man die Person stresst? Am Ende haben nur alle schlechte Laune.

    4.    Preise

    Sicher weißt du bereits, dass Südostasien deutlich günstiger als Europa ist. Egal, ob Hotels, Lebensmittel oder was man sonst so kaufen kann – es bleibt am Ende mehr im Portmonee übrig als gewohnt. Was schon mal eine gute Sache ist. Aber es geht sogar noch günstiger.
    Die meisten Einheimischen wissen ja, dass Touristen mehr Geld haben als sie. Wer schon mal auf dem Polenmarkt war, weiß, wie das funktioniert.
    Deshalb: Sei ein Reisender. Reisende gehen gern mal in ein paar Seitenstraßen schauen und finden oft andere Shops und Restaurants – nämlich die für Einheimische. Dann kostet ein Essen nicht mehr 4 oder 6 Euro, sondern sogar nur noch 2-3 Euro. Genauso geht das auch mit Elektronik und anderen Utensilien.

    *** Übrigens ist es üblich, dass man in Malaysia kein Trinkgeld gibt. Es ist keinesfalls unanständig, es wegzulassen. Das sagt uns erstmal nur unser Kopf. 

    5.    Kopftücher

    Die älteste Moschee in Georgetown auf der Insel Penang im Norden von Malaysia.

    Malaysia ist ein hauptsächlich muslimisches Land, genauso wie Indonesien. Es gibt viele wunderschöne Moscheen, Räume zum Beten und eben auch Kopftücher bei den Frauen. Es ist so faszinierend, all diese asiatischen Gesichter in Tücher eingehüllt zu sehen. Indonesien war das erste Land, das mir klarmachte, dass nicht nur Araber Muslime sind. Klingt vielleicht super stumpf, aber so war es. Und in Malaysia, speziell Kuala Lumpur, treffen dann alle Ethnien und Religionen zusammen. Und das macht es so spannend!

    Solche Girlanden und Ketten werden von indischen Einwohnern handgefertigt. Meistens findet man solche Stände in der Nähe hinduistischer Tempel.

    6.    Sprache(n)

    Du kennst bestimmt „Nasi Goreng“ oder weißt, dass das ein Reisgericht ist. Weißt du auch, dass der Begriff Malaysisch ist? Bahasa Malaysia ist die malaysische Sprache. Zusammen mit Bahasa Indonesia eine der einfachsten Sprachen der Welt, da sie weder über Zeitformen oder Fälle oder gebeugte Verbformen verfügt. Aber nicht nur das: Viele Wörter lehnen an das Englische an, nur werden sie anders geschrieben. Fast so, wie man sie spricht. So wird aus dem Ticket Counter der Tiket Kaunter. In Malaysia sprechen die Menschen aber auch noch Chinesisch und Indisch sowie viele andere Sprachen.
    Mein Lieblingswort ist „hati“, was Herz bedeutet. Spricht man es doppelt (hati-hati) heißt es „Vorsicht!“.

    Englisch, Malay und Chinesisch – nur Indisch sieht man auf keinem Schild.

    7.    Sprechen in der Öffentlichkeit

    Apropos Sprechen – es ist nicht gern gesehen, in der Öffentlichkeit seine Lautstärke zu heben. Dadurch stört man die Privatsphäre der anderen und das rückt einen ins schlechte Licht. Man bekommt höchstens mal beim Essen ein wenig mit, worüber die Leute so reden. Am leisesten ist es in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort spricht man anscheinend nur in Ausnahmefällen. Dadurch scheint es viele Handyzombies zu geben. Wann immer ich in eine Bahn komme, etwa 90% der Leute schauen auf einen Bildschirm.

    8.    Toiletten

    Man, habe ich sie vermisst! Die „Bum-Gun“ – auf Deutsch Arschkanone. So nenne ich den Schlauch mit Düse, der mit solchem Druck Wasser spritzt, dass er in Deutschland direkt zum Löschen eines Feuers genutzt werden könnte. Bei dem scharfen Essen muss da ja wirklich manchmal etwas gelöscht werden. Na gut, ganz so schlimm ist es nicht. Aber in Südostasien kann man sich sofort daran gewöhnen, dass der Popo nicht mit Papier, sondern mit Wasser saubergemacht wird. Findest du das umweltbewusst?

    9.    Gerüche und Müll

    Auch Gerüche kann man visuell nicht festhalten. Ich habe schlichtweg vergessen, dass zu einer vollumfänglichen Südostasien-Erfahrung auch unangenehme Düfte zählen. So wurde meine Nase beim Streifen durch die Gassen Kuala Lumpurs öfter mal daran erinnert, dass Abfälle bei den Temperaturen immer schneller verwesen als im Kühlschrank. Darüber hinaus wird ja vieles einfach weggeschmissen und -geschüttet – aus dem Auge, aus dem Sinn. So auch das Brackwasser, Essensreste und Urin. Wie lange Müllsäcke dann noch warten, bis sie abgeholt werden, kann ich auch nicht sagen. Auf jeden Fall könnte Malaysia mal ein Pfandsystem für Plastikflaschen einführen. Hätte es das bereits, wäre ich jetzt reich.

    Zusatz: Züge in Kuala Lumpur

    Kleiner Funfact: Viele Bahnlinien in Kuala Lumpur werden komplett automatisch betrieben, was bedeutet, dass weder vorne noch hinten ein Zugführer sitzt. Es gibt nie eine Verspätung und man kann durch die Frontscheibe schauen, als würde man selbst den Zug führen.

    Nun hast du viel über Malaysia erfahren und bist für eine eventuelle Reise gut gewappnet. Gibt es noch offene Fragen oder möchtest du etwas anmerken? Dann hinterlass mir doch einen Kommentar. So kann ich dir noch besser helfen.